den, gleichwie wir es ebenfalls also an den Thieren wahr- nehmen (c). Die Richtigkeit dieser Versuche wird nun um so viel mehr durch die Ueberzeugung der Vernunft be- stärket. Denn wenn die Herzfasern von dem Grunde desselben gegen die Spizze fortlaufen, wenn die Spizze geschlank, und der Grund dikke ist, wenn eine jede Mus- kelfaser, indem sie sich zusammenzieht, gegen die Mitte ihres Bauches sich erhebt (d), und ihre beiden Enden ge- gen diese Mitte anzieht, so kann es in der That nicht an- ders seyn, als daß sich bei dieser Zusammenziehung des Herzens, die dünnere Spizze ziemlich weit nach dem Grunde hinaufbegiebt, und hingegen der Grund sich nur ein wenig gegen die Spizze zu neiget.
Jch habe endlich an einem andren Orte gezeiget, was den berühmten Queye, der die Natur selbst zu Rathe zu ziehen suchte, hinter das Licht geführt habe. Es scheint nämlich, daß der Herzbau an der Schildkröte eben so be- schaffen ist, wie man ihn bei dem Aale wahrnimt. Es weichet aber die Gestalt des Herzens am Aale, von dem Herzen des Menschen, der vierfüßigen Thiere, der Frösche und der Eidechsen, um ein merkliches ab: denn es ist läng- licht rund (e), und nach der senkrechten Linie länger aus- gestrekt, endiget sich auch an dem obern Theil, bei der Aorte, in eine Spizze, mit dem untern aber verlängert es sich gegen die Leber, und ist in dieser Gegend dikker. Es wird in der That das Herz an diesem Thiere, wenn es sich zusammenzieht, nicht allein blaß und länger (f), sondern wendet sich auch zu gleicher Zeit mit der Spizze nach oben hinauf, da sich indessen der unterste Theil des- selben näher nach der Leber hin begiebt: daß sich also die-
jeni-
(c)[Spaltenumbruch]
Jn dem Tractat des berühm- ten Martinez, der im 2ten Theil unsrer Sammlung wieder abge- drukt ist.
(d)Prem. Mem. S. 63.
(e)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort Exp. 526. 527.
(f) Ebendas. Remus in der an- geführten Streitschrift, S. 33.
Viertes Buch. Das Herz.
den, gleichwie wir es ebenfalls alſo an den Thieren wahr- nehmen (c). Die Richtigkeit dieſer Verſuche wird nun um ſo viel mehr durch die Ueberzeugung der Vernunft be- ſtaͤrket. Denn wenn die Herzfaſern von dem Grunde deſſelben gegen die Spizze fortlaufen, wenn die Spizze geſchlank, und der Grund dikke iſt, wenn eine jede Mus- kelfaſer, indem ſie ſich zuſammenzieht, gegen die Mitte ihres Bauches ſich erhebt (d), und ihre beiden Enden ge- gen dieſe Mitte anzieht, ſo kann es in der That nicht an- ders ſeyn, als daß ſich bei dieſer Zuſammenziehung des Herzens, die duͤnnere Spizze ziemlich weit nach dem Grunde hinaufbegiebt, und hingegen der Grund ſich nur ein wenig gegen die Spizze zu neiget.
Jch habe endlich an einem andren Orte gezeiget, was den beruͤhmten Queye, der die Natur ſelbſt zu Rathe zu ziehen ſuchte, hinter das Licht gefuͤhrt habe. Es ſcheint naͤmlich, daß der Herzbau an der Schildkroͤte eben ſo be- ſchaffen iſt, wie man ihn bei dem Aale wahrnimt. Es weichet aber die Geſtalt des Herzens am Aale, von dem Herzen des Menſchen, der vierfuͤßigen Thiere, der Froͤſche und der Eidechſen, um ein merkliches ab: denn es iſt laͤng- licht rund (e), und nach der ſenkrechten Linie laͤnger aus- geſtrekt, endiget ſich auch an dem obern Theil, bei der Aorte, in eine Spizze, mit dem untern aber verlaͤngert es ſich gegen die Leber, und iſt in dieſer Gegend dikker. Es wird in der That das Herz an dieſem Thiere, wenn es ſich zuſammenzieht, nicht allein blaß und laͤnger (f), ſondern wendet ſich auch zu gleicher Zeit mit der Spizze nach oben hinauf, da ſich indeſſen der unterſte Theil deſ- ſelben naͤher nach der Leber hin begiebt: daß ſich alſo die-
jeni-
(c)[Spaltenumbruch]
Jn dem Tractat des beruͤhm- ten Martinez, der im 2ten Theil unſrer Sammlung wieder abge- drukt iſt.
(d)Prem. Mem. S. 63.
(e)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort Exp. 526. 527.
(f) Ebendaſ. Remus in der an- gefuͤhrten Streitſchrift, S. 33.
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Viertes Buch. Das Herz.
den, gleichwie wir es ebenfalls alſo an den Thieren wahr-
nehmen (c). Die Richtigkeit dieſer Verſuche wird nun
um ſo viel mehr durch die Ueberzeugung der Vernunft be-
ſtaͤrket. Denn wenn die Herzfaſern von dem Grunde
deſſelben gegen die Spizze fortlaufen, wenn die Spizze
geſchlank, und der Grund dikke iſt, wenn eine jede Mus-
kelfaſer, indem ſie ſich zuſammenzieht, gegen die Mitte
ihres Bauches ſich erhebt (d), und ihre beiden Enden ge-
gen dieſe Mitte anzieht, ſo kann es in der That nicht an-
ders ſeyn, als daß ſich bei dieſer Zuſammenziehung des
Herzens, die duͤnnere Spizze ziemlich weit nach dem
Grunde hinaufbegiebt, und hingegen der Grund ſich nur
ein wenig gegen die Spizze zu neiget.
Jch habe endlich an einem andren Orte gezeiget, was
den beruͤhmten Queye, der die Natur ſelbſt zu Rathe zu
ziehen ſuchte, hinter das Licht gefuͤhrt habe. Es ſcheint
naͤmlich, daß der Herzbau an der Schildkroͤte eben ſo be-
ſchaffen iſt, wie man ihn bei dem Aale wahrnimt. Es
weichet aber die Geſtalt des Herzens am Aale, von dem
Herzen des Menſchen, der vierfuͤßigen Thiere, der Froͤſche
und der Eidechſen, um ein merkliches ab: denn es iſt laͤng-
licht rund (e), und nach der ſenkrechten Linie laͤnger aus-
geſtrekt, endiget ſich auch an dem obern Theil, bei der
Aorte, in eine Spizze, mit dem untern aber verlaͤngert
es ſich gegen die Leber, und iſt in dieſer Gegend dikker.
Es wird in der That das Herz an dieſem Thiere, wenn
es ſich zuſammenzieht, nicht allein blaß und laͤnger (f),
ſondern wendet ſich auch zu gleicher Zeit mit der Spizze
nach oben hinauf, da ſich indeſſen der unterſte Theil deſ-
ſelben naͤher nach der Leber hin begiebt: daß ſich alſo die-
jeni-
(c)
Jn dem Tractat des beruͤhm-
ten Martinez, der im 2ten Theil
unſrer Sammlung wieder abge-
drukt iſt.
(d) Prem. Mem. S. 63.
(e)
Am angef. Ort Exp. 526.
527.
(f) Ebendaſ. Remus in der an-
gefuͤhrten Streitſchrift, S. 33.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/802>, abgerufen am 23.11.2024.
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