[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772.I. Kinderhaus u. Accouchier-Hospital Mittel vorhanden, nach der Kaiserlichen Uni-versität zu Moskau, zu Erlernung der Kün- ste aber nach der Akademie der Künste ge- schickt werden. Einige von diesen Kün- sten, besonders die Gärtnerei, müssen bei dem Kinderhause selbst erlernt werden; eben so wie gewisse Handwerke eigentlich nur bei demselben angelegt, und zur größern Voll- kommenheit gebracht werden können. Damit aber die zu den Künsten bestimmte Jugend sich einen desto bessern Fortgang in selbigen versprechen könne: so müssen sie angehalten werden, sich im Zeichnen und Schreiben zu üben, und fremde Sprachen zu lernen; da- mit sie wenigstens die zu ihrer künftigen Ab- sicht dienlichen Schriften verstehen können, indem sie es sonst zeitlebens in ihrer Kunst nicht weit bringen werden, wovon man täg- lich unstreitige Beispiele vor Augen hat. Dagegen können sie sich durch das Bücher- lesen alle neue Erfindungen zu Nutze machen, die wie bekannt, in selbigen häufig vorkom- men. Auch das weibliche Geschlecht wird von diesen höchstnützlichen Lerübungen nicht aus- geschlossen. §. 12.
I. Kinderhaus u. Accouchier-Hoſpital Mittel vorhanden, nach der Kaiſerlichen Uni-verſitaͤt zu Moſkau, zu Erlernung der Kuͤn- ſte aber nach der Akademie der Kuͤnſte ge- ſchickt werden. Einige von dieſen Kuͤn- ſten, beſonders die Gaͤrtnerei, muͤſſen bei dem Kinderhauſe ſelbſt erlernt werden; eben ſo wie gewiſſe Handwerke eigentlich nur bei demſelben angelegt, und zur groͤßern Voll- kommenheit gebracht werden koͤnnen. Damit aber die zu den Kuͤnſten beſtimmte Jugend ſich einen deſto beſſern Fortgang in ſelbigen verſprechen koͤnne: ſo muͤſſen ſie angehalten werden, ſich im Zeichnen und Schreiben zu uͤben, und fremde Sprachen zu lernen; da- mit ſie wenigſtens die zu ihrer kuͤnftigen Ab- ſicht dienlichen Schriften verſtehen koͤnnen, indem ſie es ſonſt zeitlebens in ihrer Kunſt nicht weit bringen werden, wovon man taͤg- lich unſtreitige Beiſpiele vor Augen hat. Dagegen koͤnnen ſie ſich durch das Buͤcher- leſen alle neue Erfindungen zu Nutze machen, die wie bekannt, in ſelbigen haͤufig vorkom- men. Auch das weibliche Geſchlecht wird von dieſen hoͤchſtnuͤtzlichen Leruͤbungen nicht aus- geſchloſſen. §. 12.
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I. Kinderhaus u. Accouchier-Hoſpital
Mittel vorhanden, nach der Kaiſerlichen Uni-
verſitaͤt zu Moſkau, zu Erlernung der Kuͤn-
ſte aber nach der Akademie der Kuͤnſte ge-
ſchickt werden. Einige von dieſen Kuͤn-
ſten, beſonders die Gaͤrtnerei, muͤſſen bei
dem Kinderhauſe ſelbſt erlernt werden; eben
ſo wie gewiſſe Handwerke eigentlich nur bei
demſelben angelegt, und zur groͤßern Voll-
kommenheit gebracht werden koͤnnen. Damit
aber die zu den Kuͤnſten beſtimmte Jugend
ſich einen deſto beſſern Fortgang in ſelbigen
verſprechen koͤnne: ſo muͤſſen ſie angehalten
werden, ſich im Zeichnen und Schreiben zu
uͤben, und fremde Sprachen zu lernen; da-
mit ſie wenigſtens die zu ihrer kuͤnftigen Ab-
ſicht dienlichen Schriften verſtehen koͤnnen,
indem ſie es ſonſt zeitlebens in ihrer Kunſt
nicht weit bringen werden, wovon man taͤg-
lich unſtreitige Beiſpiele vor Augen hat.
Dagegen koͤnnen ſie ſich durch das Buͤcher-
leſen alle neue Erfindungen zu Nutze machen,
die wie bekannt, in ſelbigen haͤufig vorkom-
men. Auch das weibliche Geſchlecht wird von
dieſen hoͤchſtnuͤtzlichen Leruͤbungen nicht aus-
geſchloſſen.
§. 12.
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