mal mit einem tödlichen Ausgange (o). Aus denen er- öfneten Blutadern am Ellbogen wird beinahe alles im Körper befindliche Blut herausgetrieben (p). Aus der verlezten Drosselblutader liefen zwanzig Pfunde Blut heraus (q), und als dieselbe von freien Stükken zerber- stete, erfolgte der Tod darauf (r). Ja es behauptet Lower(s), daß die Thiere eben sowol ihres gesammten Blutes beraubet werden können, wenn ihre Blutadern verwundet sind, als wenn man ihre Schlagadern öf- net.
Diese lezteren Versuche zeigen nun, daß dasjenige Blut durch die Blutadern herausfliessen könne, welches sich zuvor in den Schlagadern befunden, und daß daher das Blut bei lebendigen Thieren einen freien Lauf aus den Schlagadern in die Blutadern habe. Galenus(t), der durch die Kraft der Warheit überzeuget war, erkann- te in der That, daß das Blut diesen Weg nehme, nur sezte er denselben in die kleinste Aeste derer Blut- und Schlagadern. Vesalius(u) kam bereits vor denen Zeiten des Harvei auf die Vermuthung, daß das in de- nen Schlag- und Blutadern befindliche Blut wechsels- weise ab- und zufliesse, nachdem er zugleich die Grösse der Schlagadern in Erwägung gezogen hatte. Es stimmet aber die Mittheilung des aus den kleinen Würzelchen in die Stämme zurüklaufenden Blutes vermittelst der klein- sten Gefässe, gar nicht mit der Geschwindigkeit überein, mit welcher es herausgetrieben wird, und es stehet dem- jenigen Blute, welches aus den Blutadern nach einer Schlagader zurükkehren soll, die bereits angezeigte Rich-
tung
(o)[Spaltenumbruch]Iul. ofrai in Penelope T. II. S. 219.
(p)harvei c. 12. S. 115.
(q)gatinera Oper. S. 15. Bisler Ausg.
(r)kanold Breslauer Samm- lung. 1726. S. 254.
(s)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 177. Hol- ländische Ausgabe. Eine ganze Sammlung von Blutstürzungen aus den Blutadern liefert I. bohn de lethal. vulner. S. 26. und folg.
(t)De facult. nat. L. III. c. 15.
(u)De fabr. corp. hum. S. 247.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
mal mit einem toͤdlichen Ausgange (o). Aus denen er- oͤfneten Blutadern am Ellbogen wird beinahe alles im Koͤrper befindliche Blut herausgetrieben (p). Aus der verlezten Droſſelblutader liefen zwanzig Pfunde Blut heraus (q), und als dieſelbe von freien Stuͤkken zerber- ſtete, erfolgte der Tod darauf (r). Ja es behauptet Lower(s), daß die Thiere eben ſowol ihres geſammten Blutes beraubet werden koͤnnen, wenn ihre Blutadern verwundet ſind, als wenn man ihre Schlagadern oͤf- net.
Dieſe lezteren Verſuche zeigen nun, daß dasjenige Blut durch die Blutadern herausflieſſen koͤnne, welches ſich zuvor in den Schlagadern befunden, und daß daher das Blut bei lebendigen Thieren einen freien Lauf aus den Schlagadern in die Blutadern habe. Galenus(t), der durch die Kraft der Warheit uͤberzeuget war, erkann- te in der That, daß das Blut dieſen Weg nehme, nur ſezte er denſelben in die kleinſte Aeſte derer Blut- und Schlagadern. Veſalius(u) kam bereits vor denen Zeiten des Harvei auf die Vermuthung, daß das in de- nen Schlag- und Blutadern befindliche Blut wechſels- weiſe ab- und zuflieſſe, nachdem er zugleich die Groͤſſe der Schlagadern in Erwaͤgung gezogen hatte. Es ſtimmet aber die Mittheilung des aus den kleinen Wuͤrzelchen in die Staͤmme zuruͤklaufenden Blutes vermittelſt der klein- ſten Gefaͤſſe, gar nicht mit der Geſchwindigkeit uͤberein, mit welcher es herausgetrieben wird, und es ſtehet dem- jenigen Blute, welches aus den Blutadern nach einer Schlagader zuruͤkkehren ſoll, die bereits angezeigte Rich-
tung
(o)[Spaltenumbruch]Iul. ofrai in Penelope T. II. S. 219.
(p)harvei c. 12. S. 115.
(q)gatinera Oper. S. 15. Bisler Ausg.
(r)kanold Breslauer Samm- lung. 1726. S. 254.
(s)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 177. Hol- laͤndiſche Ausgabe. Eine ganze Sammlung von Blutſtuͤrzungen aus den Blutadern liefert I. bohn de lethal. vulner. S. 26. und folg.
(t)De facult. nat. L. III. c. 15.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
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oͤfneten Blutadern am Ellbogen wird beinahe alles im
Koͤrper befindliche Blut herausgetrieben (p). Aus der
verlezten Droſſelblutader liefen zwanzig Pfunde Blut
heraus (q), und als dieſelbe von freien Stuͤkken zerber-
ſtete, erfolgte der Tod darauf (r). Ja es behauptet
Lower (s), daß die Thiere eben ſowol ihres geſammten
Blutes beraubet werden koͤnnen, wenn ihre Blutadern
verwundet ſind, als wenn man ihre Schlagadern oͤf-
net.
Dieſe lezteren Verſuche zeigen nun, daß dasjenige
Blut durch die Blutadern herausflieſſen koͤnne, welches
ſich zuvor in den Schlagadern befunden, und daß daher
das Blut bei lebendigen Thieren einen freien Lauf aus
den Schlagadern in die Blutadern habe. Galenus (t),
der durch die Kraft der Warheit uͤberzeuget war, erkann-
te in der That, daß das Blut dieſen Weg nehme, nur
ſezte er denſelben in die kleinſte Aeſte derer Blut- und
Schlagadern. Veſalius (u) kam bereits vor denen
Zeiten des Harvei auf die Vermuthung, daß das in de-
nen Schlag- und Blutadern befindliche Blut wechſels-
weiſe ab- und zuflieſſe, nachdem er zugleich die Groͤſſe der
Schlagadern in Erwaͤgung gezogen hatte. Es ſtimmet
aber die Mittheilung des aus den kleinen Wuͤrzelchen in
die Staͤmme zuruͤklaufenden Blutes vermittelſt der klein-
ſten Gefaͤſſe, gar nicht mit der Geſchwindigkeit uͤberein,
mit welcher es herausgetrieben wird, und es ſtehet dem-
jenigen Blute, welches aus den Blutadern nach einer
Schlagader zuruͤkkehren ſoll, die bereits angezeigte Rich-
tung
(o)
Iul. ofrai in Penelope T. II.
S. 219.
(p) harvei c. 12. S. 115.
(q) gatinera Oper. S. 15.
Bisler Ausg.
(r) kanold Breslauer Samm-
lung. 1726. S. 254.
(s)
Am angef. Ort, S. 177. Hol-
laͤndiſche Ausgabe. Eine ganze
Sammlung von Blutſtuͤrzungen
aus den Blutadern liefert I. bohn
de lethal. vulner. S. 26. und folg.
(t) De facult. nat. L. III. c. 15.
(u) De fabr. corp. hum. S. 247.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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