Herzohres gebildet wird. Der linke Sinus macht hin- gegen allerdings die ganze Hölung aus, deren Anhang und innerer Winkel dasjenige ist, was man das Herzohr nennt. Es kann aber das Blut auf keinerlei Weise aus der Lunge in das Herzohr kommen, wenn es nicht vor- her in den Sinus gelangt: und es kann auch aus diesem Ohre nicht in die Kammer eindringen, daß es nicht zu- vor durch den Sinus sollte gegangen seyn. Jch habe dieses mit Fleiß so umständlich erinnert, weil Peter Si- mon Rouhault(o), der nicht unter die schlechtesten Schriftsteller gehört, die von dem Herzen geschrieben ha- ben, sich in seinem Vortrag nach den Ausdrükken des Börhaave gerichtet hat.
Jch muß hier aufrichtig gestehen, daß es Versuche gebe, welche uns einigermassen veranlassen könnten zu glauben, daß einige Zeitfolge bei der Anfüllung der gan- zen Vorkammer des Herzens statt habe. Also habe ich selbst gesehen, daß der erste rechte Theil vom Herzohre an einem Frosche (p), von der zusammengezogenen Hol- ader zuerst mit Blut angefüllet ward, und daß hierauf erst die Reihe an das linke Stük kam, und nach diesen an die Herzkammer. Desgleichen habe ich auch beob- achtet, daß am rechten Herzohre eines Hundes, der obe- re Anhang sein Blut von dem unteren Theile des Ohres, wenn sich solches zusammenzog, allezeit erhielt (q).
Es ist aber diese Zeitfolge von der Natur überhaupt mit allen Arten von Bewegungen verbunden, und sie findet bei den Herzkammern eben sowol statt (r), indem dieser und jener Theil derselben nicht zu gleicher Zeit, son- dern in den zwoen nächsten Zeitpunkten, mit Blut ange- füllet wird. Es dauren aber diese ganz kleine Zeitpunk- te, worinnen die verschiedenen Theile des Ohres, oder der
Kam-
(o)[Spaltenumbruch]Reponse a M. winslow S. 112.
(p)Exp. 479. 480.
(q)[Spaltenumbruch]Exp. 482.
(r)Exp. 516.
D d d 5
Die Bewegung des Herzens.
Herzohres gebildet wird. Der linke Sinus macht hin- gegen allerdings die ganze Hoͤlung aus, deren Anhang und innerer Winkel dasjenige iſt, was man das Herzohr nennt. Es kann aber das Blut auf keinerlei Weiſe aus der Lunge in das Herzohr kommen, wenn es nicht vor- her in den Sinus gelangt: und es kann auch aus dieſem Ohre nicht in die Kammer eindringen, daß es nicht zu- vor durch den Sinus ſollte gegangen ſeyn. Jch habe dieſes mit Fleiß ſo umſtaͤndlich erinnert, weil Peter Si- mon Rouhault(o), der nicht unter die ſchlechteſten Schriftſteller gehoͤrt, die von dem Herzen geſchrieben ha- ben, ſich in ſeinem Vortrag nach den Ausdruͤkken des Boͤrhaave gerichtet hat.
Jch muß hier aufrichtig geſtehen, daß es Verſuche gebe, welche uns einigermaſſen veranlaſſen koͤnnten zu glauben, daß einige Zeitfolge bei der Anfuͤllung der gan- zen Vorkammer des Herzens ſtatt habe. Alſo habe ich ſelbſt geſehen, daß der erſte rechte Theil vom Herzohre an einem Froſche (p), von der zuſammengezogenen Hol- ader zuerſt mit Blut angefuͤllet ward, und daß hierauf erſt die Reihe an das linke Stuͤk kam, und nach dieſen an die Herzkammer. Desgleichen habe ich auch beob- achtet, daß am rechten Herzohre eines Hundes, der obe- re Anhang ſein Blut von dem unteren Theile des Ohres, wenn ſich ſolches zuſammenzog, allezeit erhielt (q).
Es iſt aber dieſe Zeitfolge von der Natur uͤberhaupt mit allen Arten von Bewegungen verbunden, und ſie findet bei den Herzkammern eben ſowol ſtatt (r), indem dieſer und jener Theil derſelben nicht zu gleicher Zeit, ſon- dern in den zwoen naͤchſten Zeitpunkten, mit Blut ange- fuͤllet wird. Es dauren aber dieſe ganz kleine Zeitpunk- te, worinnen die verſchiedenen Theile des Ohres, oder der
Kam-
(o)[Spaltenumbruch]Reponſe à M. winslow S. 112.
(p)Exp. 479. 480.
(q)[Spaltenumbruch]Exp. 482.
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Die Bewegung des Herzens.
Herzohres gebildet wird. Der linke Sinus macht hin-
gegen allerdings die ganze Hoͤlung aus, deren Anhang
und innerer Winkel dasjenige iſt, was man das Herzohr
nennt. Es kann aber das Blut auf keinerlei Weiſe aus
der Lunge in das Herzohr kommen, wenn es nicht vor-
her in den Sinus gelangt: und es kann auch aus dieſem
Ohre nicht in die Kammer eindringen, daß es nicht zu-
vor durch den Sinus ſollte gegangen ſeyn. Jch habe
dieſes mit Fleiß ſo umſtaͤndlich erinnert, weil Peter Si-
mon Rouhault (o), der nicht unter die ſchlechteſten
Schriftſteller gehoͤrt, die von dem Herzen geſchrieben ha-
ben, ſich in ſeinem Vortrag nach den Ausdruͤkken des
Boͤrhaave gerichtet hat.
Jch muß hier aufrichtig geſtehen, daß es Verſuche
gebe, welche uns einigermaſſen veranlaſſen koͤnnten zu
glauben, daß einige Zeitfolge bei der Anfuͤllung der gan-
zen Vorkammer des Herzens ſtatt habe. Alſo habe ich
ſelbſt geſehen, daß der erſte rechte Theil vom Herzohre
an einem Froſche (p), von der zuſammengezogenen Hol-
ader zuerſt mit Blut angefuͤllet ward, und daß hierauf
erſt die Reihe an das linke Stuͤk kam, und nach dieſen
an die Herzkammer. Desgleichen habe ich auch beob-
achtet, daß am rechten Herzohre eines Hundes, der obe-
re Anhang ſein Blut von dem unteren Theile des Ohres,
wenn ſich ſolches zuſammenzog, allezeit erhielt (q).
Es iſt aber dieſe Zeitfolge von der Natur uͤberhaupt
mit allen Arten von Bewegungen verbunden, und ſie
findet bei den Herzkammern eben ſowol ſtatt (r), indem
dieſer und jener Theil derſelben nicht zu gleicher Zeit, ſon-
dern in den zwoen naͤchſten Zeitpunkten, mit Blut ange-
fuͤllet wird. Es dauren aber dieſe ganz kleine Zeitpunk-
te, worinnen die verſchiedenen Theile des Ohres, oder der
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S. 112.
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(q)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/849>, abgerufen am 23.11.2024.
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