Jndessen veranlassen doch lang anhaltende Ursachen, welche die Natur keineswegs hierbei mit angebracht, noch auch insgesamt hat verhüten können, daß das Blut, welches sich in den Klappentiefen nach und nach gesam- let hat, die ohnedem schwachen Blutaderhäute übermäs- sig erweitert, und sehr schädliche Blutadersäkke hervor- bringt, die bisweilen die Dikke eines Arms erreichen (c), und von den Wundärzten müssen ausgerottet werden. Wenn diese endlich zerreissen, so erfolget eine Blutergies- sung (d), die zuweilen tödlich wird (e). Jndessen ver- hüten einigermassen die Dämme, oder die unteren und blinden Enden der Klappentiefen, die mit der Blutader zusammenhängen, und welche eben dieselbe Natur am untern Theile, der vom Blute am meisten auszustehen hat, stärker gebauet hat, daß sie doch nicht gar zu leicht zerreissen können. Es ist aber entweder die Anzahl, oder die Gefahr der Blutadersäkke noch sehr geringe, wenn man dieselben mit dem tödlichen Rükflusse des Blutes vergleicht, wodurch die äussersten Blutadern an den Füssen, die sonsten zu Stokkungen sehr geneigt sind, kön- ten angefüllet, und dem Herzen der so nöthige Reiz vom Blute entzogen werden, das sich in den Füssen angehäu- fet hat, und nicht leicht wieder hinaufsteigen würde, da- fern die Natur keine Klappen gebildet hätte.
Ohnerachtet ich mich sonst nicht leicht in dergleichen Untersuchungen derer Absichten einzulassen pflege, so hal- te ich es doch nicht für unwahrscheinlich, daß in den un-
tersten
(c)[Spaltenumbruch]hildan Oper. S. 899. die Geschichte des Marius ist an sich genugsam bekannt.
(d) Siehe einige Beispiele beim tezold, Obs. 45. Hist. med. Vra- [Spaltenumbruch]
tislav. S. 278. bavsch de Haema- tite.
(e)viti dialoghi d'un Bolo- gnese IV. S. 107. Storch Hebam- men Unterricht. S. 225.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
§. 7. Die Blutaderſaͤkke.
Jndeſſen veranlaſſen doch lang anhaltende Urſachen, welche die Natur keineswegs hierbei mit angebracht, noch auch insgeſamt hat verhuͤten koͤnnen, daß das Blut, welches ſich in den Klappentiefen nach und nach geſam- let hat, die ohnedem ſchwachen Blutaderhaͤute uͤbermaͤſ- ſig erweitert, und ſehr ſchaͤdliche Blutaderſaͤkke hervor- bringt, die bisweilen die Dikke eines Arms erreichen (c), und von den Wundaͤrzten muͤſſen ausgerottet werden. Wenn dieſe endlich zerreiſſen, ſo erfolget eine Blutergieſ- ſung (d), die zuweilen toͤdlich wird (e). Jndeſſen ver- huͤten einigermaſſen die Daͤmme, oder die unteren und blinden Enden der Klappentiefen, die mit der Blutader zuſammenhaͤngen, und welche eben dieſelbe Natur am untern Theile, der vom Blute am meiſten auszuſtehen hat, ſtaͤrker gebauet hat, daß ſie doch nicht gar zu leicht zerreiſſen koͤnnen. Es iſt aber entweder die Anzahl, oder die Gefahr der Blutaderſaͤkke noch ſehr geringe, wenn man dieſelben mit dem toͤdlichen Ruͤkfluſſe des Blutes vergleicht, wodurch die aͤuſſerſten Blutadern an den Fuͤſſen, die ſonſten zu Stokkungen ſehr geneigt ſind, koͤn- ten angefuͤllet, und dem Herzen der ſo noͤthige Reiz vom Blute entzogen werden, das ſich in den Fuͤſſen angehaͤu- fet hat, und nicht leicht wieder hinaufſteigen wuͤrde, da- fern die Natur keine Klappen gebildet haͤtte.
Ohnerachtet ich mich ſonſt nicht leicht in dergleichen Unterſuchungen derer Abſichten einzulaſſen pflege, ſo hal- te ich es doch nicht fuͤr unwahrſcheinlich, daß in den un-
terſten
(c)[Spaltenumbruch]hildan Oper. S. 899. die Geſchichte des Marius iſt an ſich genugſam bekannt.
(d) Siehe einige Beiſpiele beim tezold, Obſ. 45. Hiſt. med. Vra- [Spaltenumbruch]
tislav. S. 278. bavsch de Haema- tite.
(e)viti dialoghi d’un Bolo- gneſe IV. S. 107. Storch Hebam- men Unterricht. S. 225.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
§. 7.
Die Blutaderſaͤkke.
Jndeſſen veranlaſſen doch lang anhaltende Urſachen,
welche die Natur keineswegs hierbei mit angebracht, noch
auch insgeſamt hat verhuͤten koͤnnen, daß das Blut,
welches ſich in den Klappentiefen nach und nach geſam-
let hat, die ohnedem ſchwachen Blutaderhaͤute uͤbermaͤſ-
ſig erweitert, und ſehr ſchaͤdliche Blutaderſaͤkke hervor-
bringt, die bisweilen die Dikke eines Arms erreichen (c),
und von den Wundaͤrzten muͤſſen ausgerottet werden.
Wenn dieſe endlich zerreiſſen, ſo erfolget eine Blutergieſ-
ſung (d), die zuweilen toͤdlich wird (e). Jndeſſen ver-
huͤten einigermaſſen die Daͤmme, oder die unteren und
blinden Enden der Klappentiefen, die mit der Blutader
zuſammenhaͤngen, und welche eben dieſelbe Natur am
untern Theile, der vom Blute am meiſten auszuſtehen
hat, ſtaͤrker gebauet hat, daß ſie doch nicht gar zu leicht
zerreiſſen koͤnnen. Es iſt aber entweder die Anzahl, oder
die Gefahr der Blutaderſaͤkke noch ſehr geringe, wenn
man dieſelben mit dem toͤdlichen Ruͤkfluſſe des Blutes
vergleicht, wodurch die aͤuſſerſten Blutadern an den
Fuͤſſen, die ſonſten zu Stokkungen ſehr geneigt ſind, koͤn-
ten angefuͤllet, und dem Herzen der ſo noͤthige Reiz vom
Blute entzogen werden, das ſich in den Fuͤſſen angehaͤu-
fet hat, und nicht leicht wieder hinaufſteigen wuͤrde, da-
fern die Natur keine Klappen gebildet haͤtte.
Ohnerachtet ich mich ſonſt nicht leicht in dergleichen
Unterſuchungen derer Abſichten einzulaſſen pflege, ſo hal-
te ich es doch nicht fuͤr unwahrſcheinlich, daß in den un-
terſten
(c)
hildan Oper. S. 899. die
Geſchichte des Marius iſt an ſich
genugſam bekannt.
(d) Siehe einige Beiſpiele beim
tezold, Obſ. 45. Hiſt. med. Vra-
tislav. S. 278. bavsch de Haema-
tite.
(e) viti dialoghi d’un Bolo-
gneſe IV. S. 107. Storch Hebam-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/450>, abgerufen am 23.11.2024.
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