gen Herzschlage erweitert, sie ändern die Gestalt ihrer Biegungen, und nehmen eine grössere Länge an. Mit was für Schwierigkeiten dieses geschehe, erfahren diejeni- gen, welche sich die Mühe geben, an todten Körpern die Gefässe auszusprizzen. Es werden dadurch nicht nur die Schlagadern angefüllet, sondern auch sogar nicht selten durch die blosse Kraft des Herzens zerrissen (l), die Blut- adern (m) bersten von dem bereits geschwächten Antriebe des Herzens, und es wird endlich die Aorte so stark aus- gedehnt, daß das klopfende Herz die Ribben auswärts herauspresset (n), und zuweilen gar zerbricht (o). Fer- ner meldet man auch, daß in Schlagadergeschwülsten einer grossen Schlagader die Ribben aus ihrer Stelle ver- rükt (p) und zerbrochen (q) worden, daß das Brustbein durchlöchert (r), und eins von denen Schlüsselbeinen zer- brochen, das andere verrenkt worden (s). Ein ausein- ander gedrengtes Herzohr hatte auch die Ribben entzwei gebrochen (t).
Ferner werden die zweihundert Pfunde, welche das Gewichte des menschlichen Körpers ausmachen, in der That durch eine jede Pulsirung der Schlagadern nach allen Seiten empor gehoben. Man findet selten Men- schen, welche Gewichte dergestalt fest mit der Hand hal- ten können, daß sie nicht bei jedem Pulsschlage etwas erhoben werden, und in der nächsten Zusammenziehung der Schlagader niedersinken sollten. Denn es werden alle Theile des ganzen Körpers in eben dem Augenblikke
nach
(l)[Spaltenumbruch]
Jm 5ten Buche.
(m)L. II. S. 129. u. f.
(n)R. de graaf de succo pan- creatico S. 87.
(o)Waldschmidin Disp. de Fractura absque causa externa.
(p)Anton de heyde Centur. obs. n. 34.
(q)Angelus victorivs in der Geschichte von der Krankheit, und [Spaltenumbruch]
dem Tode Philipp Neri. Daß dieses sich oft eräugne, bezeugt Fernelius,Patholog. L. V. c. 12.
(r)Fischerde modo, quo se ossa accomodant u. s. f. S. 32.
(s)Henr. Franc. le dran Obs. de chirurg. 40.
(t)manne in Obs. post dioni- sii Cours de chirurgie.
Viertes Buch. Das Herz.
gen Herzſchlage erweitert, ſie aͤndern die Geſtalt ihrer Biegungen, und nehmen eine groͤſſere Laͤnge an. Mit was fuͤr Schwierigkeiten dieſes geſchehe, erfahren diejeni- gen, welche ſich die Muͤhe geben, an todten Koͤrpern die Gefaͤſſe auszuſprizzen. Es werden dadurch nicht nur die Schlagadern angefuͤllet, ſondern auch ſogar nicht ſelten durch die bloſſe Kraft des Herzens zerriſſen (l), die Blut- adern (m) berſten von dem bereits geſchwaͤchten Antriebe des Herzens, und es wird endlich die Aorte ſo ſtark aus- gedehnt, daß das klopfende Herz die Ribben auswaͤrts herauspreſſet (n), und zuweilen gar zerbricht (o). Fer- ner meldet man auch, daß in Schlagadergeſchwuͤlſten einer groſſen Schlagader die Ribben aus ihrer Stelle ver- ruͤkt (p) und zerbrochen (q) worden, daß das Bruſtbein durchloͤchert (r), und eins von denen Schluͤſſelbeinen zer- brochen, das andere verrenkt worden (s). Ein ausein- ander gedrengtes Herzohr hatte auch die Ribben entzwei gebrochen (t).
Ferner werden die zweihundert Pfunde, welche das Gewichte des menſchlichen Koͤrpers ausmachen, in der That durch eine jede Pulſirung der Schlagadern nach allen Seiten empor gehoben. Man findet ſelten Men- ſchen, welche Gewichte dergeſtalt feſt mit der Hand hal- ten koͤnnen, daß ſie nicht bei jedem Pulsſchlage etwas erhoben werden, und in der naͤchſten Zuſammenziehung der Schlagader niederſinken ſollten. Denn es werden alle Theile des ganzen Koͤrpers in eben dem Augenblikke
nach
(l)[Spaltenumbruch]
Jm 5ten Buche.
(m)L. II. S. 129. u. f.
(n)R. de graaf de ſucco pan- creatico S. 87.
(o)Waldſchmidin Diſp. de Fractura absque cauſa externa.
(p)Anton de heyde Centur. obſ. n. 34.
(q)Angelus victorivs in der Geſchichte von der Krankheit, und [Spaltenumbruch]
dem Tode Philipp Neri. Daß dieſes ſich oft eraͤugne, bezeugt Fernelius,Patholog. L. V. c. 12.
(r)Fiſcherde modo, quo ſe oſſa accomodant u. ſ. f. S. 32.
(s)Henr. Franc. le dran Obſ. de chirurg. 40.
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[876/0932]
Viertes Buch. Das Herz.
gen Herzſchlage erweitert, ſie aͤndern die Geſtalt ihrer
Biegungen, und nehmen eine groͤſſere Laͤnge an. Mit
was fuͤr Schwierigkeiten dieſes geſchehe, erfahren diejeni-
gen, welche ſich die Muͤhe geben, an todten Koͤrpern die
Gefaͤſſe auszuſprizzen. Es werden dadurch nicht nur die
Schlagadern angefuͤllet, ſondern auch ſogar nicht ſelten
durch die bloſſe Kraft des Herzens zerriſſen (l), die Blut-
adern (m) berſten von dem bereits geſchwaͤchten Antriebe
des Herzens, und es wird endlich die Aorte ſo ſtark aus-
gedehnt, daß das klopfende Herz die Ribben auswaͤrts
herauspreſſet (n), und zuweilen gar zerbricht (o). Fer-
ner meldet man auch, daß in Schlagadergeſchwuͤlſten
einer groſſen Schlagader die Ribben aus ihrer Stelle ver-
ruͤkt (p) und zerbrochen (q) worden, daß das Bruſtbein
durchloͤchert (r), und eins von denen Schluͤſſelbeinen zer-
brochen, das andere verrenkt worden (s). Ein ausein-
ander gedrengtes Herzohr hatte auch die Ribben entzwei
gebrochen (t).
Ferner werden die zweihundert Pfunde, welche das
Gewichte des menſchlichen Koͤrpers ausmachen, in der
That durch eine jede Pulſirung der Schlagadern nach
allen Seiten empor gehoben. Man findet ſelten Men-
ſchen, welche Gewichte dergeſtalt feſt mit der Hand hal-
ten koͤnnen, daß ſie nicht bei jedem Pulsſchlage etwas
erhoben werden, und in der naͤchſten Zuſammenziehung
der Schlagader niederſinken ſollten. Denn es werden
alle Theile des ganzen Koͤrpers in eben dem Augenblikke
nach
(l)
Jm 5ten Buche.
(m) L. II. S. 129. u. f.
(n) R. de graaf de ſucco pan-
creatico S. 87.
(o) Waldſchmid in Diſp. de
Fractura absque cauſa externa.
(p) Anton de heyde Centur.
obſ. n. 34.
(q) Angelus victorivs in der
Geſchichte von der Krankheit, und
dem Tode Philipp Neri. Daß
dieſes ſich oft eraͤugne, bezeugt
Fernelius, Patholog. L. V. c. 12.
(r) Fiſcher de modo, quo ſe
oſſa accomodant u. ſ. f. S. 32.
(s) Henr. Franc. le dran Obſ.
de chirurg. 40.
(t) manne in Obſ. poſt dioni-
sii Cours de chirurgie.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 876. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/932>, abgerufen am 09.07.2024.
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