Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Ursachen des Herzschlages.
mittelst des in die Nase geblasenen Pulvers vom Euphor-
bium (e), oder durch Eingiessung des Salmiacgeistes (f),
ingleichen auch durch andere scharfe Dinge (g), die man
in den Mund oder die Nase gebracht, ein Niesen erregt.
Andere haben sich bemühet, die wurmförmige Bewegung
derer Gedärme mit dem in den Mastdarm getriebenen
Tabaksrauche (h) wieder zu erregen; noch andere haben
blos einen lebhaften Schmerz, durch Nadeln, die man
unter die Fingernägel hineingestochen (i), durch hinein-
getriebene Nägel (k), durch Messerstiche in die Haut, er-
wekket, und diese haben es wider ihren Willen, oder ohn-
wissend gethan (k*). Wieder andere haben noch heftige-
re Empfindungen, Stösse, und ein grosses Lermen dabey
zu Hülfe genommen (l).

Alle zusammen haben einerlei Absicht gehabt, näm-
lich die Nerven zu erschüttern. Wenn diese sind gereizet
worden, so erregen sie in denen Muskeln, in welche sie
hineingehen, krampfige Erschütterungen (convulsiones),
die um so viel heftiger sind, je stärker der Reiz gewesen,
den sie erlitten haben. Wir haben aber von der Kraft
derer in das Blut derer Blutadern wirkenden Muskeln
nicht nur bereits Erwehnung gethan (m), sondern es soll
auch künftig noch weiter davon gehandelt werden (n).
Sie schwellen auf, sie wirken auf die dazwischen liegende
Blutadern, drukken sie zusammen, und treiben das Blut,
wegen der Klappen, zum rechten Herzen hin. Solcher-
gestalt wird das rechte Herzohr von neuen gereizet, und
erfolget alles das wieder, was wir bereits gemeldet ha-

ben.
(e) [Spaltenumbruch] parevs de Renunciat. S.
879. Opp. omn.
(f) Mercure Suifse vom Jahre
1734. Mon. Jun.
(g) Boerhaave Praelect. T. I.
S. 108.
(h) Ebenders. ebendas. Es ist ein
Versuch derer Jndianer in Aca-
dien.
(i) [Spaltenumbruch] Winslow in der berühm-
ten Thesis, de incert. sign. mort.
(k) Winkler in Nymannum
de Apoplex. S. 64.
(k*) Jn dem vorhergehenden
§. 10.
(l) Rumler Obs. 67.
(m) B. 3. Abschn. 2. §. 3.
(n) Jm 5ten Buche.
O o o 4

Urſachen des Herzſchlages.
mittelſt des in die Naſe geblaſenen Pulvers vom Euphor-
bium (e), oder durch Eingieſſung des Salmiacgeiſtes (f),
ingleichen auch durch andere ſcharfe Dinge (g), die man
in den Mund oder die Naſe gebracht, ein Nieſen erregt.
Andere haben ſich bemuͤhet, die wurmfoͤrmige Bewegung
derer Gedaͤrme mit dem in den Maſtdarm getriebenen
Tabaksrauche (h) wieder zu erregen; noch andere haben
blos einen lebhaften Schmerz, durch Nadeln, die man
unter die Fingernaͤgel hineingeſtochen (i), durch hinein-
getriebene Naͤgel (k), durch Meſſerſtiche in die Haut, er-
wekket, und dieſe haben es wider ihren Willen, oder ohn-
wiſſend gethan (k*). Wieder andere haben noch heftige-
re Empfindungen, Stoͤſſe, und ein groſſes Lermen dabey
zu Huͤlfe genommen (l).

Alle zuſammen haben einerlei Abſicht gehabt, naͤm-
lich die Nerven zu erſchuͤttern. Wenn dieſe ſind gereizet
worden, ſo erregen ſie in denen Muskeln, in welche ſie
hineingehen, krampfige Erſchuͤtterungen (convulſiones),
die um ſo viel heftiger ſind, je ſtaͤrker der Reiz geweſen,
den ſie erlitten haben. Wir haben aber von der Kraft
derer in das Blut derer Blutadern wirkenden Muskeln
nicht nur bereits Erwehnung gethan (m), ſondern es ſoll
auch kuͤnftig noch weiter davon gehandelt werden (n).
Sie ſchwellen auf, ſie wirken auf die dazwiſchen liegende
Blutadern, drukken ſie zuſammen, und treiben das Blut,
wegen der Klappen, zum rechten Herzen hin. Solcher-
geſtalt wird das rechte Herzohr von neuen gereizet, und
erfolget alles das wieder, was wir bereits gemeldet ha-

ben.
(e) [Spaltenumbruch] parevs de Renunciat. S.
879. Opp. omn.
(f) Mercure Suifſe vom Jahre
1734. Mon. Jun.
(g) Boerhaave Prælect. T. I.
S. 108.
(h) Ebenderſ. ebendaſ. Es iſt ein
Verſuch derer Jndianer in Aca-
dien.
(i) [Spaltenumbruch] Winslow in der beruͤhm-
ten Theſis, de incert. ſign. mort.
(k) Winkler in Nymannum
de Apoplex. S. 64.
(k*) Jn dem vorhergehenden
§. 10.
(l) Rumler Obſ. 67.
(m) B. 3. Abſchn. 2. §. 3.
(n) Jm 5ten Buche.
O o o 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1007" n="951"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ur&#x017F;achen des Herz&#x017F;chlages.</hi></fw><lb/>
mittel&#x017F;t des in die Na&#x017F;e gebla&#x017F;enen Pulvers vom Euphor-<lb/>
bium <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">parevs</hi></hi> de Renunciat.</hi> S.<lb/>
879. <hi rendition="#aq">Opp. omn.</hi></note>, oder durch Eingie&#x017F;&#x017F;ung des Salmiacgei&#x017F;tes <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Mercure Suif&#x017F;e</hi> vom Jahre<lb/>
1734. Mon. Jun.</note>,<lb/>
ingleichen auch durch andere &#x017F;charfe Dinge <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#fr">Boerhaave</hi><hi rendition="#aq">Prælect. T. I.</hi><lb/>
S. 108.</note>, die man<lb/>
in den Mund oder die Na&#x017F;e gebracht, ein Nie&#x017F;en erregt.<lb/>
Andere haben &#x017F;ich bemu&#x0364;het, die wurmfo&#x0364;rmige Bewegung<lb/>
derer Geda&#x0364;rme mit dem in den Ma&#x017F;tdarm getriebenen<lb/>
Tabaksrauche <note place="foot" n="(h)">Ebender&#x017F;. ebenda&#x017F;. Es i&#x017F;t ein<lb/>
Ver&#x017F;uch derer Jndianer in Aca-<lb/>
dien.</note> wieder zu erregen; noch andere haben<lb/>
blos einen lebhaften Schmerz, durch Nadeln, die man<lb/>
unter die Fingerna&#x0364;gel hineinge&#x017F;tochen <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#fr">Winslow</hi> in der beru&#x0364;hm-<lb/>
ten The&#x017F;is, <hi rendition="#aq">de incert. &#x017F;ign. mort.</hi></note>, durch hinein-<lb/>
getriebene Na&#x0364;gel <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#fr">Winkler</hi> in <hi rendition="#fr">Nymannum</hi><lb/><hi rendition="#aq">de Apoplex.</hi> S. 64.</note>, durch Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tiche in die Haut, er-<lb/>
wekket, und die&#x017F;e haben es wider ihren Willen, oder ohn-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;end gethan <note place="foot" n="(k*)">Jn dem vorhergehenden<lb/>
§. 10.</note>. Wieder andere haben noch heftige-<lb/>
re Empfindungen, Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und ein gro&#x017F;&#x017F;es Lermen dabey<lb/>
zu Hu&#x0364;lfe genommen <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#fr">Rumler</hi><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;.</hi> 67.</note>.</p><lb/>
            <p>Alle zu&#x017F;ammen haben einerlei Ab&#x017F;icht gehabt, na&#x0364;m-<lb/>
lich die Nerven zu er&#x017F;chu&#x0364;ttern. Wenn die&#x017F;e &#x017F;ind gereizet<lb/>
worden, &#x017F;o erregen &#x017F;ie in denen Muskeln, in welche &#x017F;ie<lb/>
hineingehen, krampfige Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen (<hi rendition="#aq">convul&#x017F;iones</hi>),<lb/>
die um &#x017F;o viel heftiger &#x017F;ind, je &#x017F;ta&#x0364;rker der Reiz gewe&#x017F;en,<lb/>
den &#x017F;ie erlitten haben. Wir haben aber von der Kraft<lb/>
derer in das Blut derer Blutadern wirkenden Muskeln<lb/>
nicht nur bereits Erwehnung gethan <note place="foot" n="(m)">B. 3. Ab&#x017F;chn. 2. §. 3.</note>, &#x017F;ondern es &#x017F;oll<lb/>
auch ku&#x0364;nftig noch weiter davon gehandelt werden <note place="foot" n="(n)">Jm 5ten Buche.</note>.<lb/>
Sie &#x017F;chwellen auf, &#x017F;ie wirken auf die dazwi&#x017F;chen liegende<lb/>
Blutadern, drukken &#x017F;ie zu&#x017F;ammen, und treiben das Blut,<lb/>
wegen der Klappen, zum rechten Herzen hin. Solcher-<lb/>
ge&#x017F;talt wird das rechte Herzohr von neuen gereizet, und<lb/>
erfolget alles das wieder, was wir bereits gemeldet ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o o 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ben.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[951/1007] Urſachen des Herzſchlages. mittelſt des in die Naſe geblaſenen Pulvers vom Euphor- bium (e), oder durch Eingieſſung des Salmiacgeiſtes (f), ingleichen auch durch andere ſcharfe Dinge (g), die man in den Mund oder die Naſe gebracht, ein Nieſen erregt. Andere haben ſich bemuͤhet, die wurmfoͤrmige Bewegung derer Gedaͤrme mit dem in den Maſtdarm getriebenen Tabaksrauche (h) wieder zu erregen; noch andere haben blos einen lebhaften Schmerz, durch Nadeln, die man unter die Fingernaͤgel hineingeſtochen (i), durch hinein- getriebene Naͤgel (k), durch Meſſerſtiche in die Haut, er- wekket, und dieſe haben es wider ihren Willen, oder ohn- wiſſend gethan (k*). Wieder andere haben noch heftige- re Empfindungen, Stoͤſſe, und ein groſſes Lermen dabey zu Huͤlfe genommen (l). Alle zuſammen haben einerlei Abſicht gehabt, naͤm- lich die Nerven zu erſchuͤttern. Wenn dieſe ſind gereizet worden, ſo erregen ſie in denen Muskeln, in welche ſie hineingehen, krampfige Erſchuͤtterungen (convulſiones), die um ſo viel heftiger ſind, je ſtaͤrker der Reiz geweſen, den ſie erlitten haben. Wir haben aber von der Kraft derer in das Blut derer Blutadern wirkenden Muskeln nicht nur bereits Erwehnung gethan (m), ſondern es ſoll auch kuͤnftig noch weiter davon gehandelt werden (n). Sie ſchwellen auf, ſie wirken auf die dazwiſchen liegende Blutadern, drukken ſie zuſammen, und treiben das Blut, wegen der Klappen, zum rechten Herzen hin. Solcher- geſtalt wird das rechte Herzohr von neuen gereizet, und erfolget alles das wieder, was wir bereits gemeldet ha- ben. (e) parevs de Renunciat. S. 879. Opp. omn. (f) Mercure Suifſe vom Jahre 1734. Mon. Jun. (g) Boerhaave Prælect. T. I. S. 108. (h) Ebenderſ. ebendaſ. Es iſt ein Verſuch derer Jndianer in Aca- dien. (i) Winslow in der beruͤhm- ten Theſis, de incert. ſign. mort. (k) Winkler in Nymannum de Apoplex. S. 64. (k*) Jn dem vorhergehenden §. 10. (l) Rumler Obſ. 67. (m) B. 3. Abſchn. 2. §. 3. (n) Jm 5ten Buche. O o o 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1007
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1007>, abgerufen am 23.11.2024.