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Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 3. Hamburg, 1752.

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sten Dichter lieben zwar die Tonkunst, aber sie kennen dieselbe nicht.
Wie kann es also anders möglich seyn, als daß mehrentheils unsing-
bare Oden herauskommen müssen? Je kürzer die Zeilen, nämlich
in Arien, je mehr Selbstlauter, je besser zur Tonkunst. Schöne
Beyspiele sind unter andern zu finden in den Oden und Liedern,
welche unser deutscher Horaz 1747. in fünf Büchern dem Drucke
überlassen hat. Aus diesen Oden und Liedern sind also diejenigen,
die in diesem dritten Theile den Beschluß machen. Die noch übrig
sind, bestehen theils in Erzehlungen, theils in Horazianischen und
Anakreontischen Liedern. Von welchen ein jedes Stück einige Blät-
ter erfordert haben würde, wenn es hätte sollen in die Musik gesetzt
werden, welches aber gerade unserem Zwecke entgegen wäre. Die
Melodien habe ich den Liedern so angemessen, wie es die Ueberschrift
und der Jnhalt mit sich gebracht haben. Ueberhaupt, ich habe auf
den ganzen, und nicht auf den einzeln Ausdruck jeder Ode gesehen.
Das Gefällige, das Reizende, das Scherzende, das Tändelnde, das
Verliebte, das Lustige ist in den Melodien mein Vorwurf gewesen.

Hamburg, den 26 Febr. 1752.
Görner.


Jnhalt

ſten Dichter lieben zwar die Tonkunſt, aber ſie kennen dieſelbe nicht.
Wie kann es alſo anders moͤglich ſeyn, als daß mehrentheils unſing-
bare Oden herauskommen muͤſſen? Je kuͤrzer die Zeilen, naͤmlich
in Arien, je mehr Selbſtlauter, je beſſer zur Tonkunſt. Schoͤne
Beyſpiele ſind unter andern zu finden in den Oden und Liedern,
welche unſer deutſcher Horaz 1747. in fuͤnf Buͤchern dem Drucke
uͤberlaſſen hat. Aus dieſen Oden und Liedern ſind alſo diejenigen,
die in dieſem dritten Theile den Beſchluß machen. Die noch uͤbrig
ſind, beſtehen theils in Erzehlungen, theils in Horazianiſchen und
Anakreontiſchen Liedern. Von welchen ein jedes Stuͤck einige Blaͤt-
ter erfordert haben wuͤrde, wenn es haͤtte ſollen in die Muſik geſetzt
werden, welches aber gerade unſerem Zwecke entgegen waͤre. Die
Melodien habe ich den Liedern ſo angemeſſen, wie es die Ueberſchrift
und der Jnhalt mit ſich gebracht haben. Ueberhaupt, ich habe auf
den ganzen, und nicht auf den einzeln Ausdruck jeder Ode geſehen.
Das Gefaͤllige, das Reizende, das Scherzende, das Taͤndelnde, das
Verliebte, das Luſtige iſt in den Melodien mein Vorwurf geweſen.

Hamburg, den 26 Febr. 1752.
Goͤrner.


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[0014] ſten Dichter lieben zwar die Tonkunſt, aber ſie kennen dieſelbe nicht. Wie kann es alſo anders moͤglich ſeyn, als daß mehrentheils unſing- bare Oden herauskommen muͤſſen? Je kuͤrzer die Zeilen, naͤmlich in Arien, je mehr Selbſtlauter, je beſſer zur Tonkunſt. Schoͤne Beyſpiele ſind unter andern zu finden in den Oden und Liedern, welche unſer deutſcher Horaz 1747. in fuͤnf Buͤchern dem Drucke uͤberlaſſen hat. Aus dieſen Oden und Liedern ſind alſo diejenigen, die in dieſem dritten Theile den Beſchluß machen. Die noch uͤbrig ſind, beſtehen theils in Erzehlungen, theils in Horazianiſchen und Anakreontiſchen Liedern. Von welchen ein jedes Stuͤck einige Blaͤt- ter erfordert haben wuͤrde, wenn es haͤtte ſollen in die Muſik geſetzt werden, welches aber gerade unſerem Zwecke entgegen waͤre. Die Melodien habe ich den Liedern ſo angemeſſen, wie es die Ueberſchrift und der Jnhalt mit ſich gebracht haben. Ueberhaupt, ich habe auf den ganzen, und nicht auf den einzeln Ausdruck jeder Ode geſehen. Das Gefaͤllige, das Reizende, das Scherzende, das Taͤndelnde, das Verliebte, das Luſtige iſt in den Melodien mein Vorwurf geweſen. Hamburg, den 26 Febr. 1752. Goͤrner. Jnhalt

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Zitationshilfe: Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 3. Hamburg, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung03_1752/14>, abgerufen am 19.04.2024.