Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Zweites Buch. Gefässe. mag dieses nun in den Zusammenfügungsstellen von Blut-und Schlagadern (anfractus), oder vermöge andrer Ur- sachen geschehen seyn. Jn diesen Fällen verwandelt sich eine Schlagader in einen umgekehrten Kegel, dessen Spizze im Herzen stekkt, und dessen Grundlinie an dem vom Herzen entlegenen Orte Plaz nimmt. Hiervon gi- bet, was die Biegungen betrift, der berühmte Wilhelm Cowper, Exempel an der Milz-Hals-und denen Wir- belschlagadern, von denen er wahrgenommen, daß sie unterhalb der Gehirnschale in ihren Kreisen verborgen lie- gen (k). Jch mag derowegen dieser Beobachtung weder meinen Beifall entziehen, noch Zweifel dagegen erregen. Denn es ist schwer zu erhalten, daß das in die Schlag- adern eingesprizzte Wachs mit gleicher Gewalt hinein- getrieben werde, und daher einen förmlichen Cylinder bilde. Jndessen könnte man dawider ziemlich wahr- scheinliche Ursachen anführen. Es kann schon vor sich der Blutstrom allein, der in einer geradelaufenden Schlagader durch ihre Mündung fließt, und die Wän- de wenig auseinander dehnt, wenn seine Richtung Kraft einer Beugung geändert worden, nunmehr mit desto stärkerer Gewalt auf die Wände herabfallen, und ihre Durchmesser da erweitern. Es kann der obere Theil an der Schlagader, da er frei ist, von dem durchströmen- den Blute in die Höhe getrieben werden, indessen daß ihr unterer Theil, der sich an die Vertiefung des Atlas- wirbels lehnet, ohne Veränderungen bleibt. Es kann die Wirbelschlagader (vertebralis arteria) von dem aus der Hinterhauptsschlagader aufgenommenem Blute an Grösse zunehmen. Denn es fügen sich beide Schlag- adern neben dem Atlaswirbel mit ansehnlichen Erweite- rungen in ein Ganzes zusammen (anastomosis) (l), und es ist nicht wohl zu bestimmen, ob das Blut der Wirbel- schlagader (k) [Spaltenumbruch]
Philos. Trans. N. 280. (l) [Spaltenumbruch]
Icon. anat. Fasc. II. T. II.
arter. thyreoid. infer. not. 6. Zweites Buch. Gefaͤſſe. mag dieſes nun in den Zuſammenfuͤgungsſtellen von Blut-und Schlagadern (anfractus), oder vermoͤge andrer Ur- ſachen geſchehen ſeyn. Jn dieſen Faͤllen verwandelt ſich eine Schlagader in einen umgekehrten Kegel, deſſen Spizze im Herzen ſtekkt, und deſſen Grundlinie an dem vom Herzen entlegenen Orte Plaz nimmt. Hiervon gi- bet, was die Biegungen betrift, der beruͤhmte Wilhelm Cowper, Exempel an der Milz-Hals-und denen Wir- belſchlagadern, von denen er wahrgenommen, daß ſie unterhalb der Gehirnſchale in ihren Kreiſen verborgen lie- gen (k). Jch mag derowegen dieſer Beobachtung weder meinen Beifall entziehen, noch Zweifel dagegen erregen. Denn es iſt ſchwer zu erhalten, daß das in die Schlag- adern eingeſprizzte Wachs mit gleicher Gewalt hinein- getrieben werde, und daher einen foͤrmlichen Cylinder bilde. Jndeſſen koͤnnte man dawider ziemlich wahr- ſcheinliche Urſachen anfuͤhren. Es kann ſchon vor ſich der Blutſtrom allein, der in einer geradelaufenden Schlagader durch ihre Muͤndung fließt, und die Waͤn- de wenig auseinander dehnt, wenn ſeine Richtung Kraft einer Beugung geaͤndert worden, nunmehr mit deſto ſtaͤrkerer Gewalt auf die Waͤnde herabfallen, und ihre Durchmeſſer da erweitern. Es kann der obere Theil an der Schlagader, da er frei iſt, von dem durchſtroͤmen- den Blute in die Hoͤhe getrieben werden, indeſſen daß ihr unterer Theil, der ſich an die Vertiefung des Atlas- wirbels lehnet, ohne Veraͤnderungen bleibt. Es kann die Wirbelſchlagader (vertebralis arteria) von dem aus der Hinterhauptsſchlagader aufgenommenem Blute an Groͤſſe zunehmen. Denn es fuͤgen ſich beide Schlag- adern neben dem Atlaswirbel mit anſehnlichen Erweite- rungen in ein Ganzes zuſammen (anaſtomoſis) (l), und es iſt nicht wohl zu beſtimmen, ob das Blut der Wirbel- ſchlagader (k) [Spaltenumbruch]
Philoſ. Trans. N. 280. (l) [Spaltenumbruch]
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Zweites Buch. Gefaͤſſe.
mag dieſes nun in den Zuſammenfuͤgungsſtellen von Blut-
und Schlagadern (anfractus), oder vermoͤge andrer Ur-
ſachen geſchehen ſeyn. Jn dieſen Faͤllen verwandelt ſich
eine Schlagader in einen umgekehrten Kegel, deſſen
Spizze im Herzen ſtekkt, und deſſen Grundlinie an dem
vom Herzen entlegenen Orte Plaz nimmt. Hiervon gi-
bet, was die Biegungen betrift, der beruͤhmte Wilhelm
Cowper, Exempel an der Milz-Hals-und denen Wir-
belſchlagadern, von denen er wahrgenommen, daß ſie
unterhalb der Gehirnſchale in ihren Kreiſen verborgen lie-
gen (k). Jch mag derowegen dieſer Beobachtung weder
meinen Beifall entziehen, noch Zweifel dagegen erregen.
Denn es iſt ſchwer zu erhalten, daß das in die Schlag-
adern eingeſprizzte Wachs mit gleicher Gewalt hinein-
getrieben werde, und daher einen foͤrmlichen Cylinder
bilde. Jndeſſen koͤnnte man dawider ziemlich wahr-
ſcheinliche Urſachen anfuͤhren. Es kann ſchon vor ſich
der Blutſtrom allein, der in einer geradelaufenden
Schlagader durch ihre Muͤndung fließt, und die Waͤn-
de wenig auseinander dehnt, wenn ſeine Richtung Kraft
einer Beugung geaͤndert worden, nunmehr mit deſto
ſtaͤrkerer Gewalt auf die Waͤnde herabfallen, und ihre
Durchmeſſer da erweitern. Es kann der obere Theil an
der Schlagader, da er frei iſt, von dem durchſtroͤmen-
den Blute in die Hoͤhe getrieben werden, indeſſen daß
ihr unterer Theil, der ſich an die Vertiefung des Atlas-
wirbels lehnet, ohne Veraͤnderungen bleibt. Es kann
die Wirbelſchlagader (vertebralis arteria) von dem aus
der Hinterhauptsſchlagader aufgenommenem Blute an
Groͤſſe zunehmen. Denn es fuͤgen ſich beide Schlag-
adern neben dem Atlaswirbel mit anſehnlichen Erweite-
rungen in ein Ganzes zuſammen (anaſtomoſis) (l), und
es iſt nicht wohl zu beſtimmen, ob das Blut der Wirbel-
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