Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

des menschlichen Körpers. Fett.
maschine zu schleppen, verbundne Ursache, warum dieje-
nigen zu Bewegungen ganz ungeschikt werden, die über-
mäßig fett sind. Nikomach, der Smirner, ward
für Fettigkeit ganz unbewegbar, und Aeskulap unter-
nam dessen Heilung (k). Derjenige, von dem ich ohn-
längst gemeldet, daß sein Körper bis zu einem Gewicht
von 500 Pfund angewachsen (l), konte denselben kaum
von der Stelle bewegen.

Hiernächst sind auch fette Leute mit wenigern Blut ver-
sehen, theils, weil der in denen Gefässen enthaltenen
Blutmasse alles das entgehet, was sich in die Fächer aus-
leeret und darinnen gerinnet; theils weil das Fett die
Gefässe zusammendrükkt, und derselben, besonders aber
derer an sich weichen Blutadern ihre Durchmesser veren-
gert; welches die Wundärzte an den Aermen fetter
Frauenzimmer, denen sie zur Ader lassen wollen, allzu-
oft wahrnehmen. Aristoteles (m) und andere geschik-
te Naturkenner (n) sagen ebenfalls, daß Thiere um so
viel weniger Blut enthalten, je mehr sie Fett besizzen.
Ferner wird die Drosselader nach und nach dergestalt ge-
drükkt, daß die Rükkehr des Blutes aus dem Gehirne
mit vieler Schwierigkeit geschiehet, und daher verfallen
fette Leute in eine anhaltende Schläfrigkeit, und werden
endlich leicht denen Schlagflüssen unterworfen. Der
oben benannte Heracleanische Regent war beständig
schläfrig. Ueber dieses wird auch die Lunge von zu vie-
ler Fettigkeit dergestalt zusammengedrükkt, daß solchen
Leuten endlich der Athem entgeht und sie erstikken: es
sammlet sich aber das Fett in der äussern zellhaften wolli-

gen
(k) [Spaltenumbruch] Beim Galen de differ.
morb. L. I. c.
9.
(l) Philos. Transact. n. 265.
(m) Histor. anim. B. III. K. 19.
(n) [Spaltenumbruch] Franz Redi Oper. omn. T.
VII.
S. 61. hildanvs Cent. 6.
Obs. 97. boerhaave Prael. ad in-
stit. med. T. IV.
S. 527.
G

des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
maſchine zu ſchleppen, verbundne Urſache, warum dieje-
nigen zu Bewegungen ganz ungeſchikt werden, die uͤber-
maͤßig fett ſind. Nikomach, der Smirner, ward
fuͤr Fettigkeit ganz unbewegbar, und Aeskulap unter-
nam deſſen Heilung (k). Derjenige, von dem ich ohn-
laͤngſt gemeldet, daß ſein Koͤrper bis zu einem Gewicht
von 500 Pfund angewachſen (l), konte denſelben kaum
von der Stelle bewegen.

Hiernaͤchſt ſind auch fette Leute mit wenigern Blut ver-
ſehen, theils, weil der in denen Gefaͤſſen enthaltenen
Blutmaſſe alles das entgehet, was ſich in die Faͤcher aus-
leeret und darinnen gerinnet; theils weil das Fett die
Gefaͤſſe zuſammendruͤkkt, und derſelben, beſonders aber
derer an ſich weichen Blutadern ihre Durchmeſſer veren-
gert; welches die Wundaͤrzte an den Aermen fetter
Frauenzimmer, denen ſie zur Ader laſſen wollen, allzu-
oft wahrnehmen. Ariſtoteles (m) und andere geſchik-
te Naturkenner (n) ſagen ebenfalls, daß Thiere um ſo
viel weniger Blut enthalten, je mehr ſie Fett beſizzen.
Ferner wird die Droſſelader nach und nach dergeſtalt ge-
druͤkkt, daß die Ruͤkkehr des Blutes aus dem Gehirne
mit vieler Schwierigkeit geſchiehet, und daher verfallen
fette Leute in eine anhaltende Schlaͤfrigkeit, und werden
endlich leicht denen Schlagfluͤſſen unterworfen. Der
oben benannte Heracleaniſche Regent war beſtaͤndig
ſchlaͤfrig. Ueber dieſes wird auch die Lunge von zu vie-
ler Fettigkeit dergeſtalt zuſammengedruͤkkt, daß ſolchen
Leuten endlich der Athem entgeht und ſie erſtikken: es
ſammlet ſich aber das Fett in der aͤuſſern zellhaften wolli-

gen
(k) [Spaltenumbruch] Beim Galen de differ.
morb. L. I. c.
9.
(l) Philoſ. Transact. n. 265.
(m) Hiſtor. anim. B. III. K. 19.
(n) [Spaltenumbruch] Franz Redi Oper. omn. T.
VII.
S. 61. hildanvs Cent. 6.
Obſ. 97. boerhaave Præl. ad in-
ſtit. med. T. IV.
S. 527.
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0153" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Fett.</hi></fw><lb/>
ma&#x017F;chine zu &#x017F;chleppen, verbundne Ur&#x017F;ache, warum dieje-<lb/>
nigen zu Bewegungen ganz unge&#x017F;chikt werden, die u&#x0364;ber-<lb/>
ma&#x0364;ßig fett &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">Nikomach,</hi> der Smirner, ward<lb/>
fu&#x0364;r Fettigkeit ganz unbewegbar, und <hi rendition="#fr">Aeskulap</hi> unter-<lb/>
nam de&#x017F;&#x017F;en Heilung <note place="foot" n="(k)"><cb/>
Beim <hi rendition="#fr">Galen</hi> <hi rendition="#aq">de differ.<lb/>
morb. L. I. c.</hi> 9.</note>. Derjenige, von dem ich ohn-<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t gemeldet, daß &#x017F;ein Ko&#x0364;rper bis zu einem Gewicht<lb/>
von 500 Pfund angewach&#x017F;en <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Transact. n.</hi> 265.</note>, konte den&#x017F;elben kaum<lb/>
von der Stelle bewegen.</p><lb/>
          <p>Hierna&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;ind auch fette Leute mit wenigern Blut ver-<lb/>
&#x017F;ehen, theils, weil der in denen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en enthaltenen<lb/>
Blutma&#x017F;&#x017F;e alles das entgehet, was &#x017F;ich in die Fa&#x0364;cher aus-<lb/>
leeret und darinnen gerinnet; theils weil das Fett die<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu&#x017F;ammendru&#x0364;kkt, und der&#x017F;elben, be&#x017F;onders aber<lb/>
derer an &#x017F;ich weichen Blutadern ihre Durchme&#x017F;&#x017F;er veren-<lb/>
gert; welches die Wunda&#x0364;rzte an den Aermen fetter<lb/>
Frauenzimmer, denen &#x017F;ie zur Ader la&#x017F;&#x017F;en wollen, allzu-<lb/>
oft wahrnehmen. <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles</hi> <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;tor. anim.</hi> B. <hi rendition="#aq">III.</hi> K. 19.</note> und andere ge&#x017F;chik-<lb/>
te Naturkenner <note place="foot" n="(n)"><cb/>
Franz <hi rendition="#fr">Redi</hi> <hi rendition="#aq">Oper. omn. T.<lb/>
VII.</hi> S. 61. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hildanvs</hi> Cent. 6.<lb/>
Ob&#x017F;. 97. <hi rendition="#k">boerhaave</hi> Præl. ad in-<lb/>
&#x017F;tit. med. T. IV.</hi> S. 527.</note> &#x017F;agen ebenfalls, daß Thiere um &#x017F;o<lb/>
viel weniger Blut enthalten, je mehr &#x017F;ie Fett be&#x017F;izzen.<lb/>
Ferner wird die Dro&#x017F;&#x017F;elader nach und nach derge&#x017F;talt ge-<lb/>
dru&#x0364;kkt, daß die Ru&#x0364;kkehr des Blutes aus dem Gehirne<lb/>
mit vieler Schwierigkeit ge&#x017F;chiehet, und daher verfallen<lb/>
fette Leute in eine anhaltende Schla&#x0364;frigkeit, und werden<lb/>
endlich leicht denen Schlagflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en unterworfen. Der<lb/>
oben benannte Heracleani&#x017F;che Regent war be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;frig. Ueber die&#x017F;es wird auch die Lunge von zu vie-<lb/>
ler Fettigkeit derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt, daß &#x017F;olchen<lb/>
Leuten endlich der Athem entgeht und &#x017F;ie er&#x017F;tikken: es<lb/>
&#x017F;ammlet &#x017F;ich aber das Fett in der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern zellhaften wolli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0153] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. maſchine zu ſchleppen, verbundne Urſache, warum dieje- nigen zu Bewegungen ganz ungeſchikt werden, die uͤber- maͤßig fett ſind. Nikomach, der Smirner, ward fuͤr Fettigkeit ganz unbewegbar, und Aeskulap unter- nam deſſen Heilung (k). Derjenige, von dem ich ohn- laͤngſt gemeldet, daß ſein Koͤrper bis zu einem Gewicht von 500 Pfund angewachſen (l), konte denſelben kaum von der Stelle bewegen. Hiernaͤchſt ſind auch fette Leute mit wenigern Blut ver- ſehen, theils, weil der in denen Gefaͤſſen enthaltenen Blutmaſſe alles das entgehet, was ſich in die Faͤcher aus- leeret und darinnen gerinnet; theils weil das Fett die Gefaͤſſe zuſammendruͤkkt, und derſelben, beſonders aber derer an ſich weichen Blutadern ihre Durchmeſſer veren- gert; welches die Wundaͤrzte an den Aermen fetter Frauenzimmer, denen ſie zur Ader laſſen wollen, allzu- oft wahrnehmen. Ariſtoteles (m) und andere geſchik- te Naturkenner (n) ſagen ebenfalls, daß Thiere um ſo viel weniger Blut enthalten, je mehr ſie Fett beſizzen. Ferner wird die Droſſelader nach und nach dergeſtalt ge- druͤkkt, daß die Ruͤkkehr des Blutes aus dem Gehirne mit vieler Schwierigkeit geſchiehet, und daher verfallen fette Leute in eine anhaltende Schlaͤfrigkeit, und werden endlich leicht denen Schlagfluͤſſen unterworfen. Der oben benannte Heracleaniſche Regent war beſtaͤndig ſchlaͤfrig. Ueber dieſes wird auch die Lunge von zu vie- ler Fettigkeit dergeſtalt zuſammengedruͤkkt, daß ſolchen Leuten endlich der Athem entgeht und ſie erſtikken: es ſammlet ſich aber das Fett in der aͤuſſern zellhaften wolli- gen (k) Beim Galen de differ. morb. L. I. c. 9. (l) Philoſ. Transact. n. 265. (m) Hiſtor. anim. B. III. K. 19. (n) Franz Redi Oper. omn. T. VII. S. 61. hildanvs Cent. 6. Obſ. 97. boerhaave Præl. ad in- ſtit. med. T. IV. S. 527. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/153
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/153>, abgerufen am 22.11.2024.