ten. Denn ich finde keine Maschine, welche einige Hin- derniß abgeben könnte, daß das Blut, welches bestän- dig durch die Schlagadern des Herzens fliesset, wie es selbst der Augenschein lehret, nicht auch mit eben derglei- chen anhaltenden Strome in die kleinsten Aeste, und in die ausführende Mündungen fortschiessen sollte. Denn wir haben bereits gezeiget, daß das Blut, unter der Zu- sammenziehung des Herzens, aus den Kranzschlagadern stärker herausspringe (m), und also mit Macht in die kleinste Aeste hineingetrieben werde, und daß es unter der Erweiterung des Herzens ebenfalls seinen Lauf, ob- gleich mit etwas verminderter Geschwindigkeit, fortsezze (n). Das übrige, was dieser geschikte Mann von denen Ab- wegen des Blutes in dem Herzen (o), und von dem Rük- flusse desjenigen Blutes, welches in die ausdämpfenden Blütäderchen bis zu den Klappen zurükkäme, auf eine subtile Art vorgetragen hat, wünsche ich lieber, daß man es, als eine wizzige Hypothese, bei diesem vortreflichen Manne selbsten nachlese.
Wir wollen aber auch am gehörigen Orte zeigen (o*), daß so wenig im Herzen eine Gährung statt finde, als uns die Sache selbst erlaubet, dem Vieussens(p) beizupflich- ten, wenn er vorgiebt, daß durch die jeztbeschriebne Mün- dungen ein Saft, der etwas feiner und wärmer wäre, als das Blut, herausdringe, und sich mit dem in denen Blutadern befindlichen Blute vermische, auch wenn es von diesem wieder zurükke käme, alsdenn von den Hol- adern erwärmt und verdünnt, zur Bewegbarkeit gereizet, oder so gar endlich in eine Gährung gebracht würde, wie
an-
(m)[Spaltenumbruch]
Siehe den vorhergebenden 30sten §.
(n) Ebendas.
(o)Lancisius S. 70. 71. 74.
(o*) Bei den Ursachen des Herz- [Spaltenumbruch]
schlages soll davon im 5ten Ab- schnitt gehandelt werden.
(p)Du coeur c. 2. de remot. & proxim. c. 15. 16. Nouv. de- couvert. sur le coeur S. 52. u. f.
Z z 5
Der Bau des Herzens.
ten. Denn ich finde keine Maſchine, welche einige Hin- derniß abgeben koͤnnte, daß das Blut, welches beſtaͤn- dig durch die Schlagadern des Herzens flieſſet, wie es ſelbſt der Augenſchein lehret, nicht auch mit eben derglei- chen anhaltenden Strome in die kleinſten Aeſte, und in die ausfuͤhrende Muͤndungen fortſchieſſen ſollte. Denn wir haben bereits gezeiget, daß das Blut, unter der Zu- ſammenziehung des Herzens, aus den Kranzſchlagadern ſtaͤrker herausſpringe (m), und alſo mit Macht in die kleinſte Aeſte hineingetrieben werde, und daß es unter der Erweiterung des Herzens ebenfalls ſeinen Lauf, ob- gleich mit etwas verminderter Geſchwindigkeit, fortſezze (n). Das uͤbrige, was dieſer geſchikte Mann von denen Ab- wegen des Blutes in dem Herzen (o), und von dem Ruͤk- fluſſe desjenigen Blutes, welches in die ausdaͤmpfenden Bluͤtaͤderchen bis zu den Klappen zuruͤkkaͤme, auf eine ſubtile Art vorgetragen hat, wuͤnſche ich lieber, daß man es, als eine wizzige Hypotheſe, bei dieſem vortreflichen Manne ſelbſten nachleſe.
Wir wollen aber auch am gehoͤrigen Orte zeigen (o*), daß ſo wenig im Herzen eine Gaͤhrung ſtatt finde, als uns die Sache ſelbſt erlaubet, dem Vieuſſens(p) beizupflich- ten, wenn er vorgiebt, daß durch die jeztbeſchriebne Muͤn- dungen ein Saft, der etwas feiner und waͤrmer waͤre, als das Blut, herausdringe, und ſich mit dem in denen Blutadern befindlichen Blute vermiſche, auch wenn es von dieſem wieder zuruͤkke kaͤme, alsdenn von den Hol- adern erwaͤrmt und verduͤnnt, zur Bewegbarkeit gereizet, oder ſo gar endlich in eine Gaͤhrung gebracht wuͤrde, wie
an-
(m)[Spaltenumbruch]
Siehe den vorhergebenden 30ſten §.
(n) Ebendaſ.
(o)Lanciſius S. 70. 71. 74.
(o*) Bei den Urſachen des Herz- [Spaltenumbruch]
ſchlages ſoll davon im 5ten Ab- ſchnitt gehandelt werden.
(p)Du coeur c. 2. de remot. & proxim. c. 15. 16. Nouv. de- couvert. ſur le coeur S. 52. u. f.
Z z 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0785"n="729"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Bau des Herzens.</hi></fw><lb/>
ten. Denn ich finde keine Maſchine, welche einige Hin-<lb/>
derniß abgeben koͤnnte, daß das Blut, welches beſtaͤn-<lb/>
dig durch die Schlagadern des Herzens flieſſet, wie es<lb/>ſelbſt der Augenſchein lehret, nicht auch mit eben derglei-<lb/>
chen anhaltenden Strome in die kleinſten Aeſte, und in<lb/>
die ausfuͤhrende Muͤndungen fortſchieſſen ſollte. Denn<lb/>
wir haben bereits gezeiget, daß das Blut, unter der Zu-<lb/>ſammenziehung des Herzens, aus den Kranzſchlagadern<lb/>ſtaͤrker herausſpringe <noteplace="foot"n="(m)"><cb/>
Siehe den vorhergebenden<lb/>
30ſten §.</note>, und alſo mit Macht in die<lb/>
kleinſte Aeſte hineingetrieben werde, und daß es unter<lb/>
der Erweiterung des Herzens ebenfalls ſeinen Lauf, ob-<lb/>
gleich mit etwas verminderter Geſchwindigkeit, fortſezze <noteplace="foot"n="(n)">Ebendaſ.</note>.<lb/>
Das uͤbrige, was dieſer geſchikte Mann von denen Ab-<lb/>
wegen des Blutes in dem Herzen <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#fr">Lanciſius</hi> S. 70. 71. 74.</note>, und von dem Ruͤk-<lb/>
fluſſe desjenigen Blutes, welches in die ausdaͤmpfenden<lb/>
Bluͤtaͤderchen bis zu den Klappen zuruͤkkaͤme, auf eine<lb/>ſubtile Art vorgetragen hat, wuͤnſche ich lieber, daß man<lb/>
es, als eine wizzige Hypotheſe, bei dieſem vortreflichen<lb/>
Manne ſelbſten nachleſe.</p><lb/><p>Wir wollen aber auch am gehoͤrigen Orte zeigen <noteplace="foot"n="(o*)">Bei den Urſachen des Herz-<lb/><cb/>ſchlages ſoll davon im 5ten Ab-<lb/>ſchnitt gehandelt werden.</note>,<lb/>
daß ſo wenig im Herzen eine Gaͤhrung ſtatt finde, als uns<lb/>
die Sache ſelbſt erlaubet, dem <hirendition="#fr">Vieuſſens</hi><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">Du coeur c. 2. de remot.<lb/>& proxim. c. 15. 16. Nouv. de-<lb/>
couvert. ſur le coeur</hi> S. 52. u. f.</note> beizupflich-<lb/>
ten, wenn er vorgiebt, daß durch die jeztbeſchriebne Muͤn-<lb/>
dungen ein Saft, der etwas feiner und waͤrmer waͤre,<lb/>
als das Blut, herausdringe, und ſich mit dem in denen<lb/>
Blutadern befindlichen Blute vermiſche, auch wenn es<lb/>
von dieſem wieder zuruͤkke kaͤme, alsdenn von den Hol-<lb/>
adern erwaͤrmt und verduͤnnt, zur Bewegbarkeit gereizet,<lb/>
oder ſo gar endlich in eine Gaͤhrung gebracht wuͤrde, wie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z z 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">an-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[729/0785]
Der Bau des Herzens.
ten. Denn ich finde keine Maſchine, welche einige Hin-
derniß abgeben koͤnnte, daß das Blut, welches beſtaͤn-
dig durch die Schlagadern des Herzens flieſſet, wie es
ſelbſt der Augenſchein lehret, nicht auch mit eben derglei-
chen anhaltenden Strome in die kleinſten Aeſte, und in
die ausfuͤhrende Muͤndungen fortſchieſſen ſollte. Denn
wir haben bereits gezeiget, daß das Blut, unter der Zu-
ſammenziehung des Herzens, aus den Kranzſchlagadern
ſtaͤrker herausſpringe (m), und alſo mit Macht in die
kleinſte Aeſte hineingetrieben werde, und daß es unter
der Erweiterung des Herzens ebenfalls ſeinen Lauf, ob-
gleich mit etwas verminderter Geſchwindigkeit, fortſezze (n).
Das uͤbrige, was dieſer geſchikte Mann von denen Ab-
wegen des Blutes in dem Herzen (o), und von dem Ruͤk-
fluſſe desjenigen Blutes, welches in die ausdaͤmpfenden
Bluͤtaͤderchen bis zu den Klappen zuruͤkkaͤme, auf eine
ſubtile Art vorgetragen hat, wuͤnſche ich lieber, daß man
es, als eine wizzige Hypotheſe, bei dieſem vortreflichen
Manne ſelbſten nachleſe.
Wir wollen aber auch am gehoͤrigen Orte zeigen (o*),
daß ſo wenig im Herzen eine Gaͤhrung ſtatt finde, als uns
die Sache ſelbſt erlaubet, dem Vieuſſens (p) beizupflich-
ten, wenn er vorgiebt, daß durch die jeztbeſchriebne Muͤn-
dungen ein Saft, der etwas feiner und waͤrmer waͤre,
als das Blut, herausdringe, und ſich mit dem in denen
Blutadern befindlichen Blute vermiſche, auch wenn es
von dieſem wieder zuruͤkke kaͤme, alsdenn von den Hol-
adern erwaͤrmt und verduͤnnt, zur Bewegbarkeit gereizet,
oder ſo gar endlich in eine Gaͤhrung gebracht wuͤrde, wie
an-
(m)
Siehe den vorhergebenden
30ſten §.
(n) Ebendaſ.
(o) Lanciſius S. 70. 71. 74.
(o*) Bei den Urſachen des Herz-
ſchlages ſoll davon im 5ten Ab-
ſchnitt gehandelt werden.
(p) Du coeur c. 2. de remot.
& proxim. c. 15. 16. Nouv. de-
couvert. ſur le coeur S. 52. u. f.
Z z 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/785>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.