Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Das Herz.
habe ich doch eine ziemliche Anzahl eigner Beobachtun-
gen davon gesammlet. Jch muß aber auch nochmal[s]
deswegen um Verzeihung bitten, daß ich nicht in den
Stande gewesen bin, andrer berühmter Männer Be-
schreibungen in eine ordentlich fortgehende Geschichte zu-
sammenzufassen, weil dieselben theils für sich selbst nicht
mit einander übereinkommen, theils auch von meinen Be-
merkungen in vielen Stükken abgehen. Diese Schwie-
rigkeit wird aber noch dadurch vergrössert, weil die Ner-
ven überhaupt, und auch die gegenwärtigen, welche zum
Herzen hin gehen, in Ansehung ihres Weges und ihrer
Aeste wunderbare und häufige Ausartungen in den mensch-
lichen Körpern annehmen, so daß das Vorhaben, meine
eigne Beobachtungen von allen fremden abzusondern, und
ganz allein in einen Vortrag zusammenzufassen, beinahe die
Kräfte meines Verstandes überstiegen hat. Jch habe
aber bisher geglaubet, daß ich diese meine Arbeiten desto
deutlicher würde darlegen können, wenn ich vorerst alle
meine Beobachtungen in eine einzige Beschreibung zu-
sammen brächte, und hernach dasjenige hinzufügte, wor-
innen andere berühmte Männer entweder von mir abge-
gangen, oder vorgedachte meine Beobachtungen durch
neue Zusäzze zu bestärken scheinen.

Jch werde demnach eine aus vielen todten Leichna-
men hergenommene, wiewol kurzgefaßte Beschreibung,
von den Nerven dieses Hauptmuskels geben, und ich
würde sie mit einer Zeichnung begleiten, welche in mei-
ner Gegenwart von dem berühmten Andersch, den ich
als meinen Schüler zu diesem mühsamen Werke ermun-
terte, ist verfertiget und derjenigen Streitschrift mit bei-
gefüget worden (i), die dieser fleißige junge Mann von

den
(i) [Spaltenumbruch] Jch will unterdessen die
Buchstaben von seiner Abbildung
anzeigen, und werde dieselbe die-
sem Buche einverleiben, wenn ich
[Spaltenumbruch] mit der Familie des berühmten
Anderschen und dem Buchdruk-
ker erst darüber Richtigkeit möch-
te treffen können.

Viertes Buch. Das Herz.
habe ich doch eine ziemliche Anzahl eigner Beobachtun-
gen davon geſammlet. Jch muß aber auch nochmal[s]
deswegen um Verzeihung bitten, daß ich nicht in den
Stande geweſen bin, andrer beruͤhmter Maͤnner Be-
ſchreibungen in eine ordentlich fortgehende Geſchichte zu-
ſammenzufaſſen, weil dieſelben theils fuͤr ſich ſelbſt nicht
mit einander uͤbereinkommen, theils auch von meinen Be-
merkungen in vielen Stuͤkken abgehen. Dieſe Schwie-
rigkeit wird aber noch dadurch vergroͤſſert, weil die Ner-
ven uͤberhaupt, und auch die gegenwaͤrtigen, welche zum
Herzen hin gehen, in Anſehung ihres Weges und ihrer
Aeſte wunderbare und haͤufige Ausartungen in den menſch-
lichen Koͤrpern annehmen, ſo daß das Vorhaben, meine
eigne Beobachtungen von allen fremden abzuſondern, und
ganz allein in einen Vortrag zuſammenzufaſſen, beinahe die
Kraͤfte meines Verſtandes uͤberſtiegen hat. Jch habe
aber bisher geglaubet, daß ich dieſe meine Arbeiten deſto
deutlicher wuͤrde darlegen koͤnnen, wenn ich vorerſt alle
meine Beobachtungen in eine einzige Beſchreibung zu-
ſammen braͤchte, und hernach dasjenige hinzufuͤgte, wor-
innen andere beruͤhmte Maͤnner entweder von mir abge-
gangen, oder vorgedachte meine Beobachtungen durch
neue Zuſaͤzze zu beſtaͤrken ſcheinen.

Jch werde demnach eine aus vielen todten Leichna-
men hergenommene, wiewol kurzgefaßte Beſchreibung,
von den Nerven dieſes Hauptmuskels geben, und ich
wuͤrde ſie mit einer Zeichnung begleiten, welche in mei-
ner Gegenwart von dem beruͤhmten Anderſch, den ich
als meinen Schuͤler zu dieſem muͤhſamen Werke ermun-
terte, iſt verfertiget und derjenigen Streitſchrift mit bei-
gefuͤget worden (i), die dieſer fleißige junge Mann von

den
(i) [Spaltenumbruch] Jch will unterdeſſen die
Buchſtaben von ſeiner Abbildung
anzeigen, und werde dieſelbe die-
ſem Buche einverleiben, wenn ich
[Spaltenumbruch] mit der Familie des beruͤhmten
Anderſchen und dem Buchdruk-
ker erſt daruͤber Richtigkeit moͤch-
te treffen koͤnnen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0736" n="680"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>
habe ich doch eine ziemliche Anzahl eigner Beobachtun-<lb/>
gen davon ge&#x017F;ammlet. Jch muß aber auch nochmal<supplied>s</supplied><lb/>
deswegen um Verzeihung bitten, daß ich nicht in den<lb/>
Stande gewe&#x017F;en bin, andrer beru&#x0364;hmter Ma&#x0364;nner Be-<lb/>
&#x017F;chreibungen in eine ordentlich fortgehende Ge&#x017F;chichte zu-<lb/>
&#x017F;ammenzufa&#x017F;&#x017F;en, weil die&#x017F;elben theils fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
mit einander u&#x0364;bereinkommen, theils auch von meinen Be-<lb/>
merkungen in vielen Stu&#x0364;kken abgehen. Die&#x017F;e Schwie-<lb/>
rigkeit wird aber noch dadurch vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert, weil die Ner-<lb/>
ven u&#x0364;berhaupt, und auch die gegenwa&#x0364;rtigen, welche zum<lb/>
Herzen hin gehen, in An&#x017F;ehung ihres Weges und ihrer<lb/>
Ae&#x017F;te wunderbare und ha&#x0364;ufige Ausartungen in den men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ko&#x0364;rpern annehmen, &#x017F;o daß das Vorhaben, meine<lb/>
eigne Beobachtungen von allen fremden abzu&#x017F;ondern, und<lb/>
ganz allein in einen Vortrag zu&#x017F;ammenzufa&#x017F;&#x017F;en, beinahe die<lb/>
Kra&#x0364;fte meines Ver&#x017F;tandes u&#x0364;ber&#x017F;tiegen hat. Jch habe<lb/>
aber bisher geglaubet, daß ich die&#x017F;e meine Arbeiten de&#x017F;to<lb/>
deutlicher wu&#x0364;rde darlegen ko&#x0364;nnen, wenn ich vorer&#x017F;t alle<lb/>
meine Beobachtungen in eine einzige Be&#x017F;chreibung zu-<lb/>
&#x017F;ammen bra&#x0364;chte, und hernach dasjenige hinzufu&#x0364;gte, wor-<lb/>
innen andere beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner entweder von mir abge-<lb/>
gangen, oder vorgedachte meine Beobachtungen durch<lb/>
neue Zu&#x017F;a&#x0364;zze zu be&#x017F;ta&#x0364;rken &#x017F;cheinen.</p><lb/>
            <p>Jch werde demnach eine aus vielen todten Leichna-<lb/>
men hergenommene, wiewol kurzgefaßte Be&#x017F;chreibung,<lb/>
von den Nerven die&#x017F;es Hauptmuskels geben, und ich<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;ie mit einer Zeichnung begleiten, welche in mei-<lb/>
ner Gegenwart von dem beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Ander&#x017F;ch,</hi> den ich<lb/>
als meinen Schu&#x0364;ler zu die&#x017F;em mu&#x0364;h&#x017F;amen Werke ermun-<lb/>
terte, i&#x017F;t verfertiget und derjenigen Streit&#x017F;chrift mit bei-<lb/>
gefu&#x0364;get worden <note place="foot" n="(i)"><cb/>
Jch will unterde&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Buch&#x017F;taben von &#x017F;einer Abbildung<lb/>
anzeigen, und werde die&#x017F;elbe die-<lb/>
&#x017F;em Buche einverleiben, wenn ich<lb/><cb/>
mit der Familie des beru&#x0364;hmten<lb/><hi rendition="#fr">Ander&#x017F;chen</hi> und dem Buchdruk-<lb/>
ker er&#x017F;t daru&#x0364;ber Richtigkeit mo&#x0364;ch-<lb/>
te treffen ko&#x0364;nnen.</note>, die die&#x017F;er fleißige junge Mann von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0736] Viertes Buch. Das Herz. habe ich doch eine ziemliche Anzahl eigner Beobachtun- gen davon geſammlet. Jch muß aber auch nochmals deswegen um Verzeihung bitten, daß ich nicht in den Stande geweſen bin, andrer beruͤhmter Maͤnner Be- ſchreibungen in eine ordentlich fortgehende Geſchichte zu- ſammenzufaſſen, weil dieſelben theils fuͤr ſich ſelbſt nicht mit einander uͤbereinkommen, theils auch von meinen Be- merkungen in vielen Stuͤkken abgehen. Dieſe Schwie- rigkeit wird aber noch dadurch vergroͤſſert, weil die Ner- ven uͤberhaupt, und auch die gegenwaͤrtigen, welche zum Herzen hin gehen, in Anſehung ihres Weges und ihrer Aeſte wunderbare und haͤufige Ausartungen in den menſch- lichen Koͤrpern annehmen, ſo daß das Vorhaben, meine eigne Beobachtungen von allen fremden abzuſondern, und ganz allein in einen Vortrag zuſammenzufaſſen, beinahe die Kraͤfte meines Verſtandes uͤberſtiegen hat. Jch habe aber bisher geglaubet, daß ich dieſe meine Arbeiten deſto deutlicher wuͤrde darlegen koͤnnen, wenn ich vorerſt alle meine Beobachtungen in eine einzige Beſchreibung zu- ſammen braͤchte, und hernach dasjenige hinzufuͤgte, wor- innen andere beruͤhmte Maͤnner entweder von mir abge- gangen, oder vorgedachte meine Beobachtungen durch neue Zuſaͤzze zu beſtaͤrken ſcheinen. Jch werde demnach eine aus vielen todten Leichna- men hergenommene, wiewol kurzgefaßte Beſchreibung, von den Nerven dieſes Hauptmuskels geben, und ich wuͤrde ſie mit einer Zeichnung begleiten, welche in mei- ner Gegenwart von dem beruͤhmten Anderſch, den ich als meinen Schuͤler zu dieſem muͤhſamen Werke ermun- terte, iſt verfertiget und derjenigen Streitſchrift mit bei- gefuͤget worden (i), die dieſer fleißige junge Mann von den (i) Jch will unterdeſſen die Buchſtaben von ſeiner Abbildung anzeigen, und werde dieſelbe die- ſem Buche einverleiben, wenn ich mit der Familie des beruͤhmten Anderſchen und dem Buchdruk- ker erſt daruͤber Richtigkeit moͤch- te treffen koͤnnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/736
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/736>, abgerufen am 23.11.2024.