che der Bewegung nicht bei dem Herzen befindlich ist, al- lerdings noch eine andere müsse vorhanden seyn.
Endlich kann man auch, daß dieses Vermögen des Herzens von der Kraft der Nerven ganz unterschieden sey, aus denen Exempeln erkennen, da das völlig aus der Brust gerissene Herz, welches nun gar keine Gemein- schaft mit dem Gehirne mehr hat, und an dem alle Ner- ven zerstöret worden, gleichwol noch in guter Ordnung und ununterbrochen in seiner zitternden Bewegung fort- gefahren habe. Bei kalten, und nur mit einer einzigen Kammer versehenen Thieren, lassen sich diese Versuche am allerbesten anstellen, indem sich an diesen überhaupt die reizbare Kraft des Herzens länger äussert, und nicht al- lein, wenn bereits alle Eingeweide herausgenommen sind, das Leben noch einen ganzen Tag, und länger fort- währt (f), sondern auch die Ursache, wodurch noch lan- ge Zeit nach dem Tode gefährliche Bisse hervorgebracht werden (g), fortwirket, und das Herz hartnäkkig in sei- ner Bewegung fortfähret (h).
Es hat schon vorlängst Cleanthes(i) in seinen Schriften angemerket, daß das Herz der Thiere, welches man ihnen aus der Brust gerissen, wunderbarer Weise fortschlage, und so zu sagen dem Feuer nachahme. Wenn man einem Frosche das Herz herausschneidet, so fährt es noch viele Stunden fort sich vollkommen zusammen zu ziehen, und zu erweitern (k), und es beobachtet auch ebe-
ner
(f)[Spaltenumbruch]SeverinVipera pythia, S. 118. 119. Charasde Theriaca S. 6. 43.
(g) Es soll von denen Nattern an einem andern Orte gezeiget wer- den.
(h)Listerde Humoribus, C. 2. u. f.
(i) Beim Cicerode natura Deorum, L. II. S. 561.
(k)[Spaltenumbruch]Borrichius beim Bartho- linEpist. 76. cent. IV. S. 447. Colleg. priv. Amstelod. obs. S. 29. (nachdem das Herz unterbunden worden). BagliviusAnat. fibr. S. 401. Browne Langrish am angef. Ort. S. 21. Zimmermann am angef. Ort S. 55. 56. 57. Whytt am angef. Ort S. 349. Second Memoire sur les part. sen- sibl. & irritabl. Exp. 479. 480.
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Urſachen des Herzſchlages.
che der Bewegung nicht bei dem Herzen befindlich iſt, al- lerdings noch eine andere muͤſſe vorhanden ſeyn.
Endlich kann man auch, daß dieſes Vermoͤgen des Herzens von der Kraft der Nerven ganz unterſchieden ſey, aus denen Exempeln erkennen, da das voͤllig aus der Bruſt geriſſene Herz, welches nun gar keine Gemein- ſchaft mit dem Gehirne mehr hat, und an dem alle Ner- ven zerſtoͤret worden, gleichwol noch in guter Ordnung und ununterbrochen in ſeiner zitternden Bewegung fort- gefahren habe. Bei kalten, und nur mit einer einzigen Kammer verſehenen Thieren, laſſen ſich dieſe Verſuche am allerbeſten anſtellen, indem ſich an dieſen uͤberhaupt die reizbare Kraft des Herzens laͤnger aͤuſſert, und nicht al- lein, wenn bereits alle Eingeweide herausgenommen ſind, das Leben noch einen ganzen Tag, und laͤnger fort- waͤhrt (f), ſondern auch die Urſache, wodurch noch lan- ge Zeit nach dem Tode gefaͤhrliche Biſſe hervorgebracht werden (g), fortwirket, und das Herz hartnaͤkkig in ſei- ner Bewegung fortfaͤhret (h).
Es hat ſchon vorlaͤngſt Cleanthes(i) in ſeinen Schriften angemerket, daß das Herz der Thiere, welches man ihnen aus der Bruſt geriſſen, wunderbarer Weiſe fortſchlage, und ſo zu ſagen dem Feuer nachahme. Wenn man einem Froſche das Herz herausſchneidet, ſo faͤhrt es noch viele Stunden fort ſich vollkommen zuſammen zu ziehen, und zu erweitern (k), und es beobachtet auch ebe-
ner
(f)[Spaltenumbruch]SeverinVipera pythia, S. 118. 119. Charasde Theriaca S. 6. 43.
(g) Es ſoll von denen Nattern an einem andern Orte gezeiget wer- den.
(h)Liſterde Humoribus, C. 2. u. f.
(i) Beim Cicerode natura Deorum, L. II. S. 561.
(k)[Spaltenumbruch]Borrichius beim Bartho- linEpiſt. 76. cent. IV. S. 447. Colleg. priv. Amſtelod. obſ. S. 29. (nachdem das Herz unterbunden worden). BagliviusAnat. fibr. S. 401. Browne Langrish am angef. Ort. S. 21. Zimmermann am angef. Ort S. 55. 56. 57. Whytt am angef. Ort S. 349. Second Memoire ſur les part. ſen- ſibl. & irritabl. Exp. 479. 480.
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Urſachen des Herzſchlages.
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lerdings noch eine andere muͤſſe vorhanden ſeyn.
Endlich kann man auch, daß dieſes Vermoͤgen des
Herzens von der Kraft der Nerven ganz unterſchieden ſey,
aus denen Exempeln erkennen, da das voͤllig aus der
Bruſt geriſſene Herz, welches nun gar keine Gemein-
ſchaft mit dem Gehirne mehr hat, und an dem alle Ner-
ven zerſtoͤret worden, gleichwol noch in guter Ordnung
und ununterbrochen in ſeiner zitternden Bewegung fort-
gefahren habe. Bei kalten, und nur mit einer einzigen
Kammer verſehenen Thieren, laſſen ſich dieſe Verſuche am
allerbeſten anſtellen, indem ſich an dieſen uͤberhaupt die
reizbare Kraft des Herzens laͤnger aͤuſſert, und nicht al-
lein, wenn bereits alle Eingeweide herausgenommen
ſind, das Leben noch einen ganzen Tag, und laͤnger fort-
waͤhrt (f), ſondern auch die Urſache, wodurch noch lan-
ge Zeit nach dem Tode gefaͤhrliche Biſſe hervorgebracht
werden (g), fortwirket, und das Herz hartnaͤkkig in ſei-
ner Bewegung fortfaͤhret (h).
Es hat ſchon vorlaͤngſt Cleanthes (i) in ſeinen
Schriften angemerket, daß das Herz der Thiere, welches
man ihnen aus der Bruſt geriſſen, wunderbarer Weiſe
fortſchlage, und ſo zu ſagen dem Feuer nachahme. Wenn
man einem Froſche das Herz herausſchneidet, ſo faͤhrt es
noch viele Stunden fort ſich vollkommen zuſammen zu
ziehen, und zu erweitern (k), und es beobachtet auch ebe-
ner
(f)
Severin Vipera pythia, S.
118. 119. Charas de Theriaca S.
6. 43.
(g) Es ſoll von denen Nattern
an einem andern Orte gezeiget wer-
den.
(h) Liſter de Humoribus, C. 2.
u. f.
(i) Beim Cicero de natura
Deorum, L. II. S. 561.
(k)
Borrichius beim Bartho-
lin Epiſt. 76. cent. IV. S. 447.
Colleg. priv. Amſtelod. obſ. S. 29.
(nachdem das Herz unterbunden
worden). Baglivius Anat. fibr.
S. 401. Browne Langrish am
angef. Ort. S. 21. Zimmermann
am angef. Ort S. 55. 56. 57.
Whytt am angef. Ort S. 349.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/955>, abgerufen am 23.11.2024.
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