dadurch vermehrten Schmerz nicht, da er weiß, daß er hiemit in kurzer Zeit die ver- brannte Stelle zur gesunden, schmerzlosen Haut wieder herstellen kann; -- andre verständige Nichtärzte legen auf die ver- brannte Stelle ein ähnliches, Brennen er- zeugendes Mittel, starken Weingeist oder Terbenthinöl, und stellen sich binnen ein Paar Stunden damit wieder her, während die kühlenden Salben, wie sie wissen, dieß in eben so viel Monaten oft nicht ausrich- ten. -- Der alte kluge Schnitter wird, wenn er auch sonst keinen Brantwein trinkt, doch in dem Falle, wenn er in der Sommergluth sich bis zum hitzigen Fieber angestrengt hat, nicht kaltes Wasser (con- traria contrariis) trinken (er kennt das Nach- theilige dieses palliativen Verfahrens), son- dern einen mäßigen Schluck Branntwein; die Lehrerin der Wahrheit, Erfahrung, über- zeugte ihn von dem Vorzuge dieses homöo- pathischen Verfahrens.
Ia es gab sogar von Zeit zu Zeit Aerzte, welche ahneten, daß die Arzneien durch ihre Kraft, analoge Symptomen zu erregen, analoge Krankheitszustände heilen. So sagt Hippokrates, oder der Verfasser des Buchs peri topon ton kat anthropon (Basil. Frob. 1538. S. 72.) die merkwürdigen Worte: dia ta omoia
dadurch vermehrten Schmerz nicht, da er weiß, daß er hiemit in kurzer Zeit die ver- brannte Stelle zur gesunden, schmerzlosen Haut wieder herstellen kann; — andre verständige Nichtärzte legen auf die ver- brannte Stelle ein ähnliches, Brennen er- zeugendes Mittel, starken Weingeist oder Terbenthinöl, und stellen sich binnen ein Paar Stunden damit wieder her, während die kühlenden Salben, wie sie wissen, dieß in eben so viel Monaten oft nicht ausrich- ten. — Der alte kluge Schnitter wird, wenn er auch sonst keinen Brantwein trinkt, doch in dem Falle, wenn er in der Sommergluth sich bis zum hitzigen Fieber angestrengt hat, nicht kaltes Wasser (con- traria contrariis) trinken (er kennt das Nach- theilige dieses palliativen Verfahrens), son- dern einen mäßigen Schluck Branntwein; die Lehrerin der Wahrheit, Erfahrung, über- zeugte ihn von dem Vorzuge dieses homöo- pathischen Verfahrens.
Ia es gab sogar von Zeit zu Zeit Aerzte, welche ahneten, daß die Arzneien durch ihre Kraft, analoge Symptomen zu erregen, analoge Krankheitszustände heilen. So sagt Hippokrates, oder der Verfasser des Buchs πεϱὶ τόπων τὥν κὰτ̕ ἄνϑϱωπον (Basil. Frob. 1538. S. 72.) die merkwürdigen Worte: διὰ τὰ ὅμοια
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[XLVII/0055]
dadurch vermehrten Schmerz nicht, da er
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Haut wieder herstellen kann; — andre
verständige Nichtärzte legen auf die ver-
brannte Stelle ein ähnliches, Brennen er-
zeugendes Mittel, starken Weingeist oder
Terbenthinöl, und stellen sich binnen ein
Paar Stunden damit wieder her, während
die kühlenden Salben, wie sie wissen, dieß
in eben so viel Monaten oft nicht ausrich-
ten. — Der alte kluge Schnitter wird,
wenn er auch sonst keinen Brantwein
trinkt, doch in dem Falle, wenn er in der
Sommergluth sich bis zum hitzigen Fieber
angestrengt hat, nicht kaltes Wasser (con-
traria contrariis) trinken (er kennt das Nach-
theilige dieses palliativen Verfahrens), son-
dern einen mäßigen Schluck Branntwein;
die Lehrerin der Wahrheit, Erfahrung, über-
zeugte ihn von dem Vorzuge dieses homöo-
pathischen Verfahrens.
Ia es gab sogar von Zeit zu Zeit Aerzte,
welche ahneten, daß die Arzneien durch
ihre Kraft, analoge Symptomen zu erregen,
analoge Krankheitszustände heilen. So sagt
Hippokrates, oder der Verfasser des Buchs
πεϱὶ τόπων τὥν κὰτ̕ ἄνϑϱωπον (Basil. Frob. 1538.
S. 72.) die merkwürdigen Worte: διὰ τὰ ὅμοια
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Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. XLVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/55>, abgerufen am 22.11.2024.
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