zugeben wollte, daß sich der Klappenring wirklich in drei Theile zerlegen liesse (x*). Jch kann auch eben so wenig nur eigentlich fünf Paar warzförmige Muskeln an die- ser rechten Mündung annehmen, wie Caspar Bartho- linus(y), des Thom. Sohn, oder nur vier (z), davon sich zwo in der Scheidewand des Herzens, und zwo gegen diesen über befinden sollen, wie Gavet behauptet. Denn die Natur nimmt sich hier, sowol was die Anzal, als die Grösse betrift, viele Freiheit heraus, und ich kann die Anzal der Muskeln weder auf zwei und drei (a), noch auf vier (b), einschränken. Cowper hat wirklich deren acht oder neune abgebildet (c), und von diesem Manne kann ich, laut einiger von meinen Beobachtungen, nicht gänzlich abgehen.
Jn den vierfüßigen Thieren, so viel ich deren geöf- net, ist der Bau beinahe mit dem menschlichen einerlei gewesen. Jn den Vögeln finden sich an der linken Blut- adermündung ebenfalls zwo, aber an der rechten nur ei- ne fleischige und einem Muskel ähnliche Klappe, die sich wie ein halber Zirkel krümmet, in eine Spizze verengert, und mit der Scheidewand des Herzens einen vollständi- gen Zirkel bildet, aber mit keinen sehnigen Fasern verse- hen ist. Dieses hat überhaupt von Vögeln der vor- nehmste Schriftsteller in der Geschichte des Herzens (d), ingleichen Claudius Perrault(e), gemeldet, welcher viele Thiere zergliedert, oder die vom Duverney zer- legte in Kupfer vorgestellet hat. Dieses ist diejenige kreisförmige fleischige Klappe der rechten Kammer, die
Bar-
(x*)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 320.
(y)Specim. anat. S. 66.
(z)Nov. febr. idea. S. 4. und folg.
(a)Vieussens am angef. Ort S. 99.
(b)[Spaltenumbruch]Senac am angef. Ort S. 200.
(c)Tab. 38. f. 2.
(d) Am angef. Ort S. 60. high- morvs Disquisit. anat. S. 143.
(e)Essays de phys. T. III. S. 261.
Der Bau des Herzens.
zugeben wollte, daß ſich der Klappenring wirklich in drei Theile zerlegen lieſſe (x*). Jch kann auch eben ſo wenig nur eigentlich fuͤnf Paar warzfoͤrmige Muskeln an die- ſer rechten Muͤndung annehmen, wie Caſpar Bartho- linus(y), des Thom. Sohn, oder nur vier (z), davon ſich zwo in der Scheidewand des Herzens, und zwo gegen dieſen uͤber befinden ſollen, wie Gavet behauptet. Denn die Natur nimmt ſich hier, ſowol was die Anzal, als die Groͤſſe betrift, viele Freiheit heraus, und ich kann die Anzal der Muskeln weder auf zwei und drei (a), noch auf vier (b), einſchraͤnken. Cowper hat wirklich deren acht oder neune abgebildet (c), und von dieſem Manne kann ich, laut einiger von meinen Beobachtungen, nicht gaͤnzlich abgehen.
Jn den vierfuͤßigen Thieren, ſo viel ich deren geoͤf- net, iſt der Bau beinahe mit dem menſchlichen einerlei geweſen. Jn den Voͤgeln finden ſich an der linken Blut- adermuͤndung ebenfalls zwo, aber an der rechten nur ei- ne fleiſchige und einem Muskel aͤhnliche Klappe, die ſich wie ein halber Zirkel kruͤmmet, in eine Spizze verengert, und mit der Scheidewand des Herzens einen vollſtaͤndi- gen Zirkel bildet, aber mit keinen ſehnigen Faſern verſe- hen iſt. Dieſes hat uͤberhaupt von Voͤgeln der vor- nehmſte Schriftſteller in der Geſchichte des Herzens (d), ingleichen Claudius Perrault(e), gemeldet, welcher viele Thiere zergliedert, oder die vom Duverney zer- legte in Kupfer vorgeſtellet hat. Dieſes iſt diejenige kreisfoͤrmige fleiſchige Klappe der rechten Kammer, die
Bar-
(x*)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 320.
(y)Specim. anat. S. 66.
(z)Nov. febr. idea. S. 4. und folg.
(a)Vieuſſens am angef. Ort S. 99.
(b)[Spaltenumbruch]Senac am angef. Ort S. 200.
(c)Tab. 38. f. 2.
(d) Am angef. Ort S. 60. high- morvs Diſquiſit. anat. S. 143.
(e)Eſſays de phyſ. T. III. S. 261.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0693"n="637"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Bau des Herzens.</hi></fw><lb/>
zugeben wollte, daß ſich der Klappenring wirklich in drei<lb/>
Theile zerlegen lieſſe <noteplace="foot"n="(x*)"><cb/>
Am angef. Ort, S. 320.</note>. Jch kann auch eben ſo wenig<lb/>
nur eigentlich fuͤnf Paar warzfoͤrmige Muskeln an die-<lb/>ſer rechten Muͤndung annehmen, wie Caſpar <hirendition="#fr">Bartho-<lb/>
linus</hi><noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">Specim. anat.</hi> S. 66.</note>, des Thom. Sohn, oder nur vier <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Nov. febr. idea.</hi> S. 4. und<lb/>
folg.</note>, davon<lb/>ſich zwo in der Scheidewand des Herzens, und zwo gegen<lb/>
dieſen uͤber befinden ſollen, wie <hirendition="#fr">Gavet</hi> behauptet. Denn<lb/>
die Natur nimmt ſich hier, ſowol was die Anzal, als die<lb/>
Groͤſſe betrift, viele Freiheit heraus, und ich kann die<lb/>
Anzal der Muskeln weder auf zwei und drei <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#fr">Vieuſſens</hi> am angef. Ort<lb/>
S. 99.</note>, noch<lb/>
auf vier <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#fr">Senac</hi> am angef. Ort S.<lb/>
200.</note>, einſchraͤnken. <hirendition="#fr">Cowper</hi> hat wirklich deren<lb/>
acht oder neune abgebildet <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">Tab. 38. f. 2.</hi></note>, und von dieſem Manne<lb/>
kann ich, laut einiger von meinen Beobachtungen, nicht<lb/>
gaͤnzlich abgehen.</p><lb/><p>Jn den vierfuͤßigen Thieren, ſo viel ich deren geoͤf-<lb/>
net, iſt der Bau beinahe mit dem menſchlichen einerlei<lb/>
geweſen. Jn den Voͤgeln finden ſich an der linken Blut-<lb/>
adermuͤndung ebenfalls zwo, aber an der rechten nur ei-<lb/>
ne fleiſchige und einem Muskel aͤhnliche Klappe, die ſich<lb/>
wie ein halber Zirkel kruͤmmet, in eine Spizze verengert,<lb/>
und mit der Scheidewand des Herzens einen vollſtaͤndi-<lb/>
gen Zirkel bildet, aber mit keinen ſehnigen Faſern verſe-<lb/>
hen iſt. Dieſes hat uͤberhaupt von Voͤgeln der vor-<lb/>
nehmſte Schriftſteller in der Geſchichte des Herzens <noteplace="foot"n="(d)">Am angef. Ort S. 60. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">high-<lb/>
morvs</hi> Diſquiſit. anat.</hi> S. 143.</note>,<lb/>
ingleichen Claudius <hirendition="#fr">Perrault</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Eſſays de phyſ. T. III.</hi> S.<lb/>
261.</note>, gemeldet, welcher<lb/>
viele Thiere zergliedert, oder die vom <hirendition="#fr">Duverney</hi> zer-<lb/>
legte in Kupfer vorgeſtellet hat. Dieſes iſt diejenige<lb/>
kreisfoͤrmige fleiſchige Klappe der rechten Kammer, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Bar-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[637/0693]
Der Bau des Herzens.
zugeben wollte, daß ſich der Klappenring wirklich in drei
Theile zerlegen lieſſe (x*). Jch kann auch eben ſo wenig
nur eigentlich fuͤnf Paar warzfoͤrmige Muskeln an die-
ſer rechten Muͤndung annehmen, wie Caſpar Bartho-
linus (y), des Thom. Sohn, oder nur vier (z), davon
ſich zwo in der Scheidewand des Herzens, und zwo gegen
dieſen uͤber befinden ſollen, wie Gavet behauptet. Denn
die Natur nimmt ſich hier, ſowol was die Anzal, als die
Groͤſſe betrift, viele Freiheit heraus, und ich kann die
Anzal der Muskeln weder auf zwei und drei (a), noch
auf vier (b), einſchraͤnken. Cowper hat wirklich deren
acht oder neune abgebildet (c), und von dieſem Manne
kann ich, laut einiger von meinen Beobachtungen, nicht
gaͤnzlich abgehen.
Jn den vierfuͤßigen Thieren, ſo viel ich deren geoͤf-
net, iſt der Bau beinahe mit dem menſchlichen einerlei
geweſen. Jn den Voͤgeln finden ſich an der linken Blut-
adermuͤndung ebenfalls zwo, aber an der rechten nur ei-
ne fleiſchige und einem Muskel aͤhnliche Klappe, die ſich
wie ein halber Zirkel kruͤmmet, in eine Spizze verengert,
und mit der Scheidewand des Herzens einen vollſtaͤndi-
gen Zirkel bildet, aber mit keinen ſehnigen Faſern verſe-
hen iſt. Dieſes hat uͤberhaupt von Voͤgeln der vor-
nehmſte Schriftſteller in der Geſchichte des Herzens (d),
ingleichen Claudius Perrault (e), gemeldet, welcher
viele Thiere zergliedert, oder die vom Duverney zer-
legte in Kupfer vorgeſtellet hat. Dieſes iſt diejenige
kreisfoͤrmige fleiſchige Klappe der rechten Kammer, die
Bar-
(x*)
Am angef. Ort, S. 320.
(y) Specim. anat. S. 66.
(z) Nov. febr. idea. S. 4. und
folg.
(a) Vieuſſens am angef. Ort
S. 99.
(b)
Senac am angef. Ort S.
200.
(c) Tab. 38. f. 2.
(d) Am angef. Ort S. 60. high-
morvs Diſquiſit. anat. S. 143.
(e) Eſſays de phyſ. T. III. S.
261.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/693>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.