nur allein in Thieren, die warmes Blut haben, vorhan- den sey, als in welchen alles Blut, welches die rechte Kammer aufgenommen hat, viel eher durch die Lunge fortgeführet wird, als es durch die Aorte und deren Aeste in alle Theile des Leibes und die äussern Glieder vertheilt werden kann. Es ist aber an einem andern Orte gezei- get worden, daß es keineswegs durch die Lunge hindurch- geführet werden könne, wenn dieselbe nicht von dem wech- selweisen Athemholen in Bewegung gesezzet würde (l), welches durch den Hookischen Versuch bestätigt wird. Wir pflegen nämlich an einem sterbenden Thiere, dessen Herz bereits stille gestanden, die Lunge aufzublasen, und das Athemholen nachzumachen: auf diese Art erhält man so viel, daß das Blut seine Bewegung wieder bekommt, und aus der Lungenblutader durch die vorher unbewegli- che Lunge in das linke Herz dringt (m). So bald man eine Zeitlang mit dem Einblasen inne hält, so stehet das Blut von neuem zwischen der rechten und linken Kammer stille, und es kommt gar nichts davon in das linke Herzohr.
Nun höret aber bei einem sterbenden Thiere das A- themholen ein wenig eher auf, als die Bewegung des Herzens, indem die Kräfte, welche die Brust erweitern müssen, nicht so reizbar sind als das Herz (n). Es schlä- get also noch in dem lezten Kampfe, der vor dem wirk- lichen Tode vorhergehet, die linke Kammer eine Zeitlang, und treibet das Blut zu der Zeit noch in die Aorte, von da in die Holadern und ins rechte Herz, wenn die Lun- ge, durch welche, wegen Mangel des Athemholens, kein
freier
(l)[Spaltenumbruch]Comment. ad Praelect. boerh. T. II. S. 165. 173. T. V. P. I. S. 112. daher ist bei ertrunknen und erstikten, das Herz und die Lunge mit geronnenem Blute angefüllet.
(m) Eben diese Commentar. T. V. P. I. S. 12.
(n)Second Memoir. sur les part. [Spaltenumbruch]
irrit. S. 387. womit zugleich Exp. 230. 239. 240. verglichen werden können. Denn es dauret in allen Beispielen das Schlagen des Her- zens länger, als die Bewegung der Ribben, und des Zwerchfelles, wie ich in meinen Handbuche finde.
O o o 2
Urſachen des Herzſchlages.
nur allein in Thieren, die warmes Blut haben, vorhan- den ſey, als in welchen alles Blut, welches die rechte Kammer aufgenommen hat, viel eher durch die Lunge fortgefuͤhret wird, als es durch die Aorte und deren Aeſte in alle Theile des Leibes und die aͤuſſern Glieder vertheilt werden kann. Es iſt aber an einem andern Orte gezei- get worden, daß es keineswegs durch die Lunge hindurch- gefuͤhret werden koͤnne, wenn dieſelbe nicht von dem wech- ſelweiſen Athemholen in Bewegung geſezzet wuͤrde (l), welches durch den Hookiſchen Verſuch beſtaͤtigt wird. Wir pflegen naͤmlich an einem ſterbenden Thiere, deſſen Herz bereits ſtille geſtanden, die Lunge aufzublaſen, und das Athemholen nachzumachen: auf dieſe Art erhaͤlt man ſo viel, daß das Blut ſeine Bewegung wieder bekommt, und aus der Lungenblutader durch die vorher unbewegli- che Lunge in das linke Herz dringt (m). So bald man eine Zeitlang mit dem Einblaſen inne haͤlt, ſo ſtehet das Blut von neuem zwiſchen der rechten und linken Kammer ſtille, und es kommt gar nichts davon in das linke Herzohr.
Nun hoͤret aber bei einem ſterbenden Thiere das A- themholen ein wenig eher auf, als die Bewegung des Herzens, indem die Kraͤfte, welche die Bruſt erweitern muͤſſen, nicht ſo reizbar ſind als das Herz (n). Es ſchlaͤ- get alſo noch in dem lezten Kampfe, der vor dem wirk- lichen Tode vorhergehet, die linke Kammer eine Zeitlang, und treibet das Blut zu der Zeit noch in die Aorte, von da in die Holadern und ins rechte Herz, wenn die Lun- ge, durch welche, wegen Mangel des Athemholens, kein
freier
(l)[Spaltenumbruch]Comment. ad Prælect. boerh. T. II. S. 165. 173. T. V. P. I. S. 112. daher iſt bei ertrunknen und erſtikten, das Herz und die Lunge mit geronnenem Blute angefuͤllet.
(m) Eben dieſe Commentar. T. V. P. I. S. 12.
(n)Second Memoir. ſur les part. [Spaltenumbruch]
irrit. S. 387. womit zugleich Exp. 230. 239. 240. verglichen werden koͤnnen. Denn es dauret in allen Beiſpielen das Schlagen des Her- zens laͤnger, als die Bewegung der Ribben, und des Zwerchfelles, wie ich in meinen Handbuche finde.
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Urſachen des Herzſchlages.
nur allein in Thieren, die warmes Blut haben, vorhan-
den ſey, als in welchen alles Blut, welches die rechte
Kammer aufgenommen hat, viel eher durch die Lunge
fortgefuͤhret wird, als es durch die Aorte und deren Aeſte
in alle Theile des Leibes und die aͤuſſern Glieder vertheilt
werden kann. Es iſt aber an einem andern Orte gezei-
get worden, daß es keineswegs durch die Lunge hindurch-
gefuͤhret werden koͤnne, wenn dieſelbe nicht von dem wech-
ſelweiſen Athemholen in Bewegung geſezzet wuͤrde (l),
welches durch den Hookiſchen Verſuch beſtaͤtigt wird.
Wir pflegen naͤmlich an einem ſterbenden Thiere, deſſen
Herz bereits ſtille geſtanden, die Lunge aufzublaſen, und
das Athemholen nachzumachen: auf dieſe Art erhaͤlt man
ſo viel, daß das Blut ſeine Bewegung wieder bekommt,
und aus der Lungenblutader durch die vorher unbewegli-
che Lunge in das linke Herz dringt (m). So bald man
eine Zeitlang mit dem Einblaſen inne haͤlt, ſo ſtehet das
Blut von neuem zwiſchen der rechten und linken Kammer
ſtille, und es kommt gar nichts davon in das linke
Herzohr.
Nun hoͤret aber bei einem ſterbenden Thiere das A-
themholen ein wenig eher auf, als die Bewegung des
Herzens, indem die Kraͤfte, welche die Bruſt erweitern
muͤſſen, nicht ſo reizbar ſind als das Herz (n). Es ſchlaͤ-
get alſo noch in dem lezten Kampfe, der vor dem wirk-
lichen Tode vorhergehet, die linke Kammer eine Zeitlang,
und treibet das Blut zu der Zeit noch in die Aorte, von
da in die Holadern und ins rechte Herz, wenn die Lun-
ge, durch welche, wegen Mangel des Athemholens, kein
freier
(l)
Comment. ad Prælect. boerh.
T. II. S. 165. 173. T. V. P. I. S.
112. daher iſt bei ertrunknen und
erſtikten, das Herz und die Lunge
mit geronnenem Blute angefuͤllet.
(m) Eben dieſe Commentar. T.
V. P. I. S. 12.
(n) Second Memoir. ſur les part.
irrit. S. 387. womit zugleich Exp.
230. 239. 240. verglichen werden
koͤnnen. Denn es dauret in allen
Beiſpielen das Schlagen des Her-
zens laͤnger, als die Bewegung der
Ribben, und des Zwerchfelles, wie
ich in meinen Handbuche finde.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 947. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1003>, abgerufen am 23.11.2024.
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