das Blut durch die Lunge nimt, eigentlich sind überzeu- get worden.
Wie man nun durch die Klappen diesen Weg des Blutes aus dem linken Sinus erkennet, so geschiehet solches auch durch die Krankheiten. Denn so oft sich in dem linken Herz, oder dem Austritt desselben in die Aorte, oder dem Anfang der Aorte, einige Hinderniß befindet, und das Blut nicht frei in die Aorte hineingehen kann, so oft hat man das linke Herzohr aufgetrieben und unge- wöhnlich erweitert gefunden, ja zuweilen ist es gar von dem angehäuften Blute zerrissen worden. Also traf man das linke Herzohr sehr ausgedehnt an, als die Blutader- klappen an der Mündung desselben beinahe unter sich ver- wachsen waren (r). Von einem in der linken Herzkam- mer befindlichen wilden Fasergewächse zerborste das linke Herzohr, nach vorhergegangener starken Aengstlichkeit und Herzklopfen (s). Jn einem todten Körper waren die Klappen zusammengezogen, und der linke Sinus un- gemein erweitert (t). Jn einem andern waren die Klappen der Aorte, und die Aorte selbst, verhärtet, und rauh, das Herz aber ausserordentlich groß geworden, und aus dem geborstenen linken Aste oder Lungenblutader war das Blut häufig herausgetreten (u). Alles dieses zeiget zur Genüge, daß das Blut von dem linken Sinus in die Kammer eben dieser Seite, und in die Aorte, über- gehe, weil dieser Sinus aufschwillt, wenn der Weg, wo- durch das Blut aus demselben in die Aorte gebracht wer- den sollte, gesperrt worden.
So bald das Blut in die linke Kammer eindringt, so wird gleich die grössere müzzenförmige Klappe für die Mündung der Aorte vorgespannt, und verhütet, gleich-
sam
(r)[Spaltenumbruch]HunauldMem. de l'Acad. roy. des scienc. 1735. S. 19.
(s) Der berühmte Langhans Act. Helvat. T. II. S. 125.
(t)[Spaltenumbruch]douglas Phil. Transact. n. 345.
(u)Lancisius am angef. Ort S. 299. neue Ausgabe.
Die Bewegung des Herzens.
das Blut durch die Lunge nimt, eigentlich ſind uͤberzeu- get worden.
Wie man nun durch die Klappen dieſen Weg des Blutes aus dem linken Sinus erkennet, ſo geſchiehet ſolches auch durch die Krankheiten. Denn ſo oft ſich in dem linken Herz, oder dem Austritt deſſelben in die Aorte, oder dem Anfang der Aorte, einige Hinderniß befindet, und das Blut nicht frei in die Aorte hineingehen kann, ſo oft hat man das linke Herzohr aufgetrieben und unge- woͤhnlich erweitert gefunden, ja zuweilen iſt es gar von dem angehaͤuften Blute zerriſſen worden. Alſo traf man das linke Herzohr ſehr ausgedehnt an, als die Blutader- klappen an der Muͤndung deſſelben beinahe unter ſich ver- wachſen waren (r). Von einem in der linken Herzkam- mer befindlichen wilden Faſergewaͤchſe zerborſte das linke Herzohr, nach vorhergegangener ſtarken Aengſtlichkeit und Herzklopfen (s). Jn einem todten Koͤrper waren die Klappen zuſammengezogen, und der linke Sinus un- gemein erweitert (t). Jn einem andern waren die Klappen der Aorte, und die Aorte ſelbſt, verhaͤrtet, und rauh, das Herz aber auſſerordentlich groß geworden, und aus dem geborſtenen linken Aſte oder Lungenblutader war das Blut haͤufig herausgetreten (u). Alles dieſes zeiget zur Genuͤge, daß das Blut von dem linken Sinus in die Kammer eben dieſer Seite, und in die Aorte, uͤber- gehe, weil dieſer Sinus aufſchwillt, wenn der Weg, wo- durch das Blut aus demſelben in die Aorte gebracht wer- den ſollte, geſperrt worden.
So bald das Blut in die linke Kammer eindringt, ſo wird gleich die groͤſſere muͤzzenfoͤrmige Klappe fuͤr die Muͤndung der Aorte vorgeſpannt, und verhuͤtet, gleich-
ſam
(r)[Spaltenumbruch]HunauldMem. de l’Acad. roy. des ſcienc. 1735. S. 19.
(s) Der beruͤhmte Langhans Act. Helvat. T. II. S. 125.
(t)[Spaltenumbruch]douglas Phil. Transact. n. 345.
(u)Lanciſius am angef. Ort S. 299. neue Ausgabe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0839"n="783"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/>
das Blut durch die Lunge nimt, eigentlich ſind uͤberzeu-<lb/>
get worden.</p><lb/><p>Wie man nun durch die Klappen dieſen Weg des<lb/>
Blutes aus dem linken Sinus erkennet, ſo geſchiehet<lb/>ſolches auch durch die Krankheiten. Denn ſo oft ſich in<lb/>
dem linken Herz, oder dem Austritt deſſelben in die Aorte,<lb/>
oder dem Anfang der Aorte, einige Hinderniß befindet,<lb/>
und das Blut nicht frei in die Aorte hineingehen kann,<lb/>ſo oft hat man das linke Herzohr aufgetrieben und unge-<lb/>
woͤhnlich erweitert gefunden, ja zuweilen iſt es gar von<lb/>
dem angehaͤuften Blute zerriſſen worden. Alſo traf man<lb/>
das linke Herzohr ſehr ausgedehnt an, als die Blutader-<lb/>
klappen an der Muͤndung deſſelben beinahe unter ſich ver-<lb/>
wachſen waren <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#fr">Hunauld</hi><hirendition="#aq">Mem. de l’Acad.<lb/>
roy. des ſcienc.</hi> 1735. S. 19.</note>. Von einem in der linken Herzkam-<lb/>
mer befindlichen wilden Faſergewaͤchſe zerborſte das linke<lb/>
Herzohr, nach vorhergegangener ſtarken Aengſtlichkeit<lb/>
und Herzklopfen <noteplace="foot"n="(s)">Der beruͤhmte <hirendition="#fr">Langhans</hi><lb/><hirendition="#aq">Act. Helvat. T. II.</hi> S. 125.</note>. Jn einem todten Koͤrper waren<lb/>
die Klappen zuſammengezogen, und der linke Sinus un-<lb/>
gemein erweitert <noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">douglas</hi> Phil. Transact. n.</hi><lb/>
345.</note>. Jn einem andern waren die<lb/>
Klappen der Aorte, und die Aorte ſelbſt, verhaͤrtet, und<lb/>
rauh, das Herz aber auſſerordentlich groß geworden,<lb/>
und aus dem geborſtenen linken Aſte oder Lungenblutader<lb/>
war das Blut haͤufig herausgetreten <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#fr">Lanciſius</hi> am angef. Ort<lb/>
S. 299. neue Ausgabe.</note>. Alles dieſes<lb/>
zeiget zur Genuͤge, daß das Blut von dem linken Sinus<lb/>
in die Kammer eben dieſer Seite, und in die Aorte, uͤber-<lb/>
gehe, weil dieſer Sinus aufſchwillt, wenn der Weg, wo-<lb/>
durch das Blut aus demſelben in die Aorte gebracht wer-<lb/>
den ſollte, geſperrt worden.</p><lb/><p>So bald das Blut in die linke Kammer eindringt,<lb/>ſo wird gleich die groͤſſere muͤzzenfoͤrmige Klappe fuͤr die<lb/>
Muͤndung der Aorte vorgeſpannt, und verhuͤtet, gleich-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſam</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[783/0839]
Die Bewegung des Herzens.
das Blut durch die Lunge nimt, eigentlich ſind uͤberzeu-
get worden.
Wie man nun durch die Klappen dieſen Weg des
Blutes aus dem linken Sinus erkennet, ſo geſchiehet
ſolches auch durch die Krankheiten. Denn ſo oft ſich in
dem linken Herz, oder dem Austritt deſſelben in die Aorte,
oder dem Anfang der Aorte, einige Hinderniß befindet,
und das Blut nicht frei in die Aorte hineingehen kann,
ſo oft hat man das linke Herzohr aufgetrieben und unge-
woͤhnlich erweitert gefunden, ja zuweilen iſt es gar von
dem angehaͤuften Blute zerriſſen worden. Alſo traf man
das linke Herzohr ſehr ausgedehnt an, als die Blutader-
klappen an der Muͤndung deſſelben beinahe unter ſich ver-
wachſen waren (r). Von einem in der linken Herzkam-
mer befindlichen wilden Faſergewaͤchſe zerborſte das linke
Herzohr, nach vorhergegangener ſtarken Aengſtlichkeit
und Herzklopfen (s). Jn einem todten Koͤrper waren
die Klappen zuſammengezogen, und der linke Sinus un-
gemein erweitert (t). Jn einem andern waren die
Klappen der Aorte, und die Aorte ſelbſt, verhaͤrtet, und
rauh, das Herz aber auſſerordentlich groß geworden,
und aus dem geborſtenen linken Aſte oder Lungenblutader
war das Blut haͤufig herausgetreten (u). Alles dieſes
zeiget zur Genuͤge, daß das Blut von dem linken Sinus
in die Kammer eben dieſer Seite, und in die Aorte, uͤber-
gehe, weil dieſer Sinus aufſchwillt, wenn der Weg, wo-
durch das Blut aus demſelben in die Aorte gebracht wer-
den ſollte, geſperrt worden.
So bald das Blut in die linke Kammer eindringt,
ſo wird gleich die groͤſſere muͤzzenfoͤrmige Klappe fuͤr die
Muͤndung der Aorte vorgeſpannt, und verhuͤtet, gleich-
ſam
(r)
Hunauld Mem. de l’Acad.
roy. des ſcienc. 1735. S. 19.
(s) Der beruͤhmte Langhans
Act. Helvat. T. II. S. 125.
(t)
douglas Phil. Transact. n.
345.
(u) Lanciſius am angef. Ort
S. 299. neue Ausgabe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/839>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.