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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
Mündungen der hineindünstenden Gefässe solte können
verschlukt werden. Ausserdem aber, sezte er hinzu, blie-
be das Terpentinöl und der eingesprizte Talg in den Ge-
fässen stehen, und sie tröpfelten beide in keine Hölungen
durch. Von Brunners Versuche meldete er, daß die-
ses flüßige Metall zufälliger Weise aus den geborstnen
Gefässen heraus gelaufen sey. Man kann hierzu noch
einige oben angeführte Versuche fügen, da das Queksil-
ber und Terpentinöl, welche man in die rothen Schlag-
adern getrieben, in die Flieswassergefässe übergehet,
indem dieser Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag-
äderchen sich in Flieswassergefässe endigen. Denn ver-
möge eben dieser Hidrostatischen Lehrsäzze würde sich ein
Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich
leichter in die Zellräume ergiessen müssen, als er von den
engen Mündungen der durchsichtigen Gefässe würde kön-
nen aufgenommen werden.

Dem sey nun aber wie ihm wolle, so scheinet doch
wenigstens die Ergiessung des Milchsaftes in der Brust-
drüse vermittelst des Zellgewebes, die Vermuthung zu
machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz
dünner, von dem Flieswasser offenbar unterschiedner
und mit der Milch näher übereinkommender Saft in die
schwammigen Räumchen der einfachen Drüsen gebracht
werde, den nachgehends die verschlukkenden Mündun-
gen der rükführenden Gefässe wieder aufnähmen, und
nachdem er mit dem Flieswasser vermischt worden, wei-
ter wegführten. Es mus uns nämlich diese Aus-und
Eindünstung einer Milch nicht viel schwerer vorkommen,
als des Fettes seine (z), von dem man, da es doch eine
viel trägere Flüssigkeit ist, die Ergiessung in die Zell-
räume, und die Aufname aus den Räumen in die Blut-
adern, bereits erwiesen hat. Jch wüste auch keine an-

dere
(z) Jm 1 Buch, 4 Abschnitt.

Flieswaſſergefaͤſſe.
Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen
verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie-
be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge-
faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen
durch. Von Brunners Verſuche meldete er, daß die-
ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen
Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch
einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil-
ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag-
adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet,
indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag-
aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver-
moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein
Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich
leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den
engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn-
nen aufgenommen werden.

Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch
wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt-
druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu
machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz
duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner
und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die
ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht
werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun-
gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und
nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei-
ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und
Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen,
als des Fettes ſeine (z), von dem man, da es doch eine
viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell-
raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut-
adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an-

dere
(z) Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.
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[351/0407] Flieswaſſergefaͤſſe. Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie- be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge- faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen durch. Von Brunners Verſuche meldete er, daß die- ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil- ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag- adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet, indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag- aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver- moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn- nen aufgenommen werden. Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt- druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun- gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei- ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen, als des Fettes ſeine (z), von dem man, da es doch eine viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell- raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut- adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an- dere (z) Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/407>, abgerufen am 25.11.2024.