Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Ursachen des Herzschlages.
zig (h), auch funfzig (i) Stunden, oder überhaupt viele
Stunden lang, und es dauret die reizbare Beschaffenheit
desselben bis in den dritten und vierten Tag (l), da man
dasselbe durch die Reizungen wieder zum Schlagen brin-
gen kann. Am Frosche ist eben diese Dauer derer Herz-
schläge schon zur Genüge bekannt (m). Jn Ansehung
derer Schnekken (n) und Kammuscheln (o) sind von be-
rühmten Männern ebenfalls Erfahrungen vorhanden.

Ohnerachtet nun bei Thieren, die warmes Blut ha-
ben, diese Bewegung nicht so lange anhält, und das Herz
gemeiniglich, wenn es kalt geworden, stille stehet, so bald
das Fett gerinnet und hart wird: so fehlt es doch nicht
an Versuchen, da das aus dem Körper gerissene Herz ei-
ne Zeitlang geschlagen hat, und sich durch einiges Rei-
zen aus der Ruhe wieder in Bewegung hat bringen las-
sen. Man hat dieses an der Maus (p) und am Jgel (q)
gesehen, da das Herz zwo Stunden und länger, nach
dem Ausschneiden (r), fortgelebt, welches auch von der
Kazze (s) gilt, wie ich es ebenfalls beobachtet habe. Auch
am Hunde (t) haben andere wahrgenommen (u), daß
sich das Herz sehr vielmal zusammengezogen und erwei-
tert hat, wie denn auch nur ohnlängst noch der sehr ge-
fällige Urban Tosetti bezeuget, wie er selbst gesehen,
daß das Herz 7 Minuten (x) und länger, und endlich 26
(k)

Minu-
(h) [Spaltenumbruch] Charas de Theriaca, S. 43.
(i) Fabricius S. 210.
(l) Muralt Colleg. anat. S. 321.
(m) Observ. colleg. priv. Am-
stclod.
S. 29.
(n) Baker Microscope made
easy,
S. 138. Es schlägt zwölf
Stunden lang, Lister de Cochlea
S. 38. 39.
(o) Boyle de util. philos. ex-
perim.
S. 222.
(p) Zimmermann S. 56.
(q) [Spaltenumbruch] J. Jac. Peyer Obs. S. 81.
(r) Templer Philos. Transact.
n.
93.
(s) Woodward Supplem. S.
77. Zimmermann S. 57.
(t) Schneider de corde S. 37.
(als man es unterbunden und auf-
geblasen hatte.) Ens am angef.
Ort n. 14.
(u) Pecquet Diss. I. S. 5.
(x) Lettera II. esper. 17. Es sez-
zet sein Schlagen bis zur zwolften
Minute fort, wenn man es mit
Reizungen dazu erwekket hat.
(k) Charas de la vipere, S. 6.
Charleton three lectures, S. 79.
in laulichtem Wasser.
L l l 3

Urſachen des Herzſchlages.
zig (h), auch funfzig (i) Stunden, oder uͤberhaupt viele
Stunden lang, und es dauret die reizbare Beſchaffenheit
deſſelben bis in den dritten und vierten Tag (l), da man
daſſelbe durch die Reizungen wieder zum Schlagen brin-
gen kann. Am Froſche iſt eben dieſe Dauer derer Herz-
ſchlaͤge ſchon zur Genuͤge bekannt (m). Jn Anſehung
derer Schnekken (n) und Kammuſcheln (o) ſind von be-
ruͤhmten Maͤnnern ebenfalls Erfahrungen vorhanden.

Ohnerachtet nun bei Thieren, die warmes Blut ha-
ben, dieſe Bewegung nicht ſo lange anhaͤlt, und das Herz
gemeiniglich, wenn es kalt geworden, ſtille ſtehet, ſo bald
das Fett gerinnet und hart wird: ſo fehlt es doch nicht
an Verſuchen, da das aus dem Koͤrper geriſſene Herz ei-
ne Zeitlang geſchlagen hat, und ſich durch einiges Rei-
zen aus der Ruhe wieder in Bewegung hat bringen laſ-
ſen. Man hat dieſes an der Maus (p) und am Jgel (q)
geſehen, da das Herz zwo Stunden und laͤnger, nach
dem Ausſchneiden (r), fortgelebt, welches auch von der
Kazze (s) gilt, wie ich es ebenfalls beobachtet habe. Auch
am Hunde (t) haben andere wahrgenommen (u), daß
ſich das Herz ſehr vielmal zuſammengezogen und erwei-
tert hat, wie denn auch nur ohnlaͤngſt noch der ſehr ge-
faͤllige Urban Toſetti bezeuget, wie er ſelbſt geſehen,
daß das Herz 7 Minuten (x) und laͤnger, und endlich 26
(k)

Minu-
(h) [Spaltenumbruch] Charas de Theriaca, S. 43.
(i) Fabricius S. 210.
(l) Muralt Colleg. anat. S. 321.
(m) Obſerv. colleg. priv. Am-
ſtclod.
S. 29.
(n) Baker Microſcope made
eaſy,
S. 138. Es ſchlaͤgt zwoͤlf
Stunden lang, Liſter de Cochlea
S. 38. 39.
(o) Boyle de util. philoſ. ex-
perim.
S. 222.
(p) Zimmermann S. 56.
(q) [Spaltenumbruch] J. Jac. Peyer Obſ. S. 81.
(r) Templer Philoſ. Tranſact.
n.
93.
(s) Woodward Supplem. S.
77. Zimmermann S. 57.
(t) Schneider de corde S. 37.
(als man es unterbunden und auf-
geblaſen hatte.) Ens am angef.
Ort n. 14.
(u) Pecquet Diſſ. I. S. 5.
(x) Lettera II. eſper. 17. Es ſez-
zet ſein Schlagen bis zur zwolften
Minute fort, wenn man es mit
Reizungen dazu erwekket hat.
(k) Charas de la vipere, S. 6.
Charleton three lectures, S. 79.
in laulichtem Waſſer.
L l l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0957" n="901"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ur&#x017F;achen des Herz&#x017F;chlages.</hi></fw><lb/>
zig <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#fr">Charas</hi><hi rendition="#aq">de Theriaca,</hi> S. 43.</note>, auch funfzig <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#fr">Fabricius</hi> S. 210.</note> Stunden, oder u&#x0364;berhaupt viele<lb/>
Stunden lang, und es dauret die reizbare Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben bis in den dritten und vierten Tag <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#fr">Muralt</hi><hi rendition="#aq">Colleg. anat.</hi> S. 321.</note>, da man<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe durch die Reizungen wieder zum Schlagen brin-<lb/>
gen kann. Am Fro&#x017F;che i&#x017F;t eben die&#x017F;e Dauer derer Herz-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;chon zur Genu&#x0364;ge bekannt <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;erv. colleg. priv. Am-<lb/>
&#x017F;tclod.</hi> S. 29.</note>. Jn An&#x017F;ehung<lb/>
derer Schnekken <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#fr">Baker</hi><hi rendition="#aq">Micro&#x017F;cope made<lb/>
ea&#x017F;y,</hi> S. 138. Es &#x017F;chla&#x0364;gt zwo&#x0364;lf<lb/>
Stunden lang, <hi rendition="#fr">Li&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq">de Cochlea</hi><lb/>
S. 38. 39.</note> und Kammu&#x017F;cheln <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#fr">Boyle</hi><hi rendition="#aq">de util. philo&#x017F;. ex-<lb/>
perim.</hi> S. 222.</note> &#x017F;ind von be-<lb/>
ru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nnern ebenfalls Erfahrungen vorhanden.</p><lb/>
            <p>Ohnerachtet nun bei Thieren, die warmes Blut ha-<lb/>
ben, die&#x017F;e Bewegung nicht &#x017F;o lange anha&#x0364;lt, und das Herz<lb/>
gemeiniglich, wenn es kalt geworden, &#x017F;tille &#x017F;tehet, &#x017F;o bald<lb/>
das Fett gerinnet und hart wird: &#x017F;o fehlt es doch nicht<lb/>
an Ver&#x017F;uchen, da das aus dem Ko&#x0364;rper geri&#x017F;&#x017F;ene Herz ei-<lb/>
ne Zeitlang ge&#x017F;chlagen hat, und &#x017F;ich durch einiges Rei-<lb/>
zen aus der Ruhe wieder in Bewegung hat bringen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Man hat die&#x017F;es an der Maus <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#fr">Zimmermann</hi> S. 56.</note> und am Jgel <note place="foot" n="(q)"><cb/>
J. Jac. <hi rendition="#fr">Peyer</hi> <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;.</hi> S. 81.</note><lb/>
ge&#x017F;ehen, da das Herz zwo Stunden und la&#x0364;nger, nach<lb/>
dem Aus&#x017F;chneiden <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#fr">Templer</hi><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Tran&#x017F;act.<lb/>
n.</hi> 93.</note>, fortgelebt, welches auch von der<lb/>
Kazze <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#fr">Woodward</hi><hi rendition="#aq">Supplem.</hi> S.<lb/>
77. <hi rendition="#fr">Zimmermann</hi> S. 57.</note> gilt, wie ich es ebenfalls beobachtet habe. Auch<lb/>
am Hunde <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#fr">Schneider</hi><hi rendition="#aq">de corde</hi> S. 37.<lb/>
(als man es unterbunden und auf-<lb/>
gebla&#x017F;en hatte.) <hi rendition="#fr">Ens</hi> am angef.<lb/>
Ort <hi rendition="#aq">n.</hi> 14.</note> haben andere wahrgenommen <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#fr">Pecquet</hi><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;. I.</hi> S. 5.</note>, daß<lb/>
&#x017F;ich das Herz &#x017F;ehr vielmal zu&#x017F;ammengezogen und erwei-<lb/>
tert hat, wie denn auch nur ohnla&#x0364;ng&#x017F;t noch der &#x017F;ehr ge-<lb/>
fa&#x0364;llige Urban <hi rendition="#fr">To&#x017F;etti</hi> bezeuget, wie er &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen,<lb/>
daß das Herz 7 Minuten <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Lettera II. e&#x017F;per.</hi> 17. Es &#x017F;ez-<lb/>
zet &#x017F;ein Schlagen bis zur zwolften<lb/>
Minute fort, wenn man es mit<lb/>
Reizungen dazu erwekket hat.</note> und la&#x0364;nger, und endlich 26<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Minu-</fw><lb/><note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#fr">Charas</hi><hi rendition="#aq">de la vipere,</hi> S. 6.<lb/><hi rendition="#fr">Charleton</hi> <hi rendition="#aq">three lectures,</hi> S. 79.<lb/>
in laulichtem Wa&#x017F;&#x017F;er.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[901/0957] Urſachen des Herzſchlages. zig (h), auch funfzig (i) Stunden, oder uͤberhaupt viele Stunden lang, und es dauret die reizbare Beſchaffenheit deſſelben bis in den dritten und vierten Tag (l), da man daſſelbe durch die Reizungen wieder zum Schlagen brin- gen kann. Am Froſche iſt eben dieſe Dauer derer Herz- ſchlaͤge ſchon zur Genuͤge bekannt (m). Jn Anſehung derer Schnekken (n) und Kammuſcheln (o) ſind von be- ruͤhmten Maͤnnern ebenfalls Erfahrungen vorhanden. Ohnerachtet nun bei Thieren, die warmes Blut ha- ben, dieſe Bewegung nicht ſo lange anhaͤlt, und das Herz gemeiniglich, wenn es kalt geworden, ſtille ſtehet, ſo bald das Fett gerinnet und hart wird: ſo fehlt es doch nicht an Verſuchen, da das aus dem Koͤrper geriſſene Herz ei- ne Zeitlang geſchlagen hat, und ſich durch einiges Rei- zen aus der Ruhe wieder in Bewegung hat bringen laſ- ſen. Man hat dieſes an der Maus (p) und am Jgel (q) geſehen, da das Herz zwo Stunden und laͤnger, nach dem Ausſchneiden (r), fortgelebt, welches auch von der Kazze (s) gilt, wie ich es ebenfalls beobachtet habe. Auch am Hunde (t) haben andere wahrgenommen (u), daß ſich das Herz ſehr vielmal zuſammengezogen und erwei- tert hat, wie denn auch nur ohnlaͤngſt noch der ſehr ge- faͤllige Urban Toſetti bezeuget, wie er ſelbſt geſehen, daß das Herz 7 Minuten (x) und laͤnger, und endlich 26 Minu- (k) (h) Charas de Theriaca, S. 43. (i) Fabricius S. 210. (l) Muralt Colleg. anat. S. 321. (m) Obſerv. colleg. priv. Am- ſtclod. S. 29. (n) Baker Microſcope made eaſy, S. 138. Es ſchlaͤgt zwoͤlf Stunden lang, Liſter de Cochlea S. 38. 39. (o) Boyle de util. philoſ. ex- perim. S. 222. (p) Zimmermann S. 56. (q) J. Jac. Peyer Obſ. S. 81. (r) Templer Philoſ. Tranſact. n. 93. (s) Woodward Supplem. S. 77. Zimmermann S. 57. (t) Schneider de corde S. 37. (als man es unterbunden und auf- geblaſen hatte.) Ens am angef. Ort n. 14. (u) Pecquet Diſſ. I. S. 5. (x) Lettera II. eſper. 17. Es ſez- zet ſein Schlagen bis zur zwolften Minute fort, wenn man es mit Reizungen dazu erwekket hat. (k) Charas de la vipere, S. 6. Charleton three lectures, S. 79. in laulichtem Waſſer. L l l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/957
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/957>, abgerufen am 21.05.2024.