Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.das allgemeine Aufsehen aber auch nicht dadurch herausfordern, daß er in irgend welcher Art übertrieben erscheint. Dies gilt in besonderer Weise von der Kleidung. Es kann nicht von jedem gefordert werden, daß er stets in neuen, der herrschenden Mode entsprechenden Kleidern herumgeht; das kann man aber von jedem verlangen, daß er Sorge trägt, sich nicht in schmutzigem oder zerrissenem oder abgetragenem Anzug zu zeigen. Es gehört durchaus nicht zum guten Ton, jede Laune der Mode mitzumachen oder gar als erster mit einer neuen auf dem Platz zu erscheinen. Das fordert geradezu heraus, von dem Äußern auf das Innere des Menschen zu schließen, denn wer an solchen Thorheiten wie sie heutzutage der seichte Witz irgend welches maßgebenden Modegecken zeitigt, Gefallen findet, muß selber ein Geck sein, dem die Bewunderung seines äußeren Menschen über alles geht, der darf es dann aber auch nicht übel nehmen, wenn man ihm irgend welches andre Interesse, als für seine eigne, unwiderstehliche Person nicht zutraut. Wer in der Lage ist, sich für seinen Anzug besondere Ausgaben erlauben zu können, soll, solange er jung ist, sicher in gewisser Weise die Mode mitmachen, sofern sie sich in den hergebrachten das allgemeine Aufsehen aber auch nicht dadurch herausfordern, daß er in irgend welcher Art übertrieben erscheint. Dies gilt in besonderer Weise von der Kleidung. Es kann nicht von jedem gefordert werden, daß er stets in neuen, der herrschenden Mode entsprechenden Kleidern herumgeht; das kann man aber von jedem verlangen, daß er Sorge trägt, sich nicht in schmutzigem oder zerrissenem oder abgetragenem Anzug zu zeigen. Es gehört durchaus nicht zum guten Ton, jede Laune der Mode mitzumachen oder gar als erster mit einer neuen auf dem Platz zu erscheinen. Das fordert geradezu heraus, von dem Äußern auf das Innere des Menschen zu schließen, denn wer an solchen Thorheiten wie sie heutzutage der seichte Witz irgend welches maßgebenden Modegecken zeitigt, Gefallen findet, muß selber ein Geck sein, dem die Bewunderung seines äußeren Menschen über alles geht, der darf es dann aber auch nicht übel nehmen, wenn man ihm irgend welches andre Interesse, als für seine eigne, unwiderstehliche Person nicht zutraut. Wer in der Lage ist, sich für seinen Anzug besondere Ausgaben erlauben zu können, soll, solange er jung ist, sicher in gewisser Weise die Mode mitmachen, sofern sie sich in den hergebrachten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="154"/> das allgemeine Aufsehen aber auch nicht dadurch herausfordern, daß er in irgend welcher Art übertrieben erscheint. Dies gilt in besonderer Weise von der Kleidung. Es kann nicht von jedem gefordert werden, daß er stets in neuen, der herrschenden Mode entsprechenden Kleidern herumgeht; <hi rendition="#g">das</hi> kann man aber von jedem verlangen, daß er Sorge trägt, sich nicht in schmutzigem oder zerrissenem oder abgetragenem Anzug zu zeigen. Es gehört durchaus nicht zum guten Ton, jede Laune der Mode mitzumachen oder gar als erster mit einer neuen auf dem Platz zu erscheinen. Das fordert geradezu heraus, von dem Äußern auf das Innere des Menschen zu schließen, denn wer an solchen Thorheiten wie sie heutzutage der seichte Witz irgend welches maßgebenden Modegecken zeitigt, Gefallen findet, muß selber ein Geck sein, dem die Bewunderung seines äußeren Menschen über alles geht, der darf es dann aber auch nicht übel nehmen, wenn man ihm irgend welches andre Interesse, als für seine eigne, unwiderstehliche Person nicht zutraut. Wer in der Lage ist, sich für seinen Anzug besondere Ausgaben erlauben zu können, soll, solange er jung ist, sicher in gewisser Weise die Mode mitmachen, sofern sie sich in den hergebrachten </p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0164]
das allgemeine Aufsehen aber auch nicht dadurch herausfordern, daß er in irgend welcher Art übertrieben erscheint. Dies gilt in besonderer Weise von der Kleidung. Es kann nicht von jedem gefordert werden, daß er stets in neuen, der herrschenden Mode entsprechenden Kleidern herumgeht; das kann man aber von jedem verlangen, daß er Sorge trägt, sich nicht in schmutzigem oder zerrissenem oder abgetragenem Anzug zu zeigen. Es gehört durchaus nicht zum guten Ton, jede Laune der Mode mitzumachen oder gar als erster mit einer neuen auf dem Platz zu erscheinen. Das fordert geradezu heraus, von dem Äußern auf das Innere des Menschen zu schließen, denn wer an solchen Thorheiten wie sie heutzutage der seichte Witz irgend welches maßgebenden Modegecken zeitigt, Gefallen findet, muß selber ein Geck sein, dem die Bewunderung seines äußeren Menschen über alles geht, der darf es dann aber auch nicht übel nehmen, wenn man ihm irgend welches andre Interesse, als für seine eigne, unwiderstehliche Person nicht zutraut. Wer in der Lage ist, sich für seinen Anzug besondere Ausgaben erlauben zu können, soll, solange er jung ist, sicher in gewisser Weise die Mode mitmachen, sofern sie sich in den hergebrachten
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