gestalt eröfnet sie ihrem Blute den Eingang in die Aor- te. Hiernächst verhindern auch eben die Ursachen, die wir bereits bei der rechten Kammer angeführet haben, daß sich diese Klappen hier nicht weiter in das Ohr zu- rükke falten lassen (q). Da aber die linken Klappen de- nen Anstrengungen der Kammer nachdrüklicher wider- stehen, so werden auch durch das Reiben viel öfterer har- te Fleischwärzchen (carunculae callosae) an denenselben beinahe auf eben die Art hervorgebracht, wie sich an den Sehnen die harte Schwielen bilden; ja, man hat auch einige, wiewol sehr wenige Beispiele, daß sie bisweilen gar zerrissen sind. Bei einem plözlich verstorbenen sahe Lancisius(r), und endlich auch an einem lebendigen Thiere bemerkte Friedrich Hoffmann den ganz uner- hörten Erfolg (s), daß, nachdem die Aorte und die Lungenschlagader unterbunden worden, durch die Gewalt der linken Herzkammer, welche das Blut durch den or- dentlichen Weg vergebens forttrieb, alle beide Blutader- klappen, sowol die rechte, als die linke, sind zerrissen worden.
Der rechte wahre Weg des Blutes gehet in die Aor- te, die von einer Blutaderklappe entblösset ist. Das durch ihre Mündung herausdringende Blut presset die halbmondenförmige Klappen eben so an die Wände der Schlagader an, wie wir bereits von der Lungenschlag- ader gesagt haben (t), und dehnet zugleich diese Aorte der Länge und der Weite nach auseinander. Aus der Ursa- che schwillt die unterbundene Aorte zwischen dem Her- zen und der umgelegten Schnur auf (u). Und da die Aorte bei ihrem Anfange knochig geworden war, so fand man ein häufiges und geronnenes Blut in der linken
Kam-
(q)[Spaltenumbruch]
Ebendas.
(r) Am angef. Ort S. 495.
(s)De elasticit. fibr. S. 7.
(t) Der vorhergehende 13te §.
(u)[Spaltenumbruch]Exp. sur le mouvement du sang. Exp. 52 53. Exp. sur la na- ture irrit. u. f. n. 526. 550. 551. 552. 553. 554.
D d d 2
Die Bewegung des Herzens.
geſtalt eroͤfnet ſie ihrem Blute den Eingang in die Aor- te. Hiernaͤchſt verhindern auch eben die Urſachen, die wir bereits bei der rechten Kammer angefuͤhret haben, daß ſich dieſe Klappen hier nicht weiter in das Ohr zu- ruͤkke falten laſſen (q). Da aber die linken Klappen de- nen Anſtrengungen der Kammer nachdruͤklicher wider- ſtehen, ſo werden auch durch das Reiben viel oͤfterer har- te Fleiſchwaͤrzchen (carunculae calloſae) an denenſelben beinahe auf eben die Art hervorgebracht, wie ſich an den Sehnen die harte Schwielen bilden; ja, man hat auch einige, wiewol ſehr wenige Beiſpiele, daß ſie bisweilen gar zerriſſen ſind. Bei einem ploͤzlich verſtorbenen ſahe Lanciſius(r), und endlich auch an einem lebendigen Thiere bemerkte Friedrich Hoffmann den ganz uner- hoͤrten Erfolg (s), daß, nachdem die Aorte und die Lungenſchlagader unterbunden worden, durch die Gewalt der linken Herzkammer, welche das Blut durch den or- dentlichen Weg vergebens forttrieb, alle beide Blutader- klappen, ſowol die rechte, als die linke, ſind zerriſſen worden.
Der rechte wahre Weg des Blutes gehet in die Aor- te, die von einer Blutaderklappe entbloͤſſet iſt. Das durch ihre Muͤndung herausdringende Blut preſſet die halbmondenfoͤrmige Klappen eben ſo an die Waͤnde der Schlagader an, wie wir bereits von der Lungenſchlag- ader geſagt haben (t), und dehnet zugleich dieſe Aorte der Laͤnge und der Weite nach auseinander. Aus der Urſa- che ſchwillt die unterbundene Aorte zwiſchen dem Her- zen und der umgelegten Schnur auf (u). Und da die Aorte bei ihrem Anfange knochig geworden war, ſo fand man ein haͤufiges und geronnenes Blut in der linken
Kam-
(q)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ.
(r) Am angef. Ort S. 495.
(s)De elaſticit. fibr. S. 7.
(t) Der vorhergehende 13te §.
(u)[Spaltenumbruch]Exp. ſur le mouvement du ſang. Exp. 52 53. Exp. ſur la na- ture irrit. u. f. n. 526. 550. 551. 552. 553. 554.
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Die Bewegung des Herzens.
geſtalt eroͤfnet ſie ihrem Blute den Eingang in die Aor-
te. Hiernaͤchſt verhindern auch eben die Urſachen, die
wir bereits bei der rechten Kammer angefuͤhret haben,
daß ſich dieſe Klappen hier nicht weiter in das Ohr zu-
ruͤkke falten laſſen (q). Da aber die linken Klappen de-
nen Anſtrengungen der Kammer nachdruͤklicher wider-
ſtehen, ſo werden auch durch das Reiben viel oͤfterer har-
te Fleiſchwaͤrzchen (carunculae calloſae) an denenſelben
beinahe auf eben die Art hervorgebracht, wie ſich an den
Sehnen die harte Schwielen bilden; ja, man hat auch
einige, wiewol ſehr wenige Beiſpiele, daß ſie bisweilen
gar zerriſſen ſind. Bei einem ploͤzlich verſtorbenen ſahe
Lanciſius (r), und endlich auch an einem lebendigen
Thiere bemerkte Friedrich Hoffmann den ganz uner-
hoͤrten Erfolg (s), daß, nachdem die Aorte und die
Lungenſchlagader unterbunden worden, durch die Gewalt
der linken Herzkammer, welche das Blut durch den or-
dentlichen Weg vergebens forttrieb, alle beide Blutader-
klappen, ſowol die rechte, als die linke, ſind zerriſſen
worden.
Der rechte wahre Weg des Blutes gehet in die Aor-
te, die von einer Blutaderklappe entbloͤſſet iſt. Das
durch ihre Muͤndung herausdringende Blut preſſet die
halbmondenfoͤrmige Klappen eben ſo an die Waͤnde der
Schlagader an, wie wir bereits von der Lungenſchlag-
ader geſagt haben (t), und dehnet zugleich dieſe Aorte der
Laͤnge und der Weite nach auseinander. Aus der Urſa-
che ſchwillt die unterbundene Aorte zwiſchen dem Her-
zen und der umgelegten Schnur auf (u). Und da die
Aorte bei ihrem Anfange knochig geworden war, ſo fand
man ein haͤufiges und geronnenes Blut in der linken
Kam-
(q)
Ebendaſ.
(r) Am angef. Ort S. 495.
(s) De elaſticit. fibr. S. 7.
(t) Der vorhergehende 13te §.
(u)
Exp. ſur le mouvement du
ſang. Exp. 52 53. Exp. ſur la na-
ture irrit. u. f. n. 526. 550. 551.
552. 553. 554.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/843>, abgerufen am 23.11.2024.
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