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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bewegung des Herzens.
Blutes Widerstand thut, die das Herz heraustreibt. Es
hätte aber auch Keil an seine Verspätungen, die gar zu
unrichtig sind, gedenken sollen, wenn er die Geschwindig-
keit, die in der haarförmigen Schlagader, bis auf den
5233sten Theil der ersten Geschwindigkeit ist vermindert
worden, in der Blutader wieder auf zwei Fünftheile von
der ersten Geschwindigkeit sezzet. Denn daß der grösse-
ste Theil dieser Geschwindigkeit wirklich von dem Herzen
herrühre, zeiget auch schon der Versuch ganz deutlich,
nach welchen bereits bekannt ist, daß das Blut zweimal
so hoch, und darüber, aus der Schlagader herausspringe,
wenn sich das Herz zusammenziehet. Jch will mich bei
dieser Rechnung nicht aufhalten, inzwischen beträgt doch
der erstere Widerstand hundert Pfunde, und darüber,
selbst nach Keils Zeugnisse, welche von den zwoen Un-
zen der neuen Blutwelle so geschwinde fortgestossen wer-
den, daß diese Geschwindigkeit, wenn sie bis auf
vermindert worden, wieder auf 2/5 zu stehen kommt (b).

Es sind aber auch noch ganz leichte Versuche vorhan-
den, und es hat in der That Wilhelm Cheselden un-
recht (c), daß er die kleine Kraft des Herzens daraus her-
leiten will, weil man das ganze Thier vermittelst einer
geringen Kraft mit Säften aussprizzen kann. Die Er-
fahrung des Stephan Hales (d) ist weit richtiger, da
er gefunden, daß ein Fall von eilf Fuß, oder ein sechsmal
höherer, als ihn Keil verlangt, dazu erfordert werde,
wenn das Wasser den ganzen thierischen Körper anfüllen,
und durch die Blutadern aus den Schlagadern zurükkom-
men soll. Jch habe hingegen in so vielen Versuchen ge-
sehen und erfahren, daß die Sprizze nicht von der Kraft
der Hand allein, welche leicht zweihundert Pfunde aus

der
(b) [Spaltenumbruch] Daß er die Verspätuugen
aus der acht gelassen, hat schon
Michelottus am angef. Ort, S.
115. erinnert.
(c) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort.
(d) Phil. exper. S. 84. 91.

Die Bewegung des Herzens.
Blutes Widerſtand thut, die das Herz heraustreibt. Es
haͤtte aber auch Keil an ſeine Verſpaͤtungen, die gar zu
unrichtig ſind, gedenken ſollen, wenn er die Geſchwindig-
keit, die in der haarfoͤrmigen Schlagader, bis auf den
5233ſten Theil der erſten Geſchwindigkeit iſt vermindert
worden, in der Blutader wieder auf zwei Fuͤnftheile von
der erſten Geſchwindigkeit ſezzet. Denn daß der groͤſſe-
ſte Theil dieſer Geſchwindigkeit wirklich von dem Herzen
herruͤhre, zeiget auch ſchon der Verſuch ganz deutlich,
nach welchen bereits bekannt iſt, daß das Blut zweimal
ſo hoch, und daruͤber, aus der Schlagader herausſpringe,
wenn ſich das Herz zuſammenziehet. Jch will mich bei
dieſer Rechnung nicht aufhalten, inzwiſchen betraͤgt doch
der erſtere Widerſtand hundert Pfunde, und daruͤber,
ſelbſt nach Keils Zeugniſſe, welche von den zwoen Un-
zen der neuen Blutwelle ſo geſchwinde fortgeſtoſſen wer-
den, daß dieſe Geſchwindigkeit, wenn ſie bis auf
vermindert worden, wieder auf ⅖ zu ſtehen kommt (b).

Es ſind aber auch noch ganz leichte Verſuche vorhan-
den, und es hat in der That Wilhelm Cheſelden un-
recht (c), daß er die kleine Kraft des Herzens daraus her-
leiten will, weil man das ganze Thier vermittelſt einer
geringen Kraft mit Saͤften ausſprizzen kann. Die Er-
fahrung des Stephan Hales (d) iſt weit richtiger, da
er gefunden, daß ein Fall von eilf Fuß, oder ein ſechsmal
hoͤherer, als ihn Keil verlangt, dazu erfordert werde,
wenn das Waſſer den ganzen thieriſchen Koͤrper anfuͤllen,
und durch die Blutadern aus den Schlagadern zuruͤkkom-
men ſoll. Jch habe hingegen in ſo vielen Verſuchen ge-
ſehen und erfahren, daß die Sprizze nicht von der Kraft
der Hand allein, welche leicht zweihundert Pfunde aus

der
(b) [Spaltenumbruch] Daß er die Verſpaͤtuugen
aus der acht gelaſſen, hat ſchon
Michelottus am angef. Ort, S.
115. erinnert.
(c) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort.
(d) Phil. exper. S. 84. 91.
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[863/0919] Die Bewegung des Herzens. Blutes Widerſtand thut, die das Herz heraustreibt. Es haͤtte aber auch Keil an ſeine Verſpaͤtungen, die gar zu unrichtig ſind, gedenken ſollen, wenn er die Geſchwindig- keit, die in der haarfoͤrmigen Schlagader, bis auf den 5233ſten Theil der erſten Geſchwindigkeit iſt vermindert worden, in der Blutader wieder auf zwei Fuͤnftheile von der erſten Geſchwindigkeit ſezzet. Denn daß der groͤſſe- ſte Theil dieſer Geſchwindigkeit wirklich von dem Herzen herruͤhre, zeiget auch ſchon der Verſuch ganz deutlich, nach welchen bereits bekannt iſt, daß das Blut zweimal ſo hoch, und daruͤber, aus der Schlagader herausſpringe, wenn ſich das Herz zuſammenziehet. Jch will mich bei dieſer Rechnung nicht aufhalten, inzwiſchen betraͤgt doch der erſtere Widerſtand hundert Pfunde, und daruͤber, ſelbſt nach Keils Zeugniſſe, welche von den zwoen Un- zen der neuen Blutwelle ſo geſchwinde fortgeſtoſſen wer- den, daß dieſe Geſchwindigkeit, wenn ſie bis auf [FORMEL] vermindert worden, wieder auf ⅖ zu ſtehen kommt (b). Es ſind aber auch noch ganz leichte Verſuche vorhan- den, und es hat in der That Wilhelm Cheſelden un- recht (c), daß er die kleine Kraft des Herzens daraus her- leiten will, weil man das ganze Thier vermittelſt einer geringen Kraft mit Saͤften ausſprizzen kann. Die Er- fahrung des Stephan Hales (d) iſt weit richtiger, da er gefunden, daß ein Fall von eilf Fuß, oder ein ſechsmal hoͤherer, als ihn Keil verlangt, dazu erfordert werde, wenn das Waſſer den ganzen thieriſchen Koͤrper anfuͤllen, und durch die Blutadern aus den Schlagadern zuruͤkkom- men ſoll. Jch habe hingegen in ſo vielen Verſuchen ge- ſehen und erfahren, daß die Sprizze nicht von der Kraft der Hand allein, welche leicht zweihundert Pfunde aus der (b) Daß er die Verſpaͤtuugen aus der acht gelaſſen, hat ſchon Michelottus am angef. Ort, S. 115. erinnert. (c) Am angef. Ort. (d) Phil. exper. S. 84. 91.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/919>, abgerufen am 23.11.2024.