schen den Blasenadern, und den Blutadern der männli- chen oder weiblichen Ruthe, und den Adern die ausser- halb dem Bekken hervortreten, und die zu den Zeu- gungsgefässen zurükkehren, erscheinen artige und sehr schwer zu zeigende Flechten (m). Die Blutader des Gesichts befindet sich mit dem höligten Adergange (sinus cavernosus) der dikken Gehirnhaut, vermittelst der Zwi- schenkunft der Augenblutader vereiniget.
Ueberhaupt scheinen mir die Blutadern weniger, als die Schlagadern zu den Beugungen geneigt zu seyn. Man kann die Vergleichung ohne grosse Mühe zwischen der grossen Schlag- und Blutader des Gesichtes, und der Schlag- und Blutader der Milz, ingleichen den Schlag- und Blutadern der Fortsäzze des Regenbogens (arteriae et venae ciliares) anstellen. Jch habe in An- sehung ihrer Zerästelung, der Anfänge der Aeste, und ihrer Anzal weit mehr Verschiedenheiten, als an den Schlagadern, vorgefunden; und die Natur ist hier so unbeständig, daß ich mich nicht getrauet, bei genauer Verfolgung der Schlagadern durch die meiste Theile des menschlichen Körpers, jemals eben dergleichen Arbeit mit einer Beschreibung der Blutadern zu übernehmen. Denn man müste fast so viele Beschreibungen machen, als man Leichname vor sich hätte. Die Sache verhält sich in der That so an den Gliedmassen, am Gesichte, dem Kopfe von aussen, und den Gegenden unter der Haut; denn am Eingeweide sind sie schon einfacher und den Schlagadern ziemlich ähnlich gebaut. Eben so ha- ben die Stämme der Blutadern kleinere Oefnungen im Lichten als ihre Aeste; und es kann die Holader, in Ver- gleichung mit ihren zusammen verbundenen Aesten, für die Spizze eines Kegels genommen werden, dessen Grund-
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(m)[Spaltenumbruch]
Davon wird in VII. Theile dieses Werkes gehandelt werden. Jndessen besiehe Comment. in [Spaltenumbruch]boerh. praelect. T. V. P. I. S. 412. 413. 415. 416.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſchen den Blaſenadern, und den Blutadern der maͤnnli- chen oder weiblichen Ruthe, und den Adern die auſſer- halb dem Bekken hervortreten, und die zu den Zeu- gungsgefaͤſſen zuruͤkkehren, erſcheinen artige und ſehr ſchwer zu zeigende Flechten (m). Die Blutader des Geſichts befindet ſich mit dem hoͤligten Adergange (ſinus cavernoſus) der dikken Gehirnhaut, vermittelſt der Zwi- ſchenkunft der Augenblutader vereiniget.
Ueberhaupt ſcheinen mir die Blutadern weniger, als die Schlagadern zu den Beugungen geneigt zu ſeyn. Man kann die Vergleichung ohne groſſe Muͤhe zwiſchen der groſſen Schlag- und Blutader des Geſichtes, und der Schlag- und Blutader der Milz, ingleichen den Schlag- und Blutadern der Fortſaͤzze des Regenbogens (arteriae et venae ciliares) anſtellen. Jch habe in An- ſehung ihrer Zeraͤſtelung, der Anfaͤnge der Aeſte, und ihrer Anzal weit mehr Verſchiedenheiten, als an den Schlagadern, vorgefunden; und die Natur iſt hier ſo unbeſtaͤndig, daß ich mich nicht getrauet, bei genauer Verfolgung der Schlagadern durch die meiſte Theile des menſchlichen Koͤrpers, jemals eben dergleichen Arbeit mit einer Beſchreibung der Blutadern zu uͤbernehmen. Denn man muͤſte faſt ſo viele Beſchreibungen machen, als man Leichname vor ſich haͤtte. Die Sache verhaͤlt ſich in der That ſo an den Gliedmaſſen, am Geſichte, dem Kopfe von auſſen, und den Gegenden unter der Haut; denn am Eingeweide ſind ſie ſchon einfacher und den Schlagadern ziemlich aͤhnlich gebaut. Eben ſo ha- ben die Staͤmme der Blutadern kleinere Oefnungen im Lichten als ihre Aeſte; und es kann die Holader, in Ver- gleichung mit ihren zuſammen verbundenen Aeſten, fuͤr die Spizze eines Kegels genommen werden, deſſen Grund-
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Davon wird in VII. Theile dieſes Werkes gehandelt werden. Jndeſſen beſiehe Comment. in [Spaltenumbruch]boerh. prælect. T. V. P. I. S. 412. 413. 415. 416.
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſchen den Blaſenadern, und den Blutadern der maͤnnli-
chen oder weiblichen Ruthe, und den Adern die auſſer-
halb dem Bekken hervortreten, und die zu den Zeu-
gungsgefaͤſſen zuruͤkkehren, erſcheinen artige und ſehr
ſchwer zu zeigende Flechten (m). Die Blutader des
Geſichts befindet ſich mit dem hoͤligten Adergange (ſinus
cavernoſus) der dikken Gehirnhaut, vermittelſt der Zwi-
ſchenkunft der Augenblutader vereiniget.
Ueberhaupt ſcheinen mir die Blutadern weniger, als
die Schlagadern zu den Beugungen geneigt zu ſeyn.
Man kann die Vergleichung ohne groſſe Muͤhe zwiſchen
der groſſen Schlag- und Blutader des Geſichtes, und
der Schlag- und Blutader der Milz, ingleichen den
Schlag- und Blutadern der Fortſaͤzze des Regenbogens
(arteriae et venae ciliares) anſtellen. Jch habe in An-
ſehung ihrer Zeraͤſtelung, der Anfaͤnge der Aeſte, und
ihrer Anzal weit mehr Verſchiedenheiten, als an den
Schlagadern, vorgefunden; und die Natur iſt hier ſo
unbeſtaͤndig, daß ich mich nicht getrauet, bei genauer
Verfolgung der Schlagadern durch die meiſte Theile des
menſchlichen Koͤrpers, jemals eben dergleichen Arbeit
mit einer Beſchreibung der Blutadern zu uͤbernehmen.
Denn man muͤſte faſt ſo viele Beſchreibungen machen,
als man Leichname vor ſich haͤtte. Die Sache verhaͤlt
ſich in der That ſo an den Gliedmaſſen, am Geſichte,
dem Kopfe von auſſen, und den Gegenden unter der
Haut; denn am Eingeweide ſind ſie ſchon einfacher und
den Schlagadern ziemlich aͤhnlich gebaut. Eben ſo ha-
ben die Staͤmme der Blutadern kleinere Oefnungen im
Lichten als ihre Aeſte; und es kann die Holader, in Ver-
gleichung mit ihren zuſammen verbundenen Aeſten, fuͤr
die Spizze eines Kegels genommen werden, deſſen Grund-
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Davon wird in VII. Theile
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413. 415. 416.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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