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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Zweites Buch. Gefässe.
gut von statten. Man kann auch, wenigstens von mei-
nen Versuchen, nicht sagen, daß der eingesprizte Saft
erst in die zellförmige Hölungen (f), und von da aller-
erst in die Flieswassergefässe gedrungen sey. Denn
ich habe in der That gesehen, daß das Terpentinöl mit
Beibehaltung seiner Röthe in diese Gefässe eingedrun-
gen, da sonst in keinen zellartigen Stellen das geringste
von einer Farbe angetroffen werden konnte. Jch kann
auch überhaupt den berühmten Männern nicht beipflich-
ten, welche behaupten, daß, laut ihrer Versuche, die
Flieswasser-Gefässe keineswegs durch die Schlagadern
könnten ausgefüllet werden (g), und daß diejenigen,
welche in der Lunge und Milz nach dergleichen Einspriz-
zung zum Vorschein kommen, keine wahre Flieswasser-
Gefässe wären (h).

Es ist demnach kein Wunder, daß das Flieswasser
öfters röthlich siehet, und daß etwas vom Blute in die
Flieswassergefässe, und den grossen in der Brust aufstei-
genden Gang, wie ich gar zu oft beobachtet habe, über-
gehe. Es hat aber auch Anton Nuk oft das Flies-
wasser blutig angetroffen (i), und es berichtet Wilhelm
Langley (k), daß dasselbe öfters in seinen Gefässen bei
solchen Personen ganz roth sey, die durch den Strang
ums Leben gekommen. Jch finde beim Eman. König,
(l) daß das Flieswasser in den Gefässen einer Eselin blu-
tig ausgesehen. Roth haben es berühmte Männer, J.
Nik. Pechlin (m) am Menschen, am Hunde der jüngere
Peyer (n), und an verschiednen Thieren J. Zeller (o)
und J. C. Brunner (p) angetroffen. Eine mit dem

gelben
(f) [Spaltenumbruch] monroo de semine et testib.
T. I.
f. 4. 5. 6. T. II. 10. T. III. f. 5.
IV. 2. 4.
(g) vievssens Traite des li-
queurs.
S. 252.
(h) Hier. sbaragli Scepsis II.
S. 445.
(i) Adenogr. S. 54.
(k) [Spaltenumbruch] Obs. 8.
(l) Regn. anim. S. 107.
(m) Obs. 60. L. I.
(n) Obs. anat. 13.
(o) Jn der Streitschrift de ad-
ministrat. vasor. lymphat.
(p) Jn dem Tractat de Pan-
create.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gut von ſtatten. Man kann auch, wenigſtens von mei-
nen Verſuchen, nicht ſagen, daß der eingeſprizte Saft
erſt in die zellfoͤrmige Hoͤlungen (f), und von da aller-
erſt in die Flieswaſſergefaͤſſe gedrungen ſey. Denn
ich habe in der That geſehen, daß das Terpentinoͤl mit
Beibehaltung ſeiner Roͤthe in dieſe Gefaͤſſe eingedrun-
gen, da ſonſt in keinen zellartigen Stellen das geringſte
von einer Farbe angetroffen werden konnte. Jch kann
auch uͤberhaupt den beruͤhmten Maͤnnern nicht beipflich-
ten, welche behaupten, daß, laut ihrer Verſuche, die
Flieswaſſer-Gefaͤſſe keineswegs durch die Schlagadern
koͤnnten ausgefuͤllet werden (g), und daß diejenigen,
welche in der Lunge und Milz nach dergleichen Einſpriz-
zung zum Vorſchein kommen, keine wahre Flieswaſſer-
Gefaͤſſe waͤren (h).

Es iſt demnach kein Wunder, daß das Flieswaſſer
oͤfters roͤthlich ſiehet, und daß etwas vom Blute in die
Flieswaſſergefaͤſſe, und den groſſen in der Bruſt aufſtei-
genden Gang, wie ich gar zu oft beobachtet habe, uͤber-
gehe. Es hat aber auch Anton Nuk oft das Flies-
waſſer blutig angetroffen (i), und es berichtet Wilhelm
Langley (k), daß daſſelbe oͤfters in ſeinen Gefaͤſſen bei
ſolchen Perſonen ganz roth ſey, die durch den Strang
ums Leben gekommen. Jch finde beim Eman. Koͤnig,
(l) daß das Flieswaſſer in den Gefaͤſſen einer Eſelin blu-
tig ausgeſehen. Roth haben es beruͤhmte Maͤnner, J.
Nik. Pechlin (m) am Menſchen, am Hunde der juͤngere
Peyer (n), und an verſchiednen Thieren J. Zeller (o)
und J. C. Brunner (p) angetroffen. Eine mit dem

gelben
(f) [Spaltenumbruch] monroo de ſemine et teſtib.
T. I.
f. 4. 5. 6. T. II. 10. T. III. f. 5.
IV. 2. 4.
(g) vievssens Traité des li-
queurs.
S. 252.
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S. 445.
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(l) Regn. anim. S. 107.
(m) Obſ. 60. L. I.
(n) Obſ. anat. 13.
(o) Jn der Streitſchrift de ad-
miniſtrat. vaſor. lymphat.
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create.
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[204/0260] Zweites Buch. Gefaͤſſe. gut von ſtatten. Man kann auch, wenigſtens von mei- nen Verſuchen, nicht ſagen, daß der eingeſprizte Saft erſt in die zellfoͤrmige Hoͤlungen (f), und von da aller- erſt in die Flieswaſſergefaͤſſe gedrungen ſey. Denn ich habe in der That geſehen, daß das Terpentinoͤl mit Beibehaltung ſeiner Roͤthe in dieſe Gefaͤſſe eingedrun- gen, da ſonſt in keinen zellartigen Stellen das geringſte von einer Farbe angetroffen werden konnte. Jch kann auch uͤberhaupt den beruͤhmten Maͤnnern nicht beipflich- ten, welche behaupten, daß, laut ihrer Verſuche, die Flieswaſſer-Gefaͤſſe keineswegs durch die Schlagadern koͤnnten ausgefuͤllet werden (g), und daß diejenigen, welche in der Lunge und Milz nach dergleichen Einſpriz- zung zum Vorſchein kommen, keine wahre Flieswaſſer- Gefaͤſſe waͤren (h). Es iſt demnach kein Wunder, daß das Flieswaſſer oͤfters roͤthlich ſiehet, und daß etwas vom Blute in die Flieswaſſergefaͤſſe, und den groſſen in der Bruſt aufſtei- genden Gang, wie ich gar zu oft beobachtet habe, uͤber- gehe. Es hat aber auch Anton Nuk oft das Flies- waſſer blutig angetroffen (i), und es berichtet Wilhelm Langley (k), daß daſſelbe oͤfters in ſeinen Gefaͤſſen bei ſolchen Perſonen ganz roth ſey, die durch den Strang ums Leben gekommen. Jch finde beim Eman. Koͤnig, (l) daß das Flieswaſſer in den Gefaͤſſen einer Eſelin blu- tig ausgeſehen. Roth haben es beruͤhmte Maͤnner, J. Nik. Pechlin (m) am Menſchen, am Hunde der juͤngere Peyer (n), und an verſchiednen Thieren J. Zeller (o) und J. C. Brunner (p) angetroffen. Eine mit dem gelben (f) monroo de ſemine et teſtib. T. I. f. 4. 5. 6. T. II. 10. T. III. f. 5. IV. 2. 4. (g) vievssens Traité des li- queurs. S. 252. (h) Hier. sbaragli Scepſis II. S. 445. (i) Adenogr. S. 54. (k) Obſ. 8. (l) Regn. anim. S. 107. (m) Obſ. 60. L. I. (n) Obſ. anat. 13. (o) Jn der Streitſchrift de ad- miniſtrat. vaſor. lymphat. (p) Jn dem Tractat de Pan- create.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/260>, abgerufen am 23.11.2024.