Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
des menschlichen Körpers. Zellgewebe.

Weiterhin berühret und verbindet das Zellgewebe (a)
die Fasern, die Fäserchen, die Muskeln und den völligen
Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander;
es beschreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte;
es begleitet jeden Arm, jede Faser, und jedes Fäserchen
im Muskel besonders, bis zu den allerkleinsten Fäden un-
ter der Gestalt der Scheiden, die um so viel zärter und
faseriger sind, je feiner das Fleischfäserchen war, aber
desto breitere Plättchen aufzuweisen haben, so oft das
Zellgewebe die grossen Muskeln umspannet. Man weis
auch weder am Menschen, noch an einigen andren Thie-
ren von Beispielen, daß man eine Fleischfaser ganz frei,
und ohne Verbindung mit den Zellfasern angetroffen
hätte. Endlich erscheint dies Gewebe, wo die Muskeln
von einander geschieden werden, grob, und es wird zwi-
schen allen fleischigen Stellen (torus) des Körpers am
häufigsten gesamlet (b).

Ferner sind alle Gefässe im menschlichen Körper (c)
die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell-
förmige Scheide eingehüllt, die sehr oft, wie gemeinhin
an den Gliedmaaßen, von fetter Beschaffenheit, außer-
dem aber, so wie am Eingeweide vornämlich wahrzuneh-
men ist, mager angetroffen wird. Es umflechten näm-
lich unzäliche Zellfäden die Schlagader vor sich allein, so
wie die Blutader und den Nerven, und sie heften selbige
von allen Seiten an ihre Nebengefässe an: ein gröberes
und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das
ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen
zusammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln statt
hat: je grösser die Stämme an sich sind, desto blättriger,

fetter
(a) [Spaltenumbruch] Weitleuftiger davon im
Buche de motu muscul.
(b) Jch glaube, daß dieses die
in Aeste zertheilte Hölungen sind,
worinnen wahrscheinlicherweise der
[Spaltenumbruch] Wallrat im Wallfische aufbehalten
wird, und die sich längst dem gan-
zen Körper in etliche tausend Ge-
fässe (Streifen) vervielfältigen.
Anderson Beschreib. von Jsland.
p. 210. s.
(c) [Spaltenumbruch] Rosen anat. berkrisn. p. 128.
grashvys suppur. p. 69. wal-
[Spaltenumbruch] ther de obes. et vor. p.
11. u.
s. w.
B 2
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.

Weiterhin beruͤhret und verbindet das Zellgewebe (a)
die Faſern, die Faͤſerchen, die Muskeln und den voͤlligen
Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander;
es beſchreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte;
es begleitet jeden Arm, jede Faſer, und jedes Faͤſerchen
im Muskel beſonders, bis zu den allerkleinſten Faͤden un-
ter der Geſtalt der Scheiden, die um ſo viel zaͤrter und
faſeriger ſind, je feiner das Fleiſchfaͤſerchen war, aber
deſto breitere Plaͤttchen aufzuweiſen haben, ſo oft das
Zellgewebe die groſſen Muskeln umſpannet. Man weis
auch weder am Menſchen, noch an einigen andren Thie-
ren von Beiſpielen, daß man eine Fleiſchfaſer ganz frei,
und ohne Verbindung mit den Zellfaſern angetroffen
haͤtte. Endlich erſcheint dies Gewebe, wo die Muskeln
von einander geſchieden werden, grob, und es wird zwi-
ſchen allen fleiſchigen Stellen (torus) des Koͤrpers am
haͤufigſten geſamlet (b).

Ferner ſind alle Gefaͤſſe im menſchlichen Koͤrper (c)
die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell-
foͤrmige Scheide eingehuͤllt, die ſehr oft, wie gemeinhin
an den Gliedmaaßen, von fetter Beſchaffenheit, außer-
dem aber, ſo wie am Eingeweide vornaͤmlich wahrzuneh-
men iſt, mager angetroffen wird. Es umflechten naͤm-
lich unzaͤliche Zellfaͤden die Schlagader vor ſich allein, ſo
wie die Blutader und den Nerven, und ſie heften ſelbige
von allen Seiten an ihre Nebengefaͤſſe an: ein groͤberes
und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das
ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen
zuſammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln ſtatt
hat: je groͤſſer die Staͤmme an ſich ſind, deſto blaͤttriger,

fetter
(a) [Spaltenumbruch] Weitleuftiger davon im
Buche de motu muſcul.
(b) Jch glaube, daß dieſes die
in Aeſte zertheilte Hoͤlungen ſind,
worinnen wahrſcheinlicherweiſe der
[Spaltenumbruch] Wallrat im Wallfiſche aufbehalten
wird, und die ſich laͤngſt dem gan-
zen Koͤrper in etliche tauſend Ge-
faͤſſe (Streifen) vervielfaͤltigen.
Anderſon Beſchreib. von Jsland.
p. 210. ſ.
(c) [Spaltenumbruch] Roſen anat. berkriſn. p. 128.
grashvys ſuppur. p. 69. wal-
[Spaltenumbruch] ther de obeſ. et vor. p.
11. u.
ſ. w.
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="19"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Zellgewebe.</hi> </fw><lb/>
          <p>Weiterhin beru&#x0364;hret und verbindet das Zellgewebe <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Weitleuftiger davon im<lb/>
Buche <hi rendition="#aq">de motu mu&#x017F;cul.</hi></note><lb/>
die Fa&#x017F;ern, die Fa&#x0364;&#x017F;erchen, die Muskeln und den vo&#x0364;lligen<lb/>
Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander;<lb/>
es be&#x017F;chreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte;<lb/>
es begleitet jeden Arm, jede Fa&#x017F;er, und jedes Fa&#x0364;&#x017F;erchen<lb/>
im Muskel be&#x017F;onders, bis zu den allerklein&#x017F;ten Fa&#x0364;den un-<lb/>
ter der Ge&#x017F;talt der Scheiden, die um &#x017F;o viel za&#x0364;rter und<lb/>
fa&#x017F;eriger &#x017F;ind, je feiner das Flei&#x017F;chfa&#x0364;&#x017F;erchen war, aber<lb/>
de&#x017F;to breitere Pla&#x0364;ttchen aufzuwei&#x017F;en haben, &#x017F;o oft das<lb/>
Zellgewebe die gro&#x017F;&#x017F;en Muskeln um&#x017F;pannet. Man weis<lb/>
auch weder am Men&#x017F;chen, noch an einigen andren Thie-<lb/>
ren von Bei&#x017F;pielen, daß man eine Flei&#x017F;chfa&#x017F;er ganz frei,<lb/>
und ohne Verbindung mit den Zellfa&#x017F;ern angetroffen<lb/>
ha&#x0364;tte. Endlich er&#x017F;cheint dies Gewebe, wo die Muskeln<lb/>
von einander ge&#x017F;chieden werden, grob, und es wird zwi-<lb/>
&#x017F;chen allen flei&#x017F;chigen Stellen (<hi rendition="#aq">torus</hi>) des Ko&#x0364;rpers am<lb/>
ha&#x0364;ufig&#x017F;ten ge&#x017F;amlet <note place="foot" n="(b)">Jch glaube, daß die&#x017F;es die<lb/>
in Ae&#x017F;te zertheilte Ho&#x0364;lungen &#x017F;ind,<lb/>
worinnen wahr&#x017F;cheinlicherwei&#x017F;e der<lb/><cb/>
Wallrat im Wallfi&#x017F;che aufbehalten<lb/>
wird, und die &#x017F;ich la&#x0364;ng&#x017F;t dem gan-<lb/>
zen Ko&#x0364;rper in etliche tau&#x017F;end Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e (Streifen) vervielfa&#x0364;ltigen.<lb/><hi rendition="#fr">Ander&#x017F;on</hi> Be&#x017F;chreib. von Jsland.<lb/><hi rendition="#aq">p. 210. &#x017F;.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Ferner &#x017F;ind alle Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e im men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rper <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#fr">Ro&#x017F;en</hi><hi rendition="#aq">anat. berkri&#x017F;n. p. 128.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">grashvys</hi></hi> &#x017F;uppur. p. 69. <hi rendition="#k">wal-</hi><lb/><cb/> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ther</hi></hi> de obe&#x017F;. et vor. p.</hi> 11. u.<lb/>
&#x017F;. w.</note><lb/>
die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell-<lb/>
fo&#x0364;rmige Scheide eingehu&#x0364;llt, die &#x017F;ehr oft, wie gemeinhin<lb/>
an den Gliedmaaßen, von fetter Be&#x017F;chaffenheit, außer-<lb/>
dem aber, &#x017F;o wie am Eingeweide vorna&#x0364;mlich wahrzuneh-<lb/>
men i&#x017F;t, mager angetroffen wird. Es umflechten na&#x0364;m-<lb/>
lich unza&#x0364;liche Zellfa&#x0364;den die Schlagader vor &#x017F;ich allein, &#x017F;o<lb/>
wie die Blutader und den Nerven, und &#x017F;ie heften &#x017F;elbige<lb/>
von allen Seiten an ihre Nebengefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an: ein gro&#x0364;beres<lb/>
und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das<lb/>
ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen<lb/>
zu&#x017F;ammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln &#x017F;tatt<lb/>
hat: je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er die Sta&#x0364;mme an &#x017F;ich &#x017F;ind, de&#x017F;to bla&#x0364;ttriger,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fetter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0075] des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe. Weiterhin beruͤhret und verbindet das Zellgewebe (a) die Faſern, die Faͤſerchen, die Muskeln und den voͤlligen Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander; es beſchreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte; es begleitet jeden Arm, jede Faſer, und jedes Faͤſerchen im Muskel beſonders, bis zu den allerkleinſten Faͤden un- ter der Geſtalt der Scheiden, die um ſo viel zaͤrter und faſeriger ſind, je feiner das Fleiſchfaͤſerchen war, aber deſto breitere Plaͤttchen aufzuweiſen haben, ſo oft das Zellgewebe die groſſen Muskeln umſpannet. Man weis auch weder am Menſchen, noch an einigen andren Thie- ren von Beiſpielen, daß man eine Fleiſchfaſer ganz frei, und ohne Verbindung mit den Zellfaſern angetroffen haͤtte. Endlich erſcheint dies Gewebe, wo die Muskeln von einander geſchieden werden, grob, und es wird zwi- ſchen allen fleiſchigen Stellen (torus) des Koͤrpers am haͤufigſten geſamlet (b). Ferner ſind alle Gefaͤſſe im menſchlichen Koͤrper (c) die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell- foͤrmige Scheide eingehuͤllt, die ſehr oft, wie gemeinhin an den Gliedmaaßen, von fetter Beſchaffenheit, außer- dem aber, ſo wie am Eingeweide vornaͤmlich wahrzuneh- men iſt, mager angetroffen wird. Es umflechten naͤm- lich unzaͤliche Zellfaͤden die Schlagader vor ſich allein, ſo wie die Blutader und den Nerven, und ſie heften ſelbige von allen Seiten an ihre Nebengefaͤſſe an: ein groͤberes und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen zuſammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln ſtatt hat: je groͤſſer die Staͤmme an ſich ſind, deſto blaͤttriger, fetter (a) Weitleuftiger davon im Buche de motu muſcul. (b) Jch glaube, daß dieſes die in Aeſte zertheilte Hoͤlungen ſind, worinnen wahrſcheinlicherweiſe der Wallrat im Wallfiſche aufbehalten wird, und die ſich laͤngſt dem gan- zen Koͤrper in etliche tauſend Ge- faͤſſe (Streifen) vervielfaͤltigen. Anderſon Beſchreib. von Jsland. p. 210. ſ. (c) Roſen anat. berkriſn. p. 128. grashvys ſuppur. p. 69. wal- ther de obeſ. et vor. p. 11. u. ſ. w. B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/75
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/75>, abgerufen am 24.11.2024.