§. 1. Die Zusammenziehung des Herzens (systole) ist demselben nicht natürlich.
Es führt uns nun die Ordnung auf die Geschichte von der Bewegung des Herzens, wie sie uns die Zerglie- derungskunst an lebendigen Thieren zeiget. Es beruhet diese ganze Bewegung auf dem Zusammenziehen, als worinnen auch die allgemeine Verrichtung aller Muskeln bestehet. Denn so lange ein Thier lebet, so lange zie- het sich auch das Herz mit der grösten Geschwindigkeit, und der heftigsten Anstrengung, zusammen; ist das Thier dagegen kraftlos, so ist diese Zusammenziehung schon schwächer, und wenn es todt ist, so höret sie gänzlich auf, mithin wird also dieselbe durch das Leben und die thierischen Kräfte hervorgebracht. Jst nun die Zusam- menziehung geschehen, so wird eben dasselbe Herz in den- jenigen Zustand versezzet, den man die Erweiterung, das Nachlassen, oder die Diastole nennet (k), und der bei einem matten Herzen sowol in der mittlern Zeit zwi- schen zwoen Zusammenziehungen, als auch nach dem Tode übrig bleibet, nur mit dem einzigen Unterschiede, daß bei einem todten Körper das Herz nicht braucht an- gefüllet zu seyn, welche Anfüllung hingegen bei einem lebendigen und gesunden Thiere allezeit zugleich mit ver- bunden ist. Dieser zweite Zustand des Herzens bestehet bei einem lebenden Thiere in einer abwechselnden Ruhe, und bei einem verstorbenen in dem Tode selbst, und einer völligen Unthätigkeit. Es wird aber diese wechselsweise
auf
(k)Exp. 481.
Die Bewegung des Herzens.
Vierter Abſchnitt. Die Bewegung des Herzens.
§. 1. Die Zuſammenziehung des Herzens (ſyſtole) iſt demſelben nicht natuͤrlich.
Es fuͤhrt uns nun die Ordnung auf die Geſchichte von der Bewegung des Herzens, wie ſie uns die Zerglie- derungskunſt an lebendigen Thieren zeiget. Es beruhet dieſe ganze Bewegung auf dem Zuſammenziehen, als worinnen auch die allgemeine Verrichtung aller Muskeln beſtehet. Denn ſo lange ein Thier lebet, ſo lange zie- het ſich auch das Herz mit der groͤſten Geſchwindigkeit, und der heftigſten Anſtrengung, zuſammen; iſt das Thier dagegen kraftlos, ſo iſt dieſe Zuſammenziehung ſchon ſchwaͤcher, und wenn es todt iſt, ſo hoͤret ſie gaͤnzlich auf, mithin wird alſo dieſelbe durch das Leben und die thieriſchen Kraͤfte hervorgebracht. Jſt nun die Zuſam- menziehung geſchehen, ſo wird eben daſſelbe Herz in den- jenigen Zuſtand verſezzet, den man die Erweiterung, das Nachlaſſen, oder die Diaſtole nennet (k), und der bei einem matten Herzen ſowol in der mittlern Zeit zwi- ſchen zwoen Zuſammenziehungen, als auch nach dem Tode uͤbrig bleibet, nur mit dem einzigen Unterſchiede, daß bei einem todten Koͤrper das Herz nicht braucht an- gefuͤllet zu ſeyn, welche Anfuͤllung hingegen bei einem lebendigen und geſunden Thiere allezeit zugleich mit ver- bunden iſt. Dieſer zweite Zuſtand des Herzens beſtehet bei einem lebenden Thiere in einer abwechſelnden Ruhe, und bei einem verſtorbenen in dem Tode ſelbſt, und einer voͤlligen Unthaͤtigkeit. Es wird aber dieſe wechſelsweiſe
auf
(k)Exp. 481.
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Die Bewegung des Herzens.
Vierter Abſchnitt.
Die Bewegung des Herzens.
§. 1.
Die Zuſammenziehung des Herzens (ſyſtole)
iſt demſelben nicht natuͤrlich.
Es fuͤhrt uns nun die Ordnung auf die Geſchichte von
der Bewegung des Herzens, wie ſie uns die Zerglie-
derungskunſt an lebendigen Thieren zeiget. Es beruhet
dieſe ganze Bewegung auf dem Zuſammenziehen, als
worinnen auch die allgemeine Verrichtung aller Muskeln
beſtehet. Denn ſo lange ein Thier lebet, ſo lange zie-
het ſich auch das Herz mit der groͤſten Geſchwindigkeit,
und der heftigſten Anſtrengung, zuſammen; iſt das Thier
dagegen kraftlos, ſo iſt dieſe Zuſammenziehung ſchon
ſchwaͤcher, und wenn es todt iſt, ſo hoͤret ſie gaͤnzlich
auf, mithin wird alſo dieſelbe durch das Leben und die
thieriſchen Kraͤfte hervorgebracht. Jſt nun die Zuſam-
menziehung geſchehen, ſo wird eben daſſelbe Herz in den-
jenigen Zuſtand verſezzet, den man die Erweiterung,
das Nachlaſſen, oder die Diaſtole nennet (k), und der
bei einem matten Herzen ſowol in der mittlern Zeit zwi-
ſchen zwoen Zuſammenziehungen, als auch nach dem
Tode uͤbrig bleibet, nur mit dem einzigen Unterſchiede,
daß bei einem todten Koͤrper das Herz nicht braucht an-
gefuͤllet zu ſeyn, welche Anfuͤllung hingegen bei einem
lebendigen und geſunden Thiere allezeit zugleich mit ver-
bunden iſt. Dieſer zweite Zuſtand des Herzens beſtehet
bei einem lebenden Thiere in einer abwechſelnden Ruhe,
und bei einem verſtorbenen in dem Tode ſelbſt, und einer
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(k) Exp. 481.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/789>, abgerufen am 23.11.2024.
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