Jn diesem gewaltsamen Zustande steiget es mit dem Ausatmen wieder in die Höhe, und es bildet sich dadurch ein unten hohles Gewölbe (l).
Doch das gehört eben so wenig zu einem rechtmäßi- gen Atemholen, was ich sonst gesehen (m), und We- pfer(n), und der berühmte Fontan(o) zu meinem Vergnügen bestätigen, daß nämlich bei den grösten Aus- atmungen das Zwerchfell, welches von den zusammen- gezognen Ribben, und niedersinkender Lunge sehr zusam- mengedrükkt ward, in dem Bauch niedersinke. Die Bauch- muskeln waren in ihrem natürlichen Zustande. Jm Ein- atmen hebt es sich zugleich mit den Ribben in die Höhe (p). Es geschicht eben dieses, wenn der Zwerch- fellsnerve zerschnitten wird, und alsdenn schwillt der Bauch im Ausatmen auf, und er sinkt ein, wenn das Thier einatmet (q).
Die andre Würksamkeit des Zwerchfelles hängt von der Zusammenkunft der widrigen Fäsern der beiden Sei- ten ab. Denn da mitten im Sehnigen die rechte Ribben- fasern mit den linken ein Stükk werden, und da das Zwerchfell von den beweglichen Spizzen der untern Rib- ben entspringt, so kömmt es daher, daß bei zurükkgehalt- nem Atemholen, die fleischige Fasern des Zwerchfells nicht allein niedersteigen, sondern auch zu beiden Seiten, bis zur mittlern Gegend (r), sich zusammenziehen, und
der
(l)[Spaltenumbruch]Exp. 43. u. f. vergl. we- pfer. S. 154. 162. 251. 303.
(m)Exp. 36.
(n) S. 252. SCHWARZ n. 48. deidier. anat. S. 115. plemp fundam. S. 203.
(o) Jm Sendfchreiben an vrb. tosetti, welches iezzt die Presse verlassen. Exp. 86. 93. und sich un- ter den Dissertat. des 3 Toms de part. sensib. et irritat. befindet. Ob [Spaltenumbruch]
daraus die Schwierigkeit, die Zwerch- fellsbewegung zu unterscheiden, ent- standen, da zu Utrecht sechs berühm- te Männer an einem lebendigen Thie- re über der Bewegung dieses Mus- kels nicht eins werden können, mag ich nicht entscheiden. Ab angel. vindic. har. vejan. S. 10.
(p)DEIDIER. angef. Ort. SCHWARZ. angef. Ort.
(q)HOOKE phil. trans. n. 29.
(r)Exp. 41. 48. 53.
J 5
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
Jn dieſem gewaltſamen Zuſtande ſteiget es mit dem Ausatmen wieder in die Hoͤhe, und es bildet ſich dadurch ein unten hohles Gewoͤlbe (l).
Doch das gehoͤrt eben ſo wenig zu einem rechtmaͤßi- gen Atemholen, was ich ſonſt geſehen (m), und We- pfer(n), und der beruͤhmte Fontan(o) zu meinem Vergnuͤgen beſtaͤtigen, daß naͤmlich bei den groͤſten Aus- atmungen das Zwerchfell, welches von den zuſammen- gezognen Ribben, und niederſinkender Lunge ſehr zuſam- mengedruͤkkt ward, in dem Bauch niederſinke. Die Bauch- muskeln waren in ihrem natuͤrlichen Zuſtande. Jm Ein- atmen hebt es ſich zugleich mit den Ribben in die Hoͤhe (p). Es geſchicht eben dieſes, wenn der Zwerch- fellsnerve zerſchnitten wird, und alsdenn ſchwillt der Bauch im Ausatmen auf, und er ſinkt ein, wenn das Thier einatmet (q).
Die andre Wuͤrkſamkeit des Zwerchfelles haͤngt von der Zuſammenkunft der widrigen Faͤſern der beiden Sei- ten ab. Denn da mitten im Sehnigen die rechte Ribben- faſern mit den linken ein Stuͤkk werden, und da das Zwerchfell von den beweglichen Spizzen der untern Rib- ben entſpringt, ſo koͤmmt es daher, daß bei zuruͤkkgehalt- nem Atemholen, die fleiſchige Faſern des Zwerchfells nicht allein niederſteigen, ſondern auch zu beiden Seiten, bis zur mittlern Gegend (r), ſich zuſammenziehen, und
der
(l)[Spaltenumbruch]Exp. 43. u. f. vergl. we- pfer. S. 154. 162. 251. 303.
(m)Exp. 36.
(n) S. 252. SCHWARZ n. 48. deidier. anat. S. 115. plemp fundam. S. 203.
(o) Jm Sendfchreiben an vrb. toſetti, welches iezzt die Preſſe verlaſſen. Exp. 86. 93. und ſich un- ter den Diſſertat. des 3 Toms de part. ſenſib. et irritat. befindet. Ob [Spaltenumbruch]
daraus die Schwierigkeit, die Zwerch- fellsbewegung zu unterſcheiden, ent- ſtanden, da zu Utrecht ſechs beruͤhm- te Maͤnner an einem lebendigen Thie- re uͤber der Bewegung dieſes Mus- kels nicht eins werden koͤnnen, mag ich nicht entſcheiden. Ab angel. vindic. har. vejan. S. 10.
(p)DEIDIER. angef. Ort. SCHWARZ. angef. Ort.
(q)HOOKE phil. tranſ. n. 29.
(r)Exp. 41. 48. 53.
J 5
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
Jn dieſem gewaltſamen Zuſtande ſteiget es mit dem
Ausatmen wieder in die Hoͤhe, und es bildet ſich dadurch
ein unten hohles Gewoͤlbe (l).
Doch das gehoͤrt eben ſo wenig zu einem rechtmaͤßi-
gen Atemholen, was ich ſonſt geſehen (m), und We-
pfer (n), und der beruͤhmte Fontan (o) zu meinem
Vergnuͤgen beſtaͤtigen, daß naͤmlich bei den groͤſten Aus-
atmungen das Zwerchfell, welches von den zuſammen-
gezognen Ribben, und niederſinkender Lunge ſehr zuſam-
mengedruͤkkt ward, in dem Bauch niederſinke. Die Bauch-
muskeln waren in ihrem natuͤrlichen Zuſtande. Jm Ein-
atmen hebt es ſich zugleich mit den Ribben in die
Hoͤhe (p). Es geſchicht eben dieſes, wenn der Zwerch-
fellsnerve zerſchnitten wird, und alsdenn ſchwillt der
Bauch im Ausatmen auf, und er ſinkt ein, wenn das
Thier einatmet (q).
Die andre Wuͤrkſamkeit des Zwerchfelles haͤngt von
der Zuſammenkunft der widrigen Faͤſern der beiden Sei-
ten ab. Denn da mitten im Sehnigen die rechte Ribben-
faſern mit den linken ein Stuͤkk werden, und da das
Zwerchfell von den beweglichen Spizzen der untern Rib-
ben entſpringt, ſo koͤmmt es daher, daß bei zuruͤkkgehalt-
nem Atemholen, die fleiſchige Faſern des Zwerchfells
nicht allein niederſteigen, ſondern auch zu beiden Seiten,
bis zur mittlern Gegend (r), ſich zuſammenziehen, und
der
(l)
Exp. 43. u. f. vergl. we-
pfer. S. 154. 162. 251. 303.
(m) Exp. 36.
(n) S. 252. SCHWARZ n. 48.
deidier. anat. S. 115. plemp
fundam. S. 203.
(o) Jm Sendfchreiben an vrb.
toſetti, welches iezzt die Preſſe
verlaſſen. Exp. 86. 93. und ſich un-
ter den Diſſertat. des 3 Toms de
part. ſenſib. et irritat. befindet. Ob
daraus die Schwierigkeit, die Zwerch-
fellsbewegung zu unterſcheiden, ent-
ſtanden, da zu Utrecht ſechs beruͤhm-
te Maͤnner an einem lebendigen Thie-
re uͤber der Bewegung dieſes Mus-
kels nicht eins werden koͤnnen, mag
ich nicht entſcheiden. Ab angel.
vindic. har. vejan. S. 10.
(p) DEIDIER. angef. Ort.
SCHWARZ. angef. Ort.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/143>, abgerufen am 24.11.2024.
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