Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.heit im Heiligthume jener verborgnen Werkstätte knüpfte. Alles was die Men- schenkinder vom thierischen Magnetism, Galvanism, Elektricität, Anziehungs- und Abstoßungskraft, Erdmagnetism, Wär- mestoff, Gaslehre und von der übrigen Che- mie und Physik etwa aufgefaßt haben, reicht bei weitem nicht hin zur aufschlie- ßenden, deutlichen und fruchtbringenden Erklärung auch nur der mindesten Funktion im lebenden, gesunden oder kran- ken Organism. Welche unzähligen, un- bekannten Kräfte und ihre Gesetze mögen bei den Verrichtungen der lebenden Organe noch in Wirkung seyn, die wir nicht einmahl ahnen und zu deren Erkennung uns unendlich mehr Sinne, als wir haben, und von unendlicher Feinheit verliehen seyn müßten! Alle diese zu einer solchen abstrakten Erforschung nothwendigen Er- fordernisse, alle jene festen Punkte und Mittelglieder fehlen dem Sterblichen gänz- lich -- und es ist Miskenntniß der mensch- lichen Fähigkeiten und Verkennung der Erfordernisse zum Heilgeschäfte, wenn der Arzt die Ergrübelung solcher Dinge für nöthig ausgiebt, deren Kenntniß ihm so unnöthig ist, als unfähig er zu ihrer Er- forschung geschaffen ward. heit im Heiligthume jener verborgnen Werkstätte knüpfte. Alles was die Men- schenkinder vom thierischen Magnetism, Galvanism, Elektricität, Anziehungs- und Abstoßungskraft, Erdmagnetism, Wär- mestoff, Gaslehre und von der übrigen Che- mie und Physik etwa aufgefaßt haben, reicht bei weitem nicht hin zur aufschlie- ßenden, deutlichen und fruchtbringenden Erklärung auch nur der mindesten Funktion im lebenden, gesunden oder kran- ken Organism. Welche unzähligen, un- bekannten Kräfte und ihre Gesetze mögen bei den Verrichtungen der lebenden Organe noch in Wirkung seyn, die wir nicht einmahl ahnen und zu deren Erkennung uns unendlich mehr Sinne, als wir haben, und von unendlicher Feinheit verliehen seyn müßten! Alle diese zu einer solchen abstrakten Erforschung nothwendigen Er- fordernisse, alle jene festen Punkte und Mittelglieder fehlen dem Sterblichen gänz- lich — und es ist Miskenntniß der mensch- lichen Fähigkeiten und Verkennung der Erfordernisse zum Heilgeschäfte, wenn der Arzt die Ergrübelung solcher Dinge für nöthig ausgiebt, deren Kenntniß ihm so unnöthig ist, als unfähig er zu ihrer Er- forschung geschaffen ward. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note place="end"><pb facs="#f0071" n="15"/> heit im Heiligthume jener verborgnen<lb/> Werkstätte knüpfte. Alles was die Men-<lb/> schenkinder vom thierischen Magnetism,<lb/> Galvanism, Elektricität, Anziehungs- und<lb/> Abstoßungskraft, Erdmagnetism, Wär-<lb/> mestoff, Gaslehre und von der übrigen Che-<lb/> mie und Physik etwa aufgefaßt haben,<lb/> reicht bei weitem nicht hin zur aufschlie-<lb/> ßenden, deutlichen und fruchtbringenden<lb/> Erklärung auch nur <hi rendition="#g">der mindesten</hi><lb/> Funktion im lebenden, gesunden oder kran-<lb/> ken Organism. Welche unzähligen, un-<lb/> bekannten Kräfte und ihre Gesetze mögen<lb/> bei den Verrichtungen der lebenden Organe<lb/> noch in Wirkung seyn, die wir nicht<lb/> einmahl ahnen und zu deren Erkennung<lb/> uns unendlich mehr Sinne, als wir haben,<lb/> und von unendlicher Feinheit verliehen<lb/> seyn müßten! Alle diese zu einer solchen<lb/> abstrakten Erforschung nothwendigen Er-<lb/> fordernisse, alle jene festen Punkte und<lb/> Mittelglieder fehlen dem Sterblichen gänz-<lb/> lich — und es ist Miskenntniß der mensch-<lb/> lichen Fähigkeiten und Verkennung der<lb/> Erfordernisse zum Heilgeschäfte, wenn der<lb/> Arzt die Ergrübelung solcher Dinge für<lb/> nöthig ausgiebt, deren Kenntniß ihm so<lb/> unnöthig ist, als unfähig er zu ihrer Er-<lb/> forschung geschaffen ward.<lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0071]
heit im Heiligthume jener verborgnen
Werkstätte knüpfte. Alles was die Men-
schenkinder vom thierischen Magnetism,
Galvanism, Elektricität, Anziehungs- und
Abstoßungskraft, Erdmagnetism, Wär-
mestoff, Gaslehre und von der übrigen Che-
mie und Physik etwa aufgefaßt haben,
reicht bei weitem nicht hin zur aufschlie-
ßenden, deutlichen und fruchtbringenden
Erklärung auch nur der mindesten
Funktion im lebenden, gesunden oder kran-
ken Organism. Welche unzähligen, un-
bekannten Kräfte und ihre Gesetze mögen
bei den Verrichtungen der lebenden Organe
noch in Wirkung seyn, die wir nicht
einmahl ahnen und zu deren Erkennung
uns unendlich mehr Sinne, als wir haben,
und von unendlicher Feinheit verliehen
seyn müßten! Alle diese zu einer solchen
abstrakten Erforschung nothwendigen Er-
fordernisse, alle jene festen Punkte und
Mittelglieder fehlen dem Sterblichen gänz-
lich — und es ist Miskenntniß der mensch-
lichen Fähigkeiten und Verkennung der
Erfordernisse zum Heilgeschäfte, wenn der
Arzt die Ergrübelung solcher Dinge für
nöthig ausgiebt, deren Kenntniß ihm so
unnöthig ist, als unfähig er zu ihrer Er-
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Zitationshilfe: | Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/71>, abgerufen am 26.07.2024. |