Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 3. Hamburg, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie munter sind Schäfer und Herde!
Wie lieblich beblümt sich die Erde!
Wie lebhaft ist itzo die Welt!
Die Tauben verdoppeln die Küsse,
Der Entrich besuchet die Flüsse,
Der lustige Sperling sein Feld.
Wie gleichet doch Zephyr der Floren!
Sie haben sich weislich erkohren,
Sie wählen den Wechsel zur Pflicht.
Er flattert um Sprossen und Garben;
Sie liebet unzählige Farben;
Und Eifersucht trennet sie nicht.
Nun heben sich Binsen und Keime,
Nun kleiden die Blätter die Bäume,
Nun schwindet des Winters Gestalt;
Nun rauschen lebendige Quellen
Und tränken mit spielenden Wellen
Die Triften, den Anger, den Wald.
Wie buhlerisch, wie so gelinde
Erwärmen die westlichen Winde
Das Ufer, den Hügel, die Gruft!
Die jugendlich scherzende Liebe
Empfindet die Reizung der Triebe,
Empfindet die schmeichelnde Luft.
Nun stellt sich die Dorfschaft in Reihen,
Nun rufen euch eure Schallmeyen,
Jhr stampfenden Tänzer, hervor.
Jhr springet auf grünender Wiese,
Der Bauerknecht hebet die Liese,
Jn hurtiger Wendung, empor.
C 3
Wie munter ſind Schaͤfer und Herde!
Wie lieblich bebluͤmt ſich die Erde!
Wie lebhaft iſt itzo die Welt!
Die Tauben verdoppeln die Kuͤſſe,
Der Entrich beſuchet die Fluͤſſe,
Der luſtige Sperling ſein Feld.
Wie gleichet doch Zephyr der Floren!
Sie haben ſich weislich erkohren,
Sie waͤhlen den Wechſel zur Pflicht.
Er flattert um Sproſſen und Garben;
Sie liebet unzaͤhlige Farben;
Und Eiferſucht trennet ſie nicht.
Nun heben ſich Binſen und Keime,
Nun kleiden die Blaͤtter die Baͤume,
Nun ſchwindet des Winters Geſtalt;
Nun rauſchen lebendige Quellen
Und traͤnken mit ſpielenden Wellen
Die Triften, den Anger, den Wald.
Wie buhleriſch, wie ſo gelinde
Erwaͤrmen die weſtlichen Winde
Das Ufer, den Huͤgel, die Gruft!
Die jugendlich ſcherzende Liebe
Empfindet die Reizung der Triebe,
Empfindet die ſchmeichelnde Luft.
Nun ſtellt ſich die Dorfſchaft in Reihen,
Nun rufen euch eure Schallmeyen,
Jhr ſtampfenden Taͤnzer, hervor.
Jhr ſpringet auf gruͤnender Wieſe,
Der Bauerknecht hebet die Lieſe,
Jn hurtiger Wendung, empor.
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0035" n="21"/>
          <lg n="2">
            <l>Wie munter &#x017F;ind Scha&#x0364;fer und Herde!</l><lb/>
            <l>Wie lieblich beblu&#x0364;mt &#x017F;ich die Erde!</l><lb/>
            <l>Wie lebhaft i&#x017F;t itzo die Welt!</l><lb/>
            <l>Die Tauben verdoppeln die Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Der Entrich be&#x017F;uchet die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Der lu&#x017F;tige Sperling &#x017F;ein Feld.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Wie gleichet doch Zephyr der Floren!</l><lb/>
            <l>Sie haben &#x017F;ich weislich erkohren,</l><lb/>
            <l>Sie wa&#x0364;hlen den Wech&#x017F;el zur Pflicht.</l><lb/>
            <l>Er flattert um Spro&#x017F;&#x017F;en und Garben;</l><lb/>
            <l>Sie liebet unza&#x0364;hlige Farben;</l><lb/>
            <l>Und Eifer&#x017F;ucht trennet &#x017F;ie nicht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Nun heben &#x017F;ich Bin&#x017F;en und Keime,</l><lb/>
            <l>Nun kleiden die Bla&#x0364;tter die Ba&#x0364;ume,</l><lb/>
            <l>Nun &#x017F;chwindet des Winters Ge&#x017F;talt;</l><lb/>
            <l>Nun rau&#x017F;chen lebendige Quellen</l><lb/>
            <l>Und tra&#x0364;nken mit &#x017F;pielenden Wellen</l><lb/>
            <l>Die Triften, den Anger, den Wald.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Wie buhleri&#x017F;ch, wie &#x017F;o gelinde</l><lb/>
            <l>Erwa&#x0364;rmen die we&#x017F;tlichen Winde</l><lb/>
            <l>Das Ufer, den Hu&#x0364;gel, die Gruft!</l><lb/>
            <l>Die jugendlich &#x017F;cherzende Liebe</l><lb/>
            <l>Empfindet die Reizung der Triebe,</l><lb/>
            <l>Empfindet die &#x017F;chmeichelnde Luft.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Nun &#x017F;tellt &#x017F;ich die Dorf&#x017F;chaft in Reihen,</l><lb/>
            <l>Nun rufen euch eure Schallmeyen,</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;tampfenden Ta&#x0364;nzer, hervor.</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;pringet auf gru&#x0364;nender Wie&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Der Bauerknecht hebet die Lie&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Jn hurtiger Wendung, empor.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0035] Wie munter ſind Schaͤfer und Herde! Wie lieblich bebluͤmt ſich die Erde! Wie lebhaft iſt itzo die Welt! Die Tauben verdoppeln die Kuͤſſe, Der Entrich beſuchet die Fluͤſſe, Der luſtige Sperling ſein Feld. Wie gleichet doch Zephyr der Floren! Sie haben ſich weislich erkohren, Sie waͤhlen den Wechſel zur Pflicht. Er flattert um Sproſſen und Garben; Sie liebet unzaͤhlige Farben; Und Eiferſucht trennet ſie nicht. Nun heben ſich Binſen und Keime, Nun kleiden die Blaͤtter die Baͤume, Nun ſchwindet des Winters Geſtalt; Nun rauſchen lebendige Quellen Und traͤnken mit ſpielenden Wellen Die Triften, den Anger, den Wald. Wie buhleriſch, wie ſo gelinde Erwaͤrmen die weſtlichen Winde Das Ufer, den Huͤgel, die Gruft! Die jugendlich ſcherzende Liebe Empfindet die Reizung der Triebe, Empfindet die ſchmeichelnde Luft. Nun ſtellt ſich die Dorfſchaft in Reihen, Nun rufen euch eure Schallmeyen, Jhr ſtampfenden Taͤnzer, hervor. Jhr ſpringet auf gruͤnender Wieſe, Der Bauerknecht hebet die Lieſe, Jn hurtiger Wendung, empor. C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung03_1752/35
Zitationshilfe: Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 3. Hamburg, 1752, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung03_1752/35>, abgerufen am 29.03.2024.