der gegen über liegenden Seite, und in die Pfortadern (d). An der Milz geschahe dieses von Wilhelm Stukke- ley(e); an der Lunge und dem Gekröse von Fr. Bois- sier(f). George Friedr. Frank versichert, daß die eingesprizzte Säfte, aller Orten am menschlichen Leibe und in allen Eingeweiden, aus den Schlagadern in die nächsten Blutadern übergehen (g). A. Kaauw Boer- haave sahe daß die wachshafte Materie aller Orten, durch die ganze Aorte, in die Holblutader (caua) ein- drang (h). Durch eine eilfschuhige senkrechte Röhre er- hielt man, daß das Wasser den Körper eines ganzen Ochsen erfüllte, und aus den Schlagadern wieder in die Blutadern zurükkehrte (i), ohnerachtet eben der Verfas- ser vorher schrieb, daß es schwerlich in dieselben überzu- gehen pflege (k). Jch habe hingegen vor meine Person bey sehr vielen Versuchen wahrgenommen, daß dieses beinahe in allen Gefässen unsers Körpers, besonders aber an der Niere, dem Gehirne, dem Gekröse, und der Lun- ge, ganz leicht von statten gehe.
Ohnerachtet nun diese Erscheinungen an sich ganz deutlich und offenbar sind, so ist dennoch billig, daß man noch erstlich untersuche, ob diejenigen berühmten Män- ner Recht gehabt, die das Gegentheil davon behauptet. Bohn gründete sich hauptsächlich auf den Saz, daß ein in die Blutader gesprizter Liquor niemals in eine Schlag- ader übergehe (l). Wir könnten Gegenversuche, und ei- nen neuern Verfasser, den vortreflichen Christoph Jak. Trew(m), anführen, welcher deutlich gesehen, daß sich
das
(d)[Spaltenumbruch]Traite des liqueurs. S. 177.
(e)Of the spleen. S. 17. Diese Begebenheit nehme ich allein an, ob ich gleich seinen wunderbaren Blutaderbau gar nicht annehmen möchte, da sie in ihren Röhrchen die Schlagadern einschliessen.
(f)Traite de l'inflammat. 215.
(g) Jn dem ganzen Tractat, der [Spaltenumbruch]
den Titul führt: Anastomosis re- tecta.
(h)De Persp. n. 550. 151.
(i)Phil. exp. 84. 91. u. w.
(k)Haemast. 144.
(l) Angef. Ort. S. 100.
(m)Comm. Noric. 1739. Wo- che 36.
M 2
Schlagadern.
der gegen uͤber liegenden Seite, und in die Pfortadern (d). An der Milz geſchahe dieſes von Wilhelm Stukke- ley(e); an der Lunge und dem Gekroͤſe von Fr. Boiſ- ſier(f). George Friedr. Frank verſichert, daß die eingeſprizzte Saͤfte, aller Orten am menſchlichen Leibe und in allen Eingeweiden, aus den Schlagadern in die naͤchſten Blutadern uͤbergehen (g). A. Kaauw Boer- haave ſahe daß die wachshafte Materie aller Orten, durch die ganze Aorte, in die Holblutader (caua) ein- drang (h). Durch eine eilfſchuhige ſenkrechte Roͤhre er- hielt man, daß das Waſſer den Koͤrper eines ganzen Ochſen erfuͤllte, und aus den Schlagadern wieder in die Blutadern zuruͤkkehrte (i), ohnerachtet eben der Verfaſ- ſer vorher ſchrieb, daß es ſchwerlich in dieſelben uͤberzu- gehen pflege (k). Jch habe hingegen vor meine Perſon bey ſehr vielen Verſuchen wahrgenommen, daß dieſes beinahe in allen Gefaͤſſen unſers Koͤrpers, beſonders aber an der Niere, dem Gehirne, dem Gekroͤſe, und der Lun- ge, ganz leicht von ſtatten gehe.
Ohnerachtet nun dieſe Erſcheinungen an ſich ganz deutlich und offenbar ſind, ſo iſt dennoch billig, daß man noch erſtlich unterſuche, ob diejenigen beruͤhmten Maͤn- ner Recht gehabt, die das Gegentheil davon behauptet. Bohn gruͤndete ſich hauptſaͤchlich auf den Saz, daß ein in die Blutader geſprizter Liquor niemals in eine Schlag- ader uͤbergehe (l). Wir koͤnnten Gegenverſuche, und ei- nen neuern Verfaſſer, den vortreflichen Chriſtoph Jak. Trew(m), anfuͤhren, welcher deutlich geſehen, daß ſich
das
(d)[Spaltenumbruch]Traité des liqueurs. S. 177.
(e)Of the ſpleen. S. 17. Dieſe Begebenheit nehme ich allein an, ob ich gleich ſeinen wunderbaren Blutaderbau gar nicht annehmen moͤchte, da ſie in ihren Roͤhrchen die Schlagadern einſchlieſſen.
(f)Traité de l’inflammat. 215.
(g) Jn dem ganzen Tractat, der [Spaltenumbruch]
den Titul fuͤhrt: Anaſtomoſis re- tecta.
(h)De Perſp. n. 550. 151.
(i)Phil. exp. 84. 91. u. w.
(k)Hæmaſt. 144.
(l) Angef. Ort. S. 100.
(m)Comm. Noric. 1739. Wo- che 36.
M 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0235"n="179"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
der gegen uͤber liegenden Seite, und in die Pfortadern <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Traité des liqueurs.</hi> S. 177.</note>.<lb/>
An der Milz geſchahe dieſes von Wilhelm <hirendition="#fr">Stukke-<lb/>
ley</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Of the ſpleen.</hi> S. 17. Dieſe<lb/>
Begebenheit nehme ich allein an,<lb/>
ob ich gleich ſeinen wunderbaren<lb/>
Blutaderbau gar nicht annehmen<lb/>
moͤchte, da ſie in ihren Roͤhrchen<lb/>
die Schlagadern einſchlieſſen.</note>; an der Lunge und dem Gekroͤſe von Fr. <hirendition="#fr">Boiſ-<lb/>ſier</hi><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Traité de l’inflammat.</hi> 215.</note>. George Friedr. <hirendition="#fr">Frank</hi> verſichert, daß die<lb/>
eingeſprizzte Saͤfte, aller Orten am menſchlichen Leibe<lb/>
und in allen Eingeweiden, aus den Schlagadern in die<lb/>
naͤchſten Blutadern uͤbergehen <noteplace="foot"n="(g)">Jn dem ganzen Tractat, der<lb/><cb/>
den Titul fuͤhrt: <hirendition="#aq">Anaſtomoſis re-<lb/>
tecta.</hi></note>. A. Kaauw <hirendition="#fr">Boer-<lb/>
haave</hi>ſahe daß die wachshafte Materie aller Orten,<lb/>
durch die ganze Aorte, in die Holblutader (<hirendition="#aq">caua</hi>) ein-<lb/>
drang <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">De Perſp. n.</hi> 550. 151.</note>. Durch eine eilfſchuhige ſenkrechte Roͤhre er-<lb/>
hielt man, daß das Waſſer den Koͤrper eines ganzen<lb/>
Ochſen erfuͤllte, und aus den Schlagadern wieder in die<lb/>
Blutadern zuruͤkkehrte <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">Phil. exp.</hi> 84. 91. u. w.</note>, ohnerachtet eben der Verfaſ-<lb/>ſer vorher ſchrieb, daß es ſchwerlich in dieſelben uͤberzu-<lb/>
gehen pflege <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Hæmaſt.</hi> 144.</note>. Jch habe hingegen vor meine Perſon<lb/>
bey ſehr vielen Verſuchen wahrgenommen, daß dieſes<lb/>
beinahe in allen Gefaͤſſen unſers Koͤrpers, beſonders aber<lb/>
an der Niere, dem Gehirne, dem Gekroͤſe, und der Lun-<lb/>
ge, ganz leicht von ſtatten gehe.</p><lb/><p>Ohnerachtet nun dieſe Erſcheinungen an ſich ganz<lb/>
deutlich und offenbar ſind, ſo iſt dennoch billig, daß man<lb/>
noch erſtlich unterſuche, ob diejenigen beruͤhmten Maͤn-<lb/>
ner Recht gehabt, die das Gegentheil davon behauptet.<lb/><hirendition="#fr">Bohn</hi> gruͤndete ſich hauptſaͤchlich auf den Saz, daß ein<lb/>
in die Blutader geſprizter Liquor niemals in eine Schlag-<lb/>
ader uͤbergehe <noteplace="foot"n="(l)">Angef. Ort. S. 100.</note>. Wir koͤnnten Gegenverſuche, und ei-<lb/>
nen neuern Verfaſſer, den vortreflichen Chriſtoph Jak.<lb/><hirendition="#fr">Trew</hi><noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Comm. Noric.</hi> 1739. Wo-<lb/>
che 36.</note>, anfuͤhren, welcher deutlich geſehen, daß ſich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0235]
Schlagadern.
der gegen uͤber liegenden Seite, und in die Pfortadern (d).
An der Milz geſchahe dieſes von Wilhelm Stukke-
ley (e); an der Lunge und dem Gekroͤſe von Fr. Boiſ-
ſier (f). George Friedr. Frank verſichert, daß die
eingeſprizzte Saͤfte, aller Orten am menſchlichen Leibe
und in allen Eingeweiden, aus den Schlagadern in die
naͤchſten Blutadern uͤbergehen (g). A. Kaauw Boer-
haave ſahe daß die wachshafte Materie aller Orten,
durch die ganze Aorte, in die Holblutader (caua) ein-
drang (h). Durch eine eilfſchuhige ſenkrechte Roͤhre er-
hielt man, daß das Waſſer den Koͤrper eines ganzen
Ochſen erfuͤllte, und aus den Schlagadern wieder in die
Blutadern zuruͤkkehrte (i), ohnerachtet eben der Verfaſ-
ſer vorher ſchrieb, daß es ſchwerlich in dieſelben uͤberzu-
gehen pflege (k). Jch habe hingegen vor meine Perſon
bey ſehr vielen Verſuchen wahrgenommen, daß dieſes
beinahe in allen Gefaͤſſen unſers Koͤrpers, beſonders aber
an der Niere, dem Gehirne, dem Gekroͤſe, und der Lun-
ge, ganz leicht von ſtatten gehe.
Ohnerachtet nun dieſe Erſcheinungen an ſich ganz
deutlich und offenbar ſind, ſo iſt dennoch billig, daß man
noch erſtlich unterſuche, ob diejenigen beruͤhmten Maͤn-
ner Recht gehabt, die das Gegentheil davon behauptet.
Bohn gruͤndete ſich hauptſaͤchlich auf den Saz, daß ein
in die Blutader geſprizter Liquor niemals in eine Schlag-
ader uͤbergehe (l). Wir koͤnnten Gegenverſuche, und ei-
nen neuern Verfaſſer, den vortreflichen Chriſtoph Jak.
Trew (m), anfuͤhren, welcher deutlich geſehen, daß ſich
das
(d)
Traité des liqueurs. S. 177.
(e) Of the ſpleen. S. 17. Dieſe
Begebenheit nehme ich allein an,
ob ich gleich ſeinen wunderbaren
Blutaderbau gar nicht annehmen
moͤchte, da ſie in ihren Roͤhrchen
die Schlagadern einſchlieſſen.
(f) Traité de l’inflammat. 215.
(g) Jn dem ganzen Tractat, der
den Titul fuͤhrt: Anaſtomoſis re-
tecta.
(h) De Perſp. n. 550. 151.
(i) Phil. exp. 84. 91. u. w.
(k) Hæmaſt. 144.
(l) Angef. Ort. S. 100.
(m) Comm. Noric. 1739. Wo-
che 36.
M 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/235>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.