beide Theile auf der linken Seite vom Blute länger ge- reizt werden. Hätte ich dieses zuwege gebracht, so sahe ich voraus, daß das Vorrecht einer längern Bewegung von den rechten Herzhölen auf die linken würde können gebracht werden, so ferne sich das Herz von der Kraft des Reizes zusammenzöge; und daß hingegen keine Ver- änderung erfolgen würde, wann unsere Meinung falsch seyn solte. Jch fieng demnach an, den Versuch an ver- schiedenen Thieren zu machen, und befand die Sache ziem- lich schwer. Man muß sich nämlich zu dieser Absicht ei- nes Thieres, das warmes Blut hat, und auf unsere Wei- se Athem holt, bedienen: dergleichen Thiere aber geben gemeiniglich sogleich ihren Geist auf, wenn man beide Brusthölen eröfnet. Durch öfteres Versuchen, und be- sonders an geduldigen Thieren, habe ich endlich einen glüklichen Erfolg davon erhalten.
Jch schnitte demnach die Holadern auf: ich leerte, so viel mir möglich war, das Herzohr, und die Kammer an der rechten Seite aus, und unterband darauf die Blutadern. Dagegen eröfnete ich die Lungenschlagader mit einem grossen Einschnitt, damit sich die rechte Kam- mer desto leichter von ihrem Blute entledigen möchte. Auf diese Art brachte ich so viel zuwege, daß sich das Ohr und die Kammer der rechten Seite ausleerten. Die Lungenblutadern ließ ich dagegen in völliger Freiheit, und unterband nur die Aorte mit einem Faden: auf die- se Weise geschahe es, daß das linke Ohr und die linke Kam- mer Blut bekamen, solches aber nicht wieder heraustrei- ben konnten.
Nachdem dieses also eingerichtet worden, so geschahe es allemal, daß das linke Ohr (i), und die linke Kammer
un-
(i)[Spaltenumbruch]
Es stehen diese Versuche in den Commentar. Societ. Reg. Got- ting. vom Jahre 1751. und in den Memoir. sur le mouvem. du sang, S. 168. u. f. und im Second Me- moire sur les parties sensibl. & irri- [Spaltenumbruch]
tabl. Exp. 515. u. f. Es beschreibt sie auch der Zeuge und Gehülfe bei diesen Versuchen, der berühmte Remus am angef. Ort, S. 14. 15. und der berühmte Caldanus S. 322. u. folg.
Urſachen des Herzſchlages.
beide Theile auf der linken Seite vom Blute laͤnger ge- reizt werden. Haͤtte ich dieſes zuwege gebracht, ſo ſahe ich voraus, daß das Vorrecht einer laͤngern Bewegung von den rechten Herzhoͤlen auf die linken wuͤrde koͤnnen gebracht werden, ſo ferne ſich das Herz von der Kraft des Reizes zuſammenzoͤge; und daß hingegen keine Ver- aͤnderung erfolgen wuͤrde, wann unſere Meinung falſch ſeyn ſolte. Jch fieng demnach an, den Verſuch an ver- ſchiedenen Thieren zu machen, und befand die Sache ziem- lich ſchwer. Man muß ſich naͤmlich zu dieſer Abſicht ei- nes Thieres, das warmes Blut hat, und auf unſere Wei- ſe Athem holt, bedienen: dergleichen Thiere aber geben gemeiniglich ſogleich ihren Geiſt auf, wenn man beide Bruſthoͤlen eroͤfnet. Durch oͤfteres Verſuchen, und be- ſonders an geduldigen Thieren, habe ich endlich einen gluͤklichen Erfolg davon erhalten.
Jch ſchnitte demnach die Holadern auf: ich leerte, ſo viel mir moͤglich war, das Herzohr, und die Kammer an der rechten Seite aus, und unterband darauf die Blutadern. Dagegen eroͤfnete ich die Lungenſchlagader mit einem groſſen Einſchnitt, damit ſich die rechte Kam- mer deſto leichter von ihrem Blute entledigen moͤchte. Auf dieſe Art brachte ich ſo viel zuwege, daß ſich das Ohr und die Kammer der rechten Seite ausleerten. Die Lungenblutadern ließ ich dagegen in voͤlliger Freiheit, und unterband nur die Aorte mit einem Faden: auf die- ſe Weiſe geſchahe es, daß das linke Ohr und die linke Kam- mer Blut bekamen, ſolches aber nicht wieder heraustrei- ben konnten.
Nachdem dieſes alſo eingerichtet worden, ſo geſchahe es allemal, daß das linke Ohr (i), und die linke Kammer
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(i)[Spaltenumbruch]
Es ſtehen dieſe Verſuche in den Commentar. Societ. Reg. Got- ting. vom Jahre 1751. und in den Memoir. ſur le mouvem. du ſang, S. 168. u. f. und im Second Me- moire ſur les parties ſenſibl. & irri- [Spaltenumbruch]
tabl. Exp. 515. u. f. Es beſchreibt ſie auch der Zeuge und Gehuͤlfe bei dieſen Verſuchen, der beruͤhmte Remus am angef. Ort, S. 14. 15. und der beruͤhmte Caldanus S. 322. u. folg.
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Urſachen des Herzſchlages.
beide Theile auf der linken Seite vom Blute laͤnger ge-
reizt werden. Haͤtte ich dieſes zuwege gebracht, ſo ſahe
ich voraus, daß das Vorrecht einer laͤngern Bewegung
von den rechten Herzhoͤlen auf die linken wuͤrde koͤnnen
gebracht werden, ſo ferne ſich das Herz von der Kraft
des Reizes zuſammenzoͤge; und daß hingegen keine Ver-
aͤnderung erfolgen wuͤrde, wann unſere Meinung falſch
ſeyn ſolte. Jch fieng demnach an, den Verſuch an ver-
ſchiedenen Thieren zu machen, und befand die Sache ziem-
lich ſchwer. Man muß ſich naͤmlich zu dieſer Abſicht ei-
nes Thieres, das warmes Blut hat, und auf unſere Wei-
ſe Athem holt, bedienen: dergleichen Thiere aber geben
gemeiniglich ſogleich ihren Geiſt auf, wenn man beide
Bruſthoͤlen eroͤfnet. Durch oͤfteres Verſuchen, und be-
ſonders an geduldigen Thieren, habe ich endlich einen
gluͤklichen Erfolg davon erhalten.
Jch ſchnitte demnach die Holadern auf: ich leerte,
ſo viel mir moͤglich war, das Herzohr, und die Kammer
an der rechten Seite aus, und unterband darauf die
Blutadern. Dagegen eroͤfnete ich die Lungenſchlagader
mit einem groſſen Einſchnitt, damit ſich die rechte Kam-
mer deſto leichter von ihrem Blute entledigen moͤchte.
Auf dieſe Art brachte ich ſo viel zuwege, daß ſich das Ohr
und die Kammer der rechten Seite ausleerten. Die
Lungenblutadern ließ ich dagegen in voͤlliger Freiheit,
und unterband nur die Aorte mit einem Faden: auf die-
ſe Weiſe geſchahe es, daß das linke Ohr und die linke Kam-
mer Blut bekamen, ſolches aber nicht wieder heraustrei-
ben konnten.
Nachdem dieſes alſo eingerichtet worden, ſo geſchahe
es allemal, daß das linke Ohr (i), und die linke Kammer
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Es ſtehen dieſe Verſuche in
den Commentar. Societ. Reg. Got-
ting. vom Jahre 1751. und in den
Memoir. ſur le mouvem. du ſang,
S. 168. u. f. und im Second Me-
moire ſur les parties ſenſibl. & irri-
tabl. Exp. 515. u. f. Es beſchreibt
ſie auch der Zeuge und Gehuͤlfe bei
dieſen Verſuchen, der beruͤhmte
Remus am angef. Ort, S. 14. 15.
und der beruͤhmte Caldanus S.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/999>, abgerufen am 23.11.2024.
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