Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zeit läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles aus ihr.

Auch Gott läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles von ihm.

Die Zeit hat drei Abschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche zwei Dichtungen mit einem Ausgangs- und Mittelpunkt haben.

Vor Gott ist aber keine Zeit.

Nachdem die Materialisten, welche vorgeben, an keinen Gott zu glauben, diesem Gott, den ihre Anhänger in der weitaus größten Mehrzahl doch noch haben, weil sie fürchten, zwei praedicabilia a priori nahmen - die praedicabilia um ihn zu begreifen - nahmen sie dem einen praedicabile seine selbsteigenen praedicabilia.

Denn die Zeit ist heute der Gott.

Daher sprechen sie immer von Zeitgöttern.

Die Zeit als Begriff bleibt immer Zeit.

Der Begriff "Gott" bleibt aber nicht derselbe.

Daher liegt er nicht allein in der Zeit.

qu. e. d.

5.

Knut saß an dem runden Tische in der Mitte seines Zimmers und wartete. Der Tag verflackerte

Die Zeit läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles aus ihr.

Auch Gott läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles von ihm.

Die Zeit hat drei Abschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche zwei Dichtungen mit einem Ausgangs- und Mittelpunkt haben.

Vor Gott ist aber keine Zeit.

Nachdem die Materialisten, welche vorgeben, an keinen Gott zu glauben, diesem Gott, den ihre Anhänger in der weitaus größten Mehrzahl doch noch haben, weil sie fürchten, zwei praedicabilia a priori nahmen – die praedicabilia um ihn zu begreifen – nahmen sie dem einen praedicabile seine selbsteigenen praedicabilia.

Denn die Zeit ist heute der Gott.

Daher sprechen sie immer von Zeitgöttern.

Die Zeit als Begriff bleibt immer Zeit.

Der Begriff „Gott“ bleibt aber nicht derselbe.

Daher liegt er nicht allein in der Zeit.

qu. e. d.

5.

Knut saß an dem runden Tische in der Mitte seines Zimmers und wartete. Der Tag verflackerte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0011" n="13"/>
Die Zeit läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles aus ihr.</p>
          <p>Auch Gott läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles von ihm.</p>
          <p>Die Zeit hat drei Abschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche zwei Dichtungen mit einem Ausgangs- und Mittelpunkt haben.</p>
          <p>Vor Gott ist aber keine Zeit.</p>
          <p>Nachdem die Materialisten, welche vorgeben, an keinen Gott zu glauben, diesem Gott, den ihre Anhänger in der weitaus größten Mehrzahl doch noch haben, weil sie fürchten, zwei <hi rendition="#g">praedicabilia a priori</hi> nahmen &#x2013; die <hi rendition="#g">praedicabilia</hi> um ihn zu begreifen &#x2013; nahmen sie dem einen <hi rendition="#g">praedicabile</hi> seine selbsteigenen <hi rendition="#g">praedicabilia</hi>.</p>
          <p>Denn die Zeit ist heute der Gott.</p>
          <p>Daher sprechen sie immer von Zeitgöttern.</p>
          <p>Die Zeit als Begriff bleibt immer Zeit.</p>
          <p>Der Begriff &#x201E;Gott&#x201C; bleibt aber nicht derselbe.</p>
          <p>Daher liegt er nicht allein in der Zeit.</p>
          <p>qu. e. d.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>5.</head><lb/>
          <p>Knut saß an dem runden Tische in der Mitte seines Zimmers und wartete. Der Tag verflackerte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0011] Die Zeit läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles aus ihr. Auch Gott läßt sich nicht wegdenken, jedoch alles von ihm. Die Zeit hat drei Abschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, welche zwei Dichtungen mit einem Ausgangs- und Mittelpunkt haben. Vor Gott ist aber keine Zeit. Nachdem die Materialisten, welche vorgeben, an keinen Gott zu glauben, diesem Gott, den ihre Anhänger in der weitaus größten Mehrzahl doch noch haben, weil sie fürchten, zwei praedicabilia a priori nahmen – die praedicabilia um ihn zu begreifen – nahmen sie dem einen praedicabile seine selbsteigenen praedicabilia. Denn die Zeit ist heute der Gott. Daher sprechen sie immer von Zeitgöttern. Die Zeit als Begriff bleibt immer Zeit. Der Begriff „Gott“ bleibt aber nicht derselbe. Daher liegt er nicht allein in der Zeit. qu. e. d. 5. Knut saß an dem runden Tische in der Mitte seines Zimmers und wartete. Der Tag verflackerte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/11
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/11>, abgerufen am 24.11.2024.