Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

durch die Schlag-in die Blutadern.
weil sie sich um die Wette bemüheten, eine Person aus-
findig zu machen, welcher sie den Ruhm, der dem Har-
vey
war entzogen worden, beilegen könnten. Joh.
Vesling (p) berufet sich zwar auf einen von diesem
Mann mit eigener Hand geschriebenen Codex, den er
bei dem P. Fulgentius, dessen Schüler, und Verfasser
des Sarpischen Lebenslaufes, selbst gesehen hätte. Hier-
nächst meldet Joh. Walaeus, ein sonst gar hizziger
Verfechter der neuen Entdekkung, nicht zwar in der er-
sten Ausgabe seines Sendschreibens, sondern in den
neueren Auflagen (q), nach dem was er von andern schei-
net vernommen zu haben, daß der Umlauf des Blutes
schon vor des Harvey Zeiten diesem Sarpi sey bekannt
gewesen; desgleichen hat auch Johann Nicolaus Pech-
lin,
oder vielleicht der wahre Verfasser der verdekten
Schrift (r), Carl Drelincourt, welcher noch eine klei-
ne Geschichte hinzugefüget, besonders angezeiget, wie
eigentlich diese Erfindung des Venetianischen Mönches
auf den Harvey gekommen sey.

Es ist aber vom George Ent (s) eine Schuzschrift
vorhanden, worinnen die Erzählung dieser Sache ganz um-
gekehrt vorgetragen, und behauptet wird, es habe Sar-
pi
des Harvey Buch durch Vermittlung des Venetia-
nischen Gesandten von dem Verfasser erhalten. Die
Zeitumstände stimmen auch mit dieser Schuzschrift aller-
dings überein, indem Harvey im Jahr 1619. in einer
chirurgischen Vorlesung den wahren Blutlauf gezeiget
hat (s*); und in eben dem Jahre gieng der Venetianische

Gesand-
(p) [Spaltenumbruch] Beim Bartholin Cent. I.
Epist.
26.
(q) Beim Bartholin, in Anat.
tert. renov. Ep. I.
S. 774.
(r) Metamorphosis Apollinis &
Aesculapii,
S. 76.
(s) [Spaltenumbruch] Jn der Dedicat. apolog. pro
circulat. sangu.
(s*) Rob. taylor Orat. anni-
vers. Harvei.
S. 44.
G g

durch die Schlag-in die Blutadern.
weil ſie ſich um die Wette bemuͤheten, eine Perſon aus-
findig zu machen, welcher ſie den Ruhm, der dem Har-
vey
war entzogen worden, beilegen koͤnnten. Joh.
Vesling (p) berufet ſich zwar auf einen von dieſem
Mann mit eigener Hand geſchriebenen Codex, den er
bei dem P. Fulgentius, deſſen Schuͤler, und Verfaſſer
des Sarpiſchen Lebenslaufes, ſelbſt geſehen haͤtte. Hier-
naͤchſt meldet Joh. Walaeus, ein ſonſt gar hizziger
Verfechter der neuen Entdekkung, nicht zwar in der er-
ſten Ausgabe ſeines Sendſchreibens, ſondern in den
neueren Auflagen (q), nach dem was er von andern ſchei-
net vernommen zu haben, daß der Umlauf des Blutes
ſchon vor des Harvey Zeiten dieſem Sarpi ſey bekannt
geweſen; desgleichen hat auch Johann Nicolaus Pech-
lin,
oder vielleicht der wahre Verfaſſer der verdekten
Schrift (r), Carl Drelincourt, welcher noch eine klei-
ne Geſchichte hinzugefuͤget, beſonders angezeiget, wie
eigentlich dieſe Erfindung des Venetianiſchen Moͤnches
auf den Harvey gekommen ſey.

Es iſt aber vom George Ent (s) eine Schuzſchrift
vorhanden, worinnen die Erzaͤhlung dieſer Sache ganz um-
gekehrt vorgetragen, und behauptet wird, es habe Sar-
pi
des Harvey Buch durch Vermittlung des Venetia-
niſchen Geſandten von dem Verfaſſer erhalten. Die
Zeitumſtaͤnde ſtimmen auch mit dieſer Schuzſchrift aller-
dings uͤberein, indem Harvey im Jahr 1619. in einer
chirurgiſchen Vorleſung den wahren Blutlauf gezeiget
hat (s*); und in eben dem Jahre gieng der Venetianiſche

Geſand-
(p) [Spaltenumbruch] Beim Bartholin Cent. I.
Epiſt.
26.
(q) Beim Bartholin, in Anat.
tert. renov. Ep. I.
S. 774.
(r) Metamorphoſis Apollinis &
Aeſculapii,
S. 76.
(s) [Spaltenumbruch] Jn der Dedicat. apolog. pro
circulat. ſangu.
(s*) Rob. taylor Orat. anni-
vers. Harvei.
S. 44.
G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0521" n="465"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">durch die Schlag-in die Blutadern.</hi></fw><lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;ich um die Wette bemu&#x0364;heten, eine Per&#x017F;on aus-<lb/>
findig zu machen, welcher &#x017F;ie den Ruhm, der dem <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
vey</hi> war entzogen worden, beilegen ko&#x0364;nnten. Joh.<lb/><hi rendition="#fr">Vesling</hi> <note place="foot" n="(p)"><cb/>
Beim <hi rendition="#fr">Bartholin</hi> <hi rendition="#aq">Cent. I.<lb/>
Epi&#x017F;t.</hi> 26.</note> berufet &#x017F;ich zwar auf einen von die&#x017F;em<lb/>
Mann mit eigener Hand ge&#x017F;chriebenen Codex, den er<lb/>
bei dem P. Fulgentius, de&#x017F;&#x017F;en Schu&#x0364;ler, und Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
des <hi rendition="#fr">Sarpi&#x017F;chen</hi> Lebenslaufes, &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte. Hier-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t meldet Joh. <hi rendition="#fr">Walaeus,</hi> ein &#x017F;on&#x017F;t gar hizziger<lb/>
Verfechter der neuen Entdekkung, nicht zwar in der er-<lb/>
&#x017F;ten Ausgabe &#x017F;eines Send&#x017F;chreibens, &#x017F;ondern in den<lb/>
neueren Auflagen <note place="foot" n="(q)">Beim <hi rendition="#fr">Bartholin,</hi> <hi rendition="#aq">in Anat.<lb/>
tert. renov. Ep. I.</hi> S. 774.</note>, nach dem was er von andern &#x017F;chei-<lb/>
net vernommen zu haben, daß der Umlauf des Blutes<lb/>
&#x017F;chon vor des <hi rendition="#fr">Harvey</hi> Zeiten die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Sarpi</hi> &#x017F;ey bekannt<lb/>
gewe&#x017F;en; desgleichen hat auch Johann Nicolaus <hi rendition="#fr">Pech-<lb/>
lin,</hi> oder vielleicht der wahre Verfa&#x017F;&#x017F;er der verdekten<lb/>
Schrift <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Metamorpho&#x017F;is Apollinis &amp;<lb/>
Ae&#x017F;culapii,</hi> S. 76.</note>, Carl <hi rendition="#fr">Drelincourt,</hi> welcher noch eine klei-<lb/>
ne Ge&#x017F;chichte hinzugefu&#x0364;get, be&#x017F;onders angezeiget, wie<lb/>
eigentlich die&#x017F;e Erfindung des Venetiani&#x017F;chen Mo&#x0364;nches<lb/>
auf den <hi rendition="#fr">Harvey</hi> gekommen &#x017F;ey.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber vom George <hi rendition="#fr">Ent</hi> <note place="foot" n="(s)"><cb/>
Jn der <hi rendition="#aq">Dedicat. apolog. pro<lb/>
circulat. &#x017F;angu.</hi></note> eine Schuz&#x017F;chrift<lb/>
vorhanden, worinnen die Erza&#x0364;hlung die&#x017F;er Sache ganz um-<lb/>
gekehrt vorgetragen, und behauptet wird, es habe <hi rendition="#fr">Sar-<lb/>
pi</hi> des <hi rendition="#fr">Harvey</hi> Buch durch Vermittlung des Venetia-<lb/>
ni&#x017F;chen Ge&#x017F;andten von dem Verfa&#x017F;&#x017F;er erhalten. Die<lb/>
Zeitum&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;timmen auch mit die&#x017F;er Schuz&#x017F;chrift aller-<lb/>
dings u&#x0364;berein, indem <hi rendition="#fr">Harvey</hi> im Jahr 1619. in einer<lb/>
chirurgi&#x017F;chen Vorle&#x017F;ung den wahren Blutlauf gezeiget<lb/>
hat <note place="foot" n="(s*)"><hi rendition="#aq">Rob. <hi rendition="#k">taylor</hi> Orat. anni-<lb/>
vers. Harvei.</hi> S. 44.</note>; und in eben dem Jahre gieng der Venetiani&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge&#x017F;and-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0521] durch die Schlag-in die Blutadern. weil ſie ſich um die Wette bemuͤheten, eine Perſon aus- findig zu machen, welcher ſie den Ruhm, der dem Har- vey war entzogen worden, beilegen koͤnnten. Joh. Vesling (p) berufet ſich zwar auf einen von dieſem Mann mit eigener Hand geſchriebenen Codex, den er bei dem P. Fulgentius, deſſen Schuͤler, und Verfaſſer des Sarpiſchen Lebenslaufes, ſelbſt geſehen haͤtte. Hier- naͤchſt meldet Joh. Walaeus, ein ſonſt gar hizziger Verfechter der neuen Entdekkung, nicht zwar in der er- ſten Ausgabe ſeines Sendſchreibens, ſondern in den neueren Auflagen (q), nach dem was er von andern ſchei- net vernommen zu haben, daß der Umlauf des Blutes ſchon vor des Harvey Zeiten dieſem Sarpi ſey bekannt geweſen; desgleichen hat auch Johann Nicolaus Pech- lin, oder vielleicht der wahre Verfaſſer der verdekten Schrift (r), Carl Drelincourt, welcher noch eine klei- ne Geſchichte hinzugefuͤget, beſonders angezeiget, wie eigentlich dieſe Erfindung des Venetianiſchen Moͤnches auf den Harvey gekommen ſey. Es iſt aber vom George Ent (s) eine Schuzſchrift vorhanden, worinnen die Erzaͤhlung dieſer Sache ganz um- gekehrt vorgetragen, und behauptet wird, es habe Sar- pi des Harvey Buch durch Vermittlung des Venetia- niſchen Geſandten von dem Verfaſſer erhalten. Die Zeitumſtaͤnde ſtimmen auch mit dieſer Schuzſchrift aller- dings uͤberein, indem Harvey im Jahr 1619. in einer chirurgiſchen Vorleſung den wahren Blutlauf gezeiget hat (s*); und in eben dem Jahre gieng der Venetianiſche Geſand- (p) Beim Bartholin Cent. I. Epiſt. 26. (q) Beim Bartholin, in Anat. tert. renov. Ep. I. S. 774. (r) Metamorphoſis Apollinis & Aeſculapii, S. 76. (s) Jn der Dedicat. apolog. pro circulat. ſangu. (s*) Rob. taylor Orat. anni- vers. Harvei. S. 44. G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/521
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/521>, abgerufen am 23.11.2024.