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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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des menschlichen Körpers. Fett.
Wasser, eine flüchtige saure Feuchtigkeit, und endlich
ein brandiges Oel. Das flüßige aus dem Menschen-
fette gesamlete Oel (l) gab von neuem eine saure Feuch-
tigkeit, ein helles weisses Oel, und ein etwas bräunli-
ches andres Oel von sich, daß es also eine ziemliche Aehn-
lichkeit von den Pflanzenölen an sich hatte (m). Nach
diesen Versuchen schäzte der berühmte Beobachter die
Menge der sauren Flüßigkeit gegen das gesamte Fett,
wie 121 zu 768 (n). Der gelehrte Macquer läugnete
mit gutem Rechte, daß ein reines, am Feuer übergetriebnes
Talg ein flüchtig Laugensalz hervorbringe (o). Er be-
hauptet, daß es dagegen ein saures Wasser, etliche Tro-
pfel Oel und ein fixes Oel enthielte. Endlich hat der er-
fahrne Knape die Sache, nach meinen Abschied von
der hohen Schule zu Göttingen, nachdem er ver-
schiedne Versuche darüber angestellt, viel genauer unter-
sucht (q), und gefunden, daß von dem Rindertalge, wel-
ches man über einem ällmälich vergrösserten Sandfeuer
destilliret, Dünste aufsteigen, die in das Wasser der Vor-
lage niederfallen. Das Oel schwamm auf dem Wasser
oben auf, und es dunstete ein ungemein scharfbrennender
Dunst durch die Vorlage aus, der die Augen eben so hef-
tig, als ein faulender Trahn, angriff (r). Wenn man
dieses Oel, das auf dem Wasser schwamm, mit dem
Wasser zu wiederholten malen vermischte, so lies es sei-
nen wässrigen Zusaz fahren, sobald man es durch eine
kleine Sprizze davon absonderte, es ward sehr scharf und
sauer, und so sonderte sich das saure Wasser gleichergestalt
von dem übrigen nach und nach übergetriebnen Oele ab.
Es lehret dieser berühmte Mann nicht nur wie man
es ferner reinigen (s), sondern auch solches Wasser

in
(l) [Spaltenumbruch] S. 41. N. 67.
(m) S. 42. N. 68.
(n) S. 44. N. 71.
(o) Chym. prat. T. II. S. 484.
(q) [Spaltenumbruch] Angef. Ort. S. 23. N. 22.
(r) Martens Reise nach Spiz-
bergen. S. 114.
(s) Knape angef. Ort. N. 25.
(p) S. 481.

des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Waſſer, eine fluͤchtige ſaure Feuchtigkeit, und endlich
ein brandiges Oel. Das fluͤßige aus dem Menſchen-
fette geſamlete Oel (l) gab von neuem eine ſaure Feuch-
tigkeit, ein helles weiſſes Oel, und ein etwas braͤunli-
ches andres Oel von ſich, daß es alſo eine ziemliche Aehn-
lichkeit von den Pflanzenoͤlen an ſich hatte (m). Nach
dieſen Verſuchen ſchaͤzte der beruͤhmte Beobachter die
Menge der ſauren Fluͤßigkeit gegen das geſamte Fett,
wie 121 zu 768 (n). Der gelehrte Macquer laͤugnete
mit gutem Rechte, daß ein reines, am Feuer uͤbergetriebnes
Talg ein fluͤchtig Laugenſalz hervorbringe (o). Er be-
hauptet, daß es dagegen ein ſaures Waſſer, etliche Tro-
pfel Oel und ein fixes Oel enthielte. Endlich hat der er-
fahrne Knape die Sache, nach meinen Abſchied von
der hohen Schule zu Goͤttingen, nachdem er ver-
ſchiedne Verſuche daruͤber angeſtellt, viel genauer unter-
ſucht (q), und gefunden, daß von dem Rindertalge, wel-
ches man uͤber einem aͤllmaͤlich vergroͤſſerten Sandfeuer
deſtilliret, Duͤnſte aufſteigen, die in das Waſſer der Vor-
lage niederfallen. Das Oel ſchwamm auf dem Waſſer
oben auf, und es dunſtete ein ungemein ſcharfbrennender
Dunſt durch die Vorlage aus, der die Augen eben ſo hef-
tig, als ein faulender Trahn, angriff (r). Wenn man
dieſes Oel, das auf dem Waſſer ſchwamm, mit dem
Waſſer zu wiederholten malen vermiſchte, ſo lies es ſei-
nen waͤſſrigen Zuſaz fahren, ſobald man es durch eine
kleine Sprizze davon abſonderte, es ward ſehr ſcharf und
ſauer, und ſo ſonderte ſich das ſaure Waſſer gleichergeſtalt
von dem uͤbrigen nach und nach uͤbergetriebnen Oele ab.
Es lehret dieſer beruͤhmte Mann nicht nur wie man
es ferner reinigen (s), ſondern auch ſolches Waſſer

in
(l) [Spaltenumbruch] S. 41. N. 67.
(m) S. 42. N. 68.
(n) S. 44. N. 71.
(o) Chym. prat. T. II. S. 484.
(q) [Spaltenumbruch] Angef. Ort. S. 23. N. 22.
(r) Martens Reiſe nach Spiz-
bergen. S. 114.
(s) Knape angef. Ort. N. 25.
(p) S. 481.
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[59/0115] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. Waſſer, eine fluͤchtige ſaure Feuchtigkeit, und endlich ein brandiges Oel. Das fluͤßige aus dem Menſchen- fette geſamlete Oel (l) gab von neuem eine ſaure Feuch- tigkeit, ein helles weiſſes Oel, und ein etwas braͤunli- ches andres Oel von ſich, daß es alſo eine ziemliche Aehn- lichkeit von den Pflanzenoͤlen an ſich hatte (m). Nach dieſen Verſuchen ſchaͤzte der beruͤhmte Beobachter die Menge der ſauren Fluͤßigkeit gegen das geſamte Fett, wie 121 zu 768 (n). Der gelehrte Macquer laͤugnete mit gutem Rechte, daß ein reines, am Feuer uͤbergetriebnes Talg ein fluͤchtig Laugenſalz hervorbringe (o). Er be- hauptet, daß es dagegen ein ſaures Waſſer, etliche Tro- pfel Oel und ein fixes Oel enthielte. Endlich hat der er- fahrne Knape die Sache, nach meinen Abſchied von der hohen Schule zu Goͤttingen, nachdem er ver- ſchiedne Verſuche daruͤber angeſtellt, viel genauer unter- ſucht (q), und gefunden, daß von dem Rindertalge, wel- ches man uͤber einem aͤllmaͤlich vergroͤſſerten Sandfeuer deſtilliret, Duͤnſte aufſteigen, die in das Waſſer der Vor- lage niederfallen. Das Oel ſchwamm auf dem Waſſer oben auf, und es dunſtete ein ungemein ſcharfbrennender Dunſt durch die Vorlage aus, der die Augen eben ſo hef- tig, als ein faulender Trahn, angriff (r). Wenn man dieſes Oel, das auf dem Waſſer ſchwamm, mit dem Waſſer zu wiederholten malen vermiſchte, ſo lies es ſei- nen waͤſſrigen Zuſaz fahren, ſobald man es durch eine kleine Sprizze davon abſonderte, es ward ſehr ſcharf und ſauer, und ſo ſonderte ſich das ſaure Waſſer gleichergeſtalt von dem uͤbrigen nach und nach uͤbergetriebnen Oele ab. Es lehret dieſer beruͤhmte Mann nicht nur wie man es ferner reinigen (s), ſondern auch ſolches Waſſer in (l) S. 41. N. 67. (m) S. 42. N. 68. (n) S. 44. N. 71. (o) Chym. prat. T. II. S. 484. (q) Angef. Ort. S. 23. N. 22. (r) Martens Reiſe nach Spiz- bergen. S. 114. (s) Knape angef. Ort. N. 25. (p) S. 481.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/115>, abgerufen am 27.04.2024.