Mündungen der hineindünstenden Gefässe solte können verschlukt werden. Ausserdem aber, sezte er hinzu, blie- be das Terpentinöl und der eingesprizte Talg in den Ge- fässen stehen, und sie tröpfelten beide in keine Hölungen durch. Von Brunners Versuche meldete er, daß die- ses flüßige Metall zufälliger Weise aus den geborstnen Gefässen heraus gelaufen sey. Man kann hierzu noch einige oben angeführte Versuche fügen, da das Queksil- ber und Terpentinöl, welche man in die rothen Schlag- adern getrieben, in die Flieswassergefässe übergehet, indem dieser Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag- äderchen sich in Flieswassergefässe endigen. Denn ver- möge eben dieser Hidrostatischen Lehrsäzze würde sich ein Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich leichter in die Zellräume ergiessen müssen, als er von den engen Mündungen der durchsichtigen Gefässe würde kön- nen aufgenommen werden.
Dem sey nun aber wie ihm wolle, so scheinet doch wenigstens die Ergiessung des Milchsaftes in der Brust- drüse vermittelst des Zellgewebes, die Vermuthung zu machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz dünner, von dem Flieswasser offenbar unterschiedner und mit der Milch näher übereinkommender Saft in die schwammigen Räumchen der einfachen Drüsen gebracht werde, den nachgehends die verschlukkenden Mündun- gen der rükführenden Gefässe wieder aufnähmen, und nachdem er mit dem Flieswasser vermischt worden, wei- ter wegführten. Es mus uns nämlich diese Aus-und Eindünstung einer Milch nicht viel schwerer vorkommen, als des Fettes seine (z), von dem man, da es doch eine viel trägere Flüssigkeit ist, die Ergiessung in die Zell- räume, und die Aufname aus den Räumen in die Blut- adern, bereits erwiesen hat. Jch wüste auch keine an-
dere
(z) Jm 1 Buch, 4 Abschnitt.
Flieswaſſergefaͤſſe.
Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie- be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge- faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen durch. Von Brunners Verſuche meldete er, daß die- ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil- ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag- adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet, indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag- aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver- moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn- nen aufgenommen werden.
Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt- druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun- gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei- ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen, als des Fettes ſeine (z), von dem man, da es doch eine viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell- raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut- adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an-
dere
(z) Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0407"n="351"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Flieswaſſergefaͤſſe.</hi></fw><lb/>
Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen<lb/>
verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie-<lb/>
be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge-<lb/>
faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen<lb/>
durch. Von <hirendition="#fr">Brunners</hi> Verſuche meldete er, daß die-<lb/>ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen<lb/>
Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch<lb/>
einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil-<lb/>
ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag-<lb/>
adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet,<lb/>
indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag-<lb/>
aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver-<lb/>
moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein<lb/>
Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich<lb/>
leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den<lb/>
engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn-<lb/>
nen aufgenommen werden.</p><lb/><p>Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch<lb/>
wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt-<lb/>
druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu<lb/>
machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz<lb/>
duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner<lb/>
und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die<lb/>ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht<lb/>
werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun-<lb/>
gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und<lb/>
nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei-<lb/>
ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und<lb/>
Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen,<lb/>
als des Fettes ſeine <noteplace="foot"n="(z)">Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.</note>, von dem man, da es doch eine<lb/>
viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell-<lb/>
raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut-<lb/>
adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dere</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[351/0407]
Flieswaſſergefaͤſſe.
Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen
verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie-
be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge-
faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen
durch. Von Brunners Verſuche meldete er, daß die-
ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen
Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch
einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil-
ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag-
adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet,
indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag-
aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver-
moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein
Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich
leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den
engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn-
nen aufgenommen werden.
Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch
wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt-
druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu
machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz
duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner
und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die
ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht
werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun-
gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und
nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei-
ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und
Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen,
als des Fettes ſeine (z), von dem man, da es doch eine
viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell-
raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut-
adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an-
dere
(z) Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/407>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.