Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.gerade im Gegensatz etwas ausgiebig "gefrühstückt" haben, und dies berührt den andern oft genug sehr peinlich. Man kann und sollte dies aber stets vermeiden, indem man kurz vorher etwas ißt, oder Cachou oder sogenannte Rauchpillen in einem kleinen Döschen bei sich führt, von denen man, womöglich erst gerade ehe man an der Vorsaalthür klingelt, etwas in den Mund nimmt. Ungehörig ist es ebenfalls, vor Besuchen zu rauchen; man merkt auch dies stets am Hauch und an den Kleidern, in welchen man den widerlichen Tabaksgeruch in den Salon der Dame des Hauses bringt. Ist man endlich, so vorbereitet, bis vor die Thür des zu Besuchenden gelangt, so klingle man ordentlich und nicht zu bescheiden, daß es vielleicht gar nicht gehört wird und man vergeblich lange auf das Öffnen warten muß. Ein zu starkes Reißen an dem Glockenzug oder allzulanges Drücken auf die elektrische Klingel ist natürlich auch unpassend. Wird auf das erste Mal nicht geöffnet, so wiederhole man das Klingeln; mehr als zweimal aber seinen Wunsch, eingelassen zu werden, kund zu geben, ist vom Übel. Wird nicht geöffnet, so schiebt man seine Karte in den Briefkasten; ist ein solcher nicht vorhanden, so muß man sich eben bescheiden gerade im Gegensatz etwas ausgiebig „gefrühstückt“ haben, und dies berührt den andern oft genug sehr peinlich. Man kann und sollte dies aber stets vermeiden, indem man kurz vorher etwas ißt, oder Cachou oder sogenannte Rauchpillen in einem kleinen Döschen bei sich führt, von denen man, womöglich erst gerade ehe man an der Vorsaalthür klingelt, etwas in den Mund nimmt. Ungehörig ist es ebenfalls, vor Besuchen zu rauchen; man merkt auch dies stets am Hauch und an den Kleidern, in welchen man den widerlichen Tabaksgeruch in den Salon der Dame des Hauses bringt. Ist man endlich, so vorbereitet, bis vor die Thür des zu Besuchenden gelangt, so klingle man ordentlich und nicht zu bescheiden, daß es vielleicht gar nicht gehört wird und man vergeblich lange auf das Öffnen warten muß. Ein zu starkes Reißen an dem Glockenzug oder allzulanges Drücken auf die elektrische Klingel ist natürlich auch unpassend. Wird auf das erste Mal nicht geöffnet, so wiederhole man das Klingeln; mehr als zweimal aber seinen Wunsch, eingelassen zu werden, kund zu geben, ist vom Übel. Wird nicht geöffnet, so schiebt man seine Karte in den Briefkasten; ist ein solcher nicht vorhanden, so muß man sich eben bescheiden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="14"/> gerade im Gegensatz etwas ausgiebig „gefrühstückt“ haben, und dies berührt den andern oft genug sehr peinlich. Man kann und sollte dies aber stets vermeiden, indem man kurz vorher etwas ißt, oder Cachou oder sogenannte Rauchpillen in einem kleinen Döschen bei sich führt, von denen man, womöglich erst gerade ehe man an der Vorsaalthür klingelt, etwas in den Mund nimmt. Ungehörig ist es ebenfalls, vor Besuchen zu rauchen; man merkt auch dies stets am Hauch und an den Kleidern, in welchen man den widerlichen Tabaksgeruch in den Salon der Dame des Hauses bringt.</p> <p>Ist man endlich, so vorbereitet, bis vor die Thür des zu Besuchenden gelangt, <hi rendition="#g">so klingle man ordentlich</hi> und nicht zu bescheiden, daß es vielleicht gar nicht gehört wird und man vergeblich lange auf das Öffnen warten muß. Ein zu starkes Reißen an dem Glockenzug oder allzulanges Drücken auf die elektrische Klingel ist natürlich auch unpassend. Wird auf das erste Mal nicht geöffnet, so wiederhole man das Klingeln; mehr als zweimal aber seinen Wunsch, eingelassen zu werden, kund zu geben, ist vom Übel. Wird nicht geöffnet, so schiebt man seine Karte in den Briefkasten; ist ein solcher nicht vorhanden, so muß man sich eben bescheiden </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0024]
gerade im Gegensatz etwas ausgiebig „gefrühstückt“ haben, und dies berührt den andern oft genug sehr peinlich. Man kann und sollte dies aber stets vermeiden, indem man kurz vorher etwas ißt, oder Cachou oder sogenannte Rauchpillen in einem kleinen Döschen bei sich führt, von denen man, womöglich erst gerade ehe man an der Vorsaalthür klingelt, etwas in den Mund nimmt. Ungehörig ist es ebenfalls, vor Besuchen zu rauchen; man merkt auch dies stets am Hauch und an den Kleidern, in welchen man den widerlichen Tabaksgeruch in den Salon der Dame des Hauses bringt.
Ist man endlich, so vorbereitet, bis vor die Thür des zu Besuchenden gelangt, so klingle man ordentlich und nicht zu bescheiden, daß es vielleicht gar nicht gehört wird und man vergeblich lange auf das Öffnen warten muß. Ein zu starkes Reißen an dem Glockenzug oder allzulanges Drücken auf die elektrische Klingel ist natürlich auch unpassend. Wird auf das erste Mal nicht geöffnet, so wiederhole man das Klingeln; mehr als zweimal aber seinen Wunsch, eingelassen zu werden, kund zu geben, ist vom Übel. Wird nicht geöffnet, so schiebt man seine Karte in den Briefkasten; ist ein solcher nicht vorhanden, so muß man sich eben bescheiden
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