gen Vorrathe des aus denen Blutadern herauskommen- den Blutes vereiniget, sodann ohnfehlbar die linke Herzkammer über ihr gewöhnliches Maaß weiter aus- dehnen, und nach mehrmaliger Wiederholung solcher Aus- dehnungen, endlich dem an sich sonst mit einer ziemlichen Stärke begabten Fleische des Herzens Gewalt anthun, daß also das Herze selbst wie ein Schlagadersak aufschwel- len müste. Man wird auch in der That wahrnehmen, daß sich dieses allemal eräugne, so oft die halbmondenför- migen Klappen knochig, oder knorpelhaft, oder mit Stein- chen angefüllet, und steif geworden sind, und folglich aufgehört haben, sich vom Blute ausspannen zu lassen, und die Mündung der Aorte zu verschliessen.
Es entstand also ein Herzgeschwulst, als zwo von de- nen halbmondenförmigen Klappen knorplich, und die dritte gar zu Knochen geworden war (f). Als die Klap- pen der Aorte an die Wände dieser Schlagader ange- wachsen waren, so erfolgte ein plözlicher Tod darauf, und man fand das Herz ungemein erweitert (g). Der Pulsschlag blieb aus, die Glieder wurden von dem kalten Brande angegriffen, und es hatte das Herz eine unge- wöhnliche Grösse bekommen, da die in Knochen verwan- delte Klappen der Aorte deren Mündungen nicht mehr verschliessen konnten (h). Als eben diese Theile zu Kno- chen geworden waren, und dem Blute die Rükkehr in das Herz verstatteten, so war das linke Herz ungemein erweitert (i). Als die Klappen der Aorte sich zusammen- gezogen hatten, daß daher das Blut Gelegenheit bekam, in das Herz zurük zu treten, so fand man die linke Herz-
kammer
(f)[Spaltenumbruch]Lancisius S. 137.
(g)Schaarschmid Berlin. Nach- richten 1740. n. 6. Fast eben sol- che Geschichte befinden sich in der Hist. de l'Acad roy. des scienc. 1713. n. 3. und es erfolgte der Tod [Spaltenumbruch]
ebenfalls schleunig, wie in denen Ephem. Natur. Curios. Dec. I. an. 3. obs. 282. gemeldet wird.
(h)Cowper am angef. Ort, Tab. 40. f. 4. 6.
(i)SenacT. II. S. 413.
Viertes Buch. Das Herz.
gen Vorrathe des aus denen Blutadern herauskommen- den Blutes vereiniget, ſodann ohnfehlbar die linke Herzkammer uͤber ihr gewoͤhnliches Maaß weiter aus- dehnen, und nach mehrmaliger Wiederholung ſolcher Aus- dehnungen, endlich dem an ſich ſonſt mit einer ziemlichen Staͤrke begabten Fleiſche des Herzens Gewalt anthun, daß alſo das Herze ſelbſt wie ein Schlagaderſak aufſchwel- len muͤſte. Man wird auch in der That wahrnehmen, daß ſich dieſes allemal eraͤugne, ſo oft die halbmondenfoͤr- migen Klappen knochig, oder knorpelhaft, oder mit Stein- chen angefuͤllet, und ſteif geworden ſind, und folglich aufgehoͤrt haben, ſich vom Blute ausſpannen zu laſſen, und die Muͤndung der Aorte zu verſchlieſſen.
Es entſtand alſo ein Herzgeſchwulſt, als zwo von de- nen halbmondenfoͤrmigen Klappen knorplich, und die dritte gar zu Knochen geworden war (f). Als die Klap- pen der Aorte an die Waͤnde dieſer Schlagader ange- wachſen waren, ſo erfolgte ein ploͤzlicher Tod darauf, und man fand das Herz ungemein erweitert (g). Der Pulsſchlag blieb aus, die Glieder wurden von dem kalten Brande angegriffen, und es hatte das Herz eine unge- woͤhnliche Groͤſſe bekommen, da die in Knochen verwan- delte Klappen der Aorte deren Muͤndungen nicht mehr verſchlieſſen konnten (h). Als eben dieſe Theile zu Kno- chen geworden waren, und dem Blute die Ruͤkkehr in das Herz verſtatteten, ſo war das linke Herz ungemein erweitert (i). Als die Klappen der Aorte ſich zuſammen- gezogen hatten, daß daher das Blut Gelegenheit bekam, in das Herz zuruͤk zu treten, ſo fand man die linke Herz-
kammer
(f)[Spaltenumbruch]Lanciſius S. 137.
(g)Schaarſchmid Berlin. Nach- richten 1740. n. 6. Faſt eben ſol- che Geſchichte befinden ſich in der Hiſt. de l’Acad roy. des ſcienc. 1713. n. 3. und es erfolgte der Tod [Spaltenumbruch]
ebenfalls ſchleunig, wie in denen Ephem. Natur. Curioſ. Dec. I. an. 3. obſ. 282. gemeldet wird.
(h)Cowper am angef. Ort, Tab. 40. f. 4. 6.
(i)SenacT. II. S. 413.
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Viertes Buch. Das Herz.
gen Vorrathe des aus denen Blutadern herauskommen-
den Blutes vereiniget, ſodann ohnfehlbar die linke
Herzkammer uͤber ihr gewoͤhnliches Maaß weiter aus-
dehnen, und nach mehrmaliger Wiederholung ſolcher Aus-
dehnungen, endlich dem an ſich ſonſt mit einer ziemlichen
Staͤrke begabten Fleiſche des Herzens Gewalt anthun,
daß alſo das Herze ſelbſt wie ein Schlagaderſak aufſchwel-
len muͤſte. Man wird auch in der That wahrnehmen,
daß ſich dieſes allemal eraͤugne, ſo oft die halbmondenfoͤr-
migen Klappen knochig, oder knorpelhaft, oder mit Stein-
chen angefuͤllet, und ſteif geworden ſind, und folglich
aufgehoͤrt haben, ſich vom Blute ausſpannen zu laſſen,
und die Muͤndung der Aorte zu verſchlieſſen.
Es entſtand alſo ein Herzgeſchwulſt, als zwo von de-
nen halbmondenfoͤrmigen Klappen knorplich, und die
dritte gar zu Knochen geworden war (f). Als die Klap-
pen der Aorte an die Waͤnde dieſer Schlagader ange-
wachſen waren, ſo erfolgte ein ploͤzlicher Tod darauf,
und man fand das Herz ungemein erweitert (g). Der
Pulsſchlag blieb aus, die Glieder wurden von dem kalten
Brande angegriffen, und es hatte das Herz eine unge-
woͤhnliche Groͤſſe bekommen, da die in Knochen verwan-
delte Klappen der Aorte deren Muͤndungen nicht mehr
verſchlieſſen konnten (h). Als eben dieſe Theile zu Kno-
chen geworden waren, und dem Blute die Ruͤkkehr in
das Herz verſtatteten, ſo war das linke Herz ungemein
erweitert (i). Als die Klappen der Aorte ſich zuſammen-
gezogen hatten, daß daher das Blut Gelegenheit bekam,
in das Herz zuruͤk zu treten, ſo fand man die linke Herz-
kammer
(f)
Lanciſius S. 137.
(g) Schaarſchmid Berlin. Nach-
richten 1740. n. 6. Faſt eben ſol-
che Geſchichte befinden ſich in der
Hiſt. de l’Acad roy. des ſcienc.
1713. n. 3. und es erfolgte der Tod
ebenfalls ſchleunig, wie in denen
Ephem. Natur. Curioſ. Dec. I. an.
3. obſ. 282. gemeldet wird.
(h) Cowper am angef. Ort,
Tab. 40. f. 4. 6.
(i) Senac T. II. S. 413.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/846>, abgerufen am 23.11.2024.
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