Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede des Verfassers.
ders müsse beschaffen seyn, als wenn das
Wasser durch belebte Kanäle geführet wird,
welche auf verschiedne Weise, nicht nur ih-
ren, Säften eine neue Geschwindigkeit bei-
bringen, sondern auch hinwiederum ihrem
Laufe gegenseitige Kräfte entgegen stellen.

Damit auch, zweitens, Anfänger nicht
etwa durch eine Furcht mögen abgeschrekkt
werden, wenn sie sich einbilden, daß sie
durch die langen und verwikkelten Rechnun-
gen zu einem ehrerbiethigen Stillschweigen
würden genöthiget werden, so können sie,
wenn sie erst die Sachen besser eingesehen
haben, daraus leicht abnehmen, daß die
Auflösungen durch Zahlen und Analisirun-
gen mit wenigerer Mühe geschehen können;
und daß hingegen die wahren, und die we-
sentliche Beschaffenheit derer Dinge erläu-
ternde Constructionen aus der gemeinen Feld-
meßkunst allein, vermittelst derer Drei- und
Vierekke, müssen hergenommen werden.
Dieses allein, und sonst nichts weiter, wird
man in des Borellus Werke antreffen, wel-
ches das vollständigste von allen Schriften
ist, die von mathematischen Aerzten her-
rühren; und es ist beinahe dasjenige, was
Stephan Hales vorgetragen, noch leichter

zu
b 5

Vorrede des Verfaſſers.
ders muͤſſe beſchaffen ſeyn, als wenn das
Waſſer durch belebte Kanaͤle gefuͤhret wird,
welche auf verſchiedne Weiſe, nicht nur ih-
ren, Saͤften eine neue Geſchwindigkeit bei-
bringen, ſondern auch hinwiederum ihrem
Laufe gegenſeitige Kraͤfte entgegen ſtellen.

Damit auch, zweitens, Anfaͤnger nicht
etwa durch eine Furcht moͤgen abgeſchrekkt
werden, wenn ſie ſich einbilden, daß ſie
durch die langen und verwikkelten Rechnun-
gen zu einem ehrerbiethigen Stillſchweigen
wuͤrden genoͤthiget werden, ſo koͤnnen ſie,
wenn ſie erſt die Sachen beſſer eingeſehen
haben, daraus leicht abnehmen, daß die
Aufloͤſungen durch Zahlen und Analiſirun-
gen mit wenigerer Muͤhe geſchehen koͤnnen;
und daß hingegen die wahren, und die we-
ſentliche Beſchaffenheit derer Dinge erlaͤu-
ternde Conſtructionen aus der gemeinen Feld-
meßkunſt allein, vermittelſt derer Drei- und
Vierekke, muͤſſen hergenommen werden.
Dieſes allein, und ſonſt nichts weiter, wird
man in des Borellus Werke antreffen, wel-
ches das vollſtaͤndigſte von allen Schriften
iſt, die von mathematiſchen Aerzten her-
ruͤhren; und es iſt beinahe dasjenige, was
Stephan Hales vorgetragen, noch leichter

zu
b 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede des Verfa&#x017F;&#x017F;ers.</hi></fw><lb/>
ders mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn, als wenn das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er durch belebte Kana&#x0364;le gefu&#x0364;hret wird,<lb/>
welche auf ver&#x017F;chiedne Wei&#x017F;e, nicht nur ih-<lb/>
ren, Sa&#x0364;ften eine neue Ge&#x017F;chwindigkeit bei-<lb/>
bringen, &#x017F;ondern auch hinwiederum ihrem<lb/>
Laufe gegen&#x017F;eitige Kra&#x0364;fte entgegen &#x017F;tellen.</p><lb/>
        <p>Damit auch, zweitens, Anfa&#x0364;nger nicht<lb/>
etwa durch eine Furcht mo&#x0364;gen abge&#x017F;chrekkt<lb/>
werden, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich einbilden, daß &#x017F;ie<lb/>
durch die langen und verwikkelten Rechnun-<lb/>
gen zu einem ehrerbiethigen Still&#x017F;chweigen<lb/>
wu&#x0364;rden geno&#x0364;thiget werden, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie,<lb/>
wenn &#x017F;ie er&#x017F;t die Sachen be&#x017F;&#x017F;er einge&#x017F;ehen<lb/>
haben, daraus leicht abnehmen, daß die<lb/>
Auflo&#x0364;&#x017F;ungen durch Zahlen und Anali&#x017F;irun-<lb/>
gen mit wenigerer Mu&#x0364;he ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen;<lb/>
und daß hingegen die wahren, und die we-<lb/>
&#x017F;entliche Be&#x017F;chaffenheit derer Dinge erla&#x0364;u-<lb/>
ternde Con&#x017F;tructionen aus der gemeinen Feld-<lb/>
meßkun&#x017F;t allein, vermittel&#x017F;t derer Drei- und<lb/>
Vierekke, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hergenommen werden.<lb/>
Die&#x017F;es allein, und &#x017F;on&#x017F;t nichts weiter, wird<lb/>
man in des <hi rendition="#fr">Borellus</hi> Werke antreffen, wel-<lb/>
ches das voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;te von allen Schriften<lb/>
i&#x017F;t, die von mathemati&#x017F;chen Aerzten her-<lb/>
ru&#x0364;hren; und es i&#x017F;t beinahe dasjenige, was<lb/>
Stephan <hi rendition="#fr">Hales</hi> vorgetragen, noch leichter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 5</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] Vorrede des Verfaſſers. ders muͤſſe beſchaffen ſeyn, als wenn das Waſſer durch belebte Kanaͤle gefuͤhret wird, welche auf verſchiedne Weiſe, nicht nur ih- ren, Saͤften eine neue Geſchwindigkeit bei- bringen, ſondern auch hinwiederum ihrem Laufe gegenſeitige Kraͤfte entgegen ſtellen. Damit auch, zweitens, Anfaͤnger nicht etwa durch eine Furcht moͤgen abgeſchrekkt werden, wenn ſie ſich einbilden, daß ſie durch die langen und verwikkelten Rechnun- gen zu einem ehrerbiethigen Stillſchweigen wuͤrden genoͤthiget werden, ſo koͤnnen ſie, wenn ſie erſt die Sachen beſſer eingeſehen haben, daraus leicht abnehmen, daß die Aufloͤſungen durch Zahlen und Analiſirun- gen mit wenigerer Muͤhe geſchehen koͤnnen; und daß hingegen die wahren, und die we- ſentliche Beſchaffenheit derer Dinge erlaͤu- ternde Conſtructionen aus der gemeinen Feld- meßkunſt allein, vermittelſt derer Drei- und Vierekke, muͤſſen hergenommen werden. Dieſes allein, und ſonſt nichts weiter, wird man in des Borellus Werke antreffen, wel- ches das vollſtaͤndigſte von allen Schriften iſt, die von mathematiſchen Aerzten her- ruͤhren; und es iſt beinahe dasjenige, was Stephan Hales vorgetragen, noch leichter zu b 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/29
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/29>, abgerufen am 24.11.2024.