Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Als Fontana auf die Universität abgieng, starb der unglückliche Mann des verfehlten, "verramschten" Lebens.

Franz war während seiner Gymnasialzeit, also in einer Periode, in welcher die sich vorbereitende Pubertät den ganzen Organismus, insonderheit das Nervensystem derart verändert, daß unbedingteste Ruhe, die am allerwenigsten durch widernatürliche Excesse sexueller Natur gestört werden darf, Hauptbedingung zur ungestörten, vollen Entwicklung ist, einer gewissen gymnasialen Jugendkrankheit bis zu einem Grade ergeben gewesen, der nur mehr pathologisch näher bestimmt werden konnte. Diesen Eindruck mußte jeder medicinisch oder psychologisch gebildete Mensch sofort gewinnen. Natürlich leugnete er mit einer widerlich-unschuldigen Frechheit. Als er in vernünftigere Bahnen einlenken wollte, war er zu depraviert, um an dem an sich unbedeutenden Geschlechtsgenusse die Befriedigung zu finden, welche eine leidenschaftliche Jugend verlangt. Seine Nerven kannten das Weib nicht mehr. Und er tappte fort in der alten Suhle, um sich höchstens dann und wann im Schlamme der Prostitution einige Enttäuschungen zu holen.

So krystallisierte sich der echte "Gefühlsschuft" heraus.

Als Fontana auf die Universität abgieng, starb der unglückliche Mann des verfehlten, „verramschten“ Lebens.

Franz war während seiner Gymnasialzeit, also in einer Periode, in welcher die sich vorbereitende Pubertät den ganzen Organismus, insonderheit das Nervensystem derart verändert, daß unbedingteste Ruhe, die am allerwenigsten durch widernatürliche Excesse sexueller Natur gestört werden darf, Hauptbedingung zur ungestörten, vollen Entwicklung ist, einer gewissen gymnasialen Jugendkrankheit bis zu einem Grade ergeben gewesen, der nur mehr pathologisch näher bestimmt werden konnte. Diesen Eindruck mußte jeder medicinisch oder psychologisch gebildete Mensch sofort gewinnen. Natürlich leugnete er mit einer widerlich-unschuldigen Frechheit. Als er in vernünftigere Bahnen einlenken wollte, war er zu depraviert, um an dem an sich unbedeutenden Geschlechtsgenusse die Befriedigung zu finden, welche eine leidenschaftliche Jugend verlangt. Seine Nerven kannten das Weib nicht mehr. Und er tappte fort in der alten Suhle, um sich höchstens dann und wann im Schlamme der Prostitution einige Enttäuschungen zu holen.

So krystallisierte sich der echte „Gefühlsschuft“ heraus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0034" n="36"/>
Als Fontana auf die Universität abgieng, starb der unglückliche Mann des verfehlten, &#x201E;verramschten&#x201C; Lebens.</p>
          <p>Franz war während seiner Gymnasialzeit, also in einer Periode, in welcher die sich vorbereitende Pubertät den ganzen Organismus, insonderheit das Nervensystem derart verändert, daß unbedingteste Ruhe, die am allerwenigsten durch widernatürliche Excesse sexueller Natur gestört werden darf, Hauptbedingung zur ungestörten, vollen Entwicklung ist, einer gewissen gymnasialen Jugendkrankheit bis zu einem Grade ergeben gewesen, der nur mehr pathologisch näher bestimmt werden konnte. Diesen Eindruck mußte jeder medicinisch oder psychologisch gebildete Mensch sofort gewinnen. Natürlich leugnete er mit einer widerlich-unschuldigen Frechheit. Als er in vernünftigere Bahnen einlenken wollte, war er zu depraviert, um an dem an sich unbedeutenden Geschlechtsgenusse die Befriedigung zu finden, welche eine leidenschaftliche Jugend verlangt. Seine Nerven kannten das Weib nicht mehr. Und er tappte fort in der alten Suhle, um sich höchstens dann und wann im Schlamme der Prostitution einige Enttäuschungen zu holen.</p>
          <p>So krystallisierte sich der echte &#x201E;Gefühlsschuft&#x201C; heraus.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0034] Als Fontana auf die Universität abgieng, starb der unglückliche Mann des verfehlten, „verramschten“ Lebens. Franz war während seiner Gymnasialzeit, also in einer Periode, in welcher die sich vorbereitende Pubertät den ganzen Organismus, insonderheit das Nervensystem derart verändert, daß unbedingteste Ruhe, die am allerwenigsten durch widernatürliche Excesse sexueller Natur gestört werden darf, Hauptbedingung zur ungestörten, vollen Entwicklung ist, einer gewissen gymnasialen Jugendkrankheit bis zu einem Grade ergeben gewesen, der nur mehr pathologisch näher bestimmt werden konnte. Diesen Eindruck mußte jeder medicinisch oder psychologisch gebildete Mensch sofort gewinnen. Natürlich leugnete er mit einer widerlich-unschuldigen Frechheit. Als er in vernünftigere Bahnen einlenken wollte, war er zu depraviert, um an dem an sich unbedeutenden Geschlechtsgenusse die Befriedigung zu finden, welche eine leidenschaftliche Jugend verlangt. Seine Nerven kannten das Weib nicht mehr. Und er tappte fort in der alten Suhle, um sich höchstens dann und wann im Schlamme der Prostitution einige Enttäuschungen zu holen. So krystallisierte sich der echte „Gefühlsschuft“ heraus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/34
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/34>, abgerufen am 28.03.2024.