Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Seite hervortritt, sollte jeder bestrebt sein, dieselbe nicht noch durch Nichtbeachtung jeglicher Anstandsregel, durch Verachtung alles dessen, was der gute Ton vorschreibt, in helleres Licht zu setzen. Daß der gebildete Mensch immer tadellos sauber und gut angezogen zu erscheinen hat - auch wenn er ganz allein ist! - versteht sich von selbst; in ganz besonderer Weise gilt dies aber bei allen Mahlzeiten. Sich vor Tisch die Hände zu waschen und wären sie auch noch so rein, sich nochmals das Haar glatt zu streichen und das bequeme Hausjackett mit einem besseren Rock zu vertauschen, ist unbedingt erforderlich, ebenso, wie es sich gehört, Manschetten und Kragen bei Tisch zu tragen, wenn man ja das eine oder andre dieser "unbequemen und überflüssigen" Kleidungsstücke abgelegt hatte. Ebenso aber, wie der Mensch muß auch der Tisch und alles, was auf ihm steht, tadellos sauber sein. Auf einem fleckenlosen Tischtuch, mit glänzend rein geputztem Besteck und von spiegelnden Tellern gegessen, schmeckt das einfachste Essen doppelt so gut; das Gegenteil von nur einer dieser Bedingungen aber kann die luxuriöseste Mahlzeit gründlich verderben. Beim Decken und Herrichten eines Eßtisches ist die erste Bedingung, daß derselbe Seite hervortritt, sollte jeder bestrebt sein, dieselbe nicht noch durch Nichtbeachtung jeglicher Anstandsregel, durch Verachtung alles dessen, was der gute Ton vorschreibt, in helleres Licht zu setzen. Daß der gebildete Mensch immer tadellos sauber und gut angezogen zu erscheinen hat – auch wenn er ganz allein ist! – versteht sich von selbst; in ganz besonderer Weise gilt dies aber bei allen Mahlzeiten. Sich vor Tisch die Hände zu waschen und wären sie auch noch so rein, sich nochmals das Haar glatt zu streichen und das bequeme Hausjackett mit einem besseren Rock zu vertauschen, ist unbedingt erforderlich, ebenso, wie es sich gehört, Manschetten und Kragen bei Tisch zu tragen, wenn man ja das eine oder andre dieser „unbequemen und überflüssigen“ Kleidungsstücke abgelegt hatte. Ebenso aber, wie der Mensch muß auch der Tisch und alles, was auf ihm steht, tadellos sauber sein. Auf einem fleckenlosen Tischtuch, mit glänzend rein geputztem Besteck und von spiegelnden Tellern gegessen, schmeckt das einfachste Essen doppelt so gut; das Gegenteil von nur einer dieser Bedingungen aber kann die luxuriöseste Mahlzeit gründlich verderben. Beim Decken und Herrichten eines Eßtisches ist die erste Bedingung, daß derselbe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="75"/> Seite hervortritt, sollte jeder bestrebt sein, dieselbe nicht noch durch Nichtbeachtung jeglicher Anstandsregel, durch Verachtung alles dessen, was der gute Ton vorschreibt, in helleres Licht zu setzen.</p> <p>Daß der gebildete Mensch immer tadellos <hi rendition="#g">sauber und gut angezogen</hi> zu erscheinen hat – auch wenn er ganz allein ist! – versteht sich von selbst; in ganz besonderer Weise gilt dies aber bei allen Mahlzeiten. Sich vor Tisch die Hände zu waschen und wären sie auch noch so rein, sich nochmals das Haar glatt zu streichen und das bequeme Hausjackett mit einem besseren Rock zu vertauschen, ist unbedingt erforderlich, ebenso, wie es sich gehört, Manschetten und Kragen bei Tisch zu tragen, wenn man ja das eine oder andre dieser „unbequemen und überflüssigen“ Kleidungsstücke abgelegt hatte. Ebenso aber, wie der Mensch muß auch der Tisch und alles, was auf ihm steht, tadellos sauber sein. Auf einem fleckenlosen Tischtuch, mit glänzend rein geputztem Besteck und von spiegelnden Tellern gegessen, schmeckt das einfachste Essen doppelt so gut; das Gegenteil von nur einer dieser Bedingungen aber kann die luxuriöseste Mahlzeit gründlich verderben.</p> <p>Beim <hi rendition="#g">Decken und Herrichten eines Eßtisches</hi> ist die erste Bedingung, daß derselbe </p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0085]
Seite hervortritt, sollte jeder bestrebt sein, dieselbe nicht noch durch Nichtbeachtung jeglicher Anstandsregel, durch Verachtung alles dessen, was der gute Ton vorschreibt, in helleres Licht zu setzen.
Daß der gebildete Mensch immer tadellos sauber und gut angezogen zu erscheinen hat – auch wenn er ganz allein ist! – versteht sich von selbst; in ganz besonderer Weise gilt dies aber bei allen Mahlzeiten. Sich vor Tisch die Hände zu waschen und wären sie auch noch so rein, sich nochmals das Haar glatt zu streichen und das bequeme Hausjackett mit einem besseren Rock zu vertauschen, ist unbedingt erforderlich, ebenso, wie es sich gehört, Manschetten und Kragen bei Tisch zu tragen, wenn man ja das eine oder andre dieser „unbequemen und überflüssigen“ Kleidungsstücke abgelegt hatte. Ebenso aber, wie der Mensch muß auch der Tisch und alles, was auf ihm steht, tadellos sauber sein. Auf einem fleckenlosen Tischtuch, mit glänzend rein geputztem Besteck und von spiegelnden Tellern gegessen, schmeckt das einfachste Essen doppelt so gut; das Gegenteil von nur einer dieser Bedingungen aber kann die luxuriöseste Mahlzeit gründlich verderben.
Beim Decken und Herrichten eines Eßtisches ist die erste Bedingung, daß derselbe
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