Faser vor sich sanft und laulich hinein. Jch weis zwar wohl, was der ehemals berühmte Leyser(n), und ein vor kurzen bekannt gewordener Zergliederer (o), wider diesen angeführten Nuzzen des Fettes geschrieben haben. Jch habe aber bisher die Stärke ihrer Einwürfe noch nicht wahrnehmen können, die sie beide der angenommenen Meinung entgegen gesezzet haben, ich habe auch nicht sehen können, wie das zwischen denen Muskeln befindli- che Fett, sobald sie sich in Bewegung sezzen, denensel- ben ausweiche, da es doch an sich nöthig ist, daß es von den benachbarten aufgeschwollnen Muskeln gedrükkt werde, und sich überall über ihre Oberfläche ergiessen muß. An den kleinen Muskeln leistet der Gallertdunst eben diese Dienste, und man trift nirgends Theile an, die sich übereinander wechselweise bewegen können, wo nicht allezeit eine gewisse Feuchtigkeit zwischen ihnen vorhan- den ist (p).
Ueber dieses hält aber auch das Fett die nahe zusam- menstossenden Gliedmassen und Muskeln derer mensch- lichen Körper in gehöriger Entfernung von einander, und legt sich zwischen dieselben, damit sie nicht zusam- men verwachsen. Jst diese Scheidewand hinweggenom- men, so wächst alles, die Haut mit den Muskeln, ein Muskel mit dem andern und mit dem Knochenhäutchen zusammen, und die Bewegung des Gliedes wird völlig aufgehoben. Ueberhaupt ist der Siz der Eitergeschwül- ste gewöhnlicher Weise, wiewol nicht ganz allein, in dem Zellgewebe (q) zu suchen, da die Erfarung zeiget, daß in der Substanz des Gehirns, der Hoden, oder der
Leber
(n)[Spaltenumbruch]Prim. lin. syst. med.
(o)Hist. de l'Acad. des scienc. 1732. S. 28. 29.
(p)petit des malad. des os. T. I. S. 354. u. a. berühmte Männer mehr. Dasjenige hängt nicht zusammen, was eine flüßi- [Spaltenumbruch]
ge Materie zwischen sich hat. BoerhaavePrael. T. III. S. 703.
(q)BoerhaavePraef. ad Aphrodis. sharpe chir. op. S. 66. schebbeare Pract. T. II. S. 42.
Erſtes Buch. Elementartheile
Faſer vor ſich ſanft und laulich hinein. Jch weis zwar wohl, was der ehemals beruͤhmte Leyſer(n), und ein vor kurzen bekannt gewordener Zergliederer (o), wider dieſen angefuͤhrten Nuzzen des Fettes geſchrieben haben. Jch habe aber bisher die Staͤrke ihrer Einwuͤrfe noch nicht wahrnehmen koͤnnen, die ſie beide der angenommenen Meinung entgegen geſezzet haben, ich habe auch nicht ſehen koͤnnen, wie das zwiſchen denen Muskeln befindli- che Fett, ſobald ſie ſich in Bewegung ſezzen, denenſel- ben ausweiche, da es doch an ſich noͤthig iſt, daß es von den benachbarten aufgeſchwollnen Muskeln gedruͤkkt werde, und ſich uͤberall uͤber ihre Oberflaͤche ergieſſen muß. An den kleinen Muskeln leiſtet der Gallertdunſt eben dieſe Dienſte, und man trift nirgends Theile an, die ſich uͤbereinander wechſelweiſe bewegen koͤnnen, wo nicht allezeit eine gewiſſe Feuchtigkeit zwiſchen ihnen vorhan- den iſt (p).
Ueber dieſes haͤlt aber auch das Fett die nahe zuſam- menſtoſſenden Gliedmaſſen und Muskeln derer menſch- lichen Koͤrper in gehoͤriger Entfernung von einander, und legt ſich zwiſchen dieſelben, damit ſie nicht zuſam- men verwachſen. Jſt dieſe Scheidewand hinweggenom- men, ſo waͤchſt alles, die Haut mit den Muskeln, ein Muskel mit dem andern und mit dem Knochenhaͤutchen zuſammen, und die Bewegung des Gliedes wird voͤllig aufgehoben. Ueberhaupt iſt der Siz der Eitergeſchwuͤl- ſte gewoͤhnlicher Weiſe, wiewol nicht ganz allein, in dem Zellgewebe (q) zu ſuchen, da die Erfarung zeiget, daß in der Subſtanz des Gehirns, der Hoden, oder der
Leber
(n)[Spaltenumbruch]Prim. lin. ſyſt. med.
(o)Hiſt. de l’Acad. des ſcienc. 1732. S. 28. 29.
(p)petit des malad. des os. T. I. S. 354. u. a. beruͤhmte Maͤnner mehr. Dasjenige haͤngt nicht zuſammen, was eine fluͤßi- [Spaltenumbruch]
ge Materie zwiſchen ſich hat. BoerhaavePræl. T. III. S. 703.
(q)BoerhaavePræf. ad Aphrodis. sharpe chir. op. S. 66. schebbeare Pract. T. II. S. 42.
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Erſtes Buch. Elementartheile
Faſer vor ſich ſanft und laulich hinein. Jch weis zwar
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kurzen bekannt gewordener Zergliederer (o), wider dieſen
angefuͤhrten Nuzzen des Fettes geſchrieben haben. Jch
habe aber bisher die Staͤrke ihrer Einwuͤrfe noch nicht
wahrnehmen koͤnnen, die ſie beide der angenommenen
Meinung entgegen geſezzet haben, ich habe auch nicht
ſehen koͤnnen, wie das zwiſchen denen Muskeln befindli-
che Fett, ſobald ſie ſich in Bewegung ſezzen, denenſel-
ben ausweiche, da es doch an ſich noͤthig iſt, daß es von
den benachbarten aufgeſchwollnen Muskeln gedruͤkkt
werde, und ſich uͤberall uͤber ihre Oberflaͤche ergieſſen
muß. An den kleinen Muskeln leiſtet der Gallertdunſt
eben dieſe Dienſte, und man trift nirgends Theile an, die
ſich uͤbereinander wechſelweiſe bewegen koͤnnen, wo nicht
allezeit eine gewiſſe Feuchtigkeit zwiſchen ihnen vorhan-
den iſt (p).
Ueber dieſes haͤlt aber auch das Fett die nahe zuſam-
menſtoſſenden Gliedmaſſen und Muskeln derer menſch-
lichen Koͤrper in gehoͤriger Entfernung von einander,
und legt ſich zwiſchen dieſelben, damit ſie nicht zuſam-
men verwachſen. Jſt dieſe Scheidewand hinweggenom-
men, ſo waͤchſt alles, die Haut mit den Muskeln, ein
Muskel mit dem andern und mit dem Knochenhaͤutchen
zuſammen, und die Bewegung des Gliedes wird voͤllig
aufgehoben. Ueberhaupt iſt der Siz der Eitergeſchwuͤl-
ſte gewoͤhnlicher Weiſe, wiewol nicht ganz allein, in
dem Zellgewebe (q) zu ſuchen, da die Erfarung zeiget,
daß in der Subſtanz des Gehirns, der Hoden, oder der
Leber
(n)
Prim. lin. ſyſt. med.
(o) Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1732. S. 28. 29.
(p) petit des malad. des os.
T. I. S. 354. u. a. beruͤhmte
Maͤnner mehr. Dasjenige haͤngt
nicht zuſammen, was eine fluͤßi-
ge Materie zwiſchen ſich hat.
Boerhaave Præl. T. III. S.
703.
(q) Boerhaave Præf. ad
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66. schebbeare Pract. T. II. S.
42.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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