Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
Deine kluge Huld erblicken,
Deiner Liebe Regung sehn,
Das allein darf mich entzücken,
Das allein bleibt wunderschön:
Schön in deiner Seltenheit,
Schön in meiner Dankbarkeit,
Schön auf unsre Lebens-Zeit.
Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe!
Leiste selber die Gewähr.
Sage: Für so grosse Liebe
Fällt die Gegen-Pflicht nicht schwer.
Sag ihr stündlich, daß ihr Bild,
Das mein ganzes Herz erfüllt,
Mehr bey mir, als alles, gilt.
Eil ich, wann es Tag will werden,
Jn die herdenvolle Flur;
O so zeigen mir die Herden
Gleiche Wirkung der Natur:
Was auch ich von ihr erhielt,
Was die Zucht der Lämmer fühlt,
Wann sie mit den Schafen spielt.
Nein! ich will mich nicht entfernen,
Weil mein Abschied sie betrübt;
Nein! ich will von ihr erlernen,
Wie man unaussprechlich liebt.
Ja ich will dir, kühler Hayn!
Hiermit ihren Namen weihn,
Dieser Fichte Schmuck zu seyn.
Name! wachse mit den Rinden!
Wachse, Denkmal meiner Hand!
Werd auch in entlegnen Gründen
Jeder Hirten-Schar bekannt!
Name! den ein Vorzug ziert,
Den von allen, die er rührt,
Keiner mehr, als ich, verspürt.
Deine kluge Huld erblicken,
Deiner Liebe Regung ſehn,
Das allein darf mich entzuͤcken,
Das allein bleibt wunderſchoͤn:
Schoͤn in deiner Seltenheit,
Schoͤn in meiner Dankbarkeit,
Schoͤn auf unſre Lebens-Zeit.
Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe!
Leiſte ſelber die Gewaͤhr.
Sage: Fuͤr ſo groſſe Liebe
Faͤllt die Gegen-Pflicht nicht ſchwer.
Sag ihr ſtuͤndlich, daß ihr Bild,
Das mein ganzes Herz erfuͤllt,
Mehr bey mir, als alles, gilt.
Eil ich, wann es Tag will werden,
Jn die herdenvolle Flur;
O ſo zeigen mir die Herden
Gleiche Wirkung der Natur:
Was auch ich von ihr erhielt,
Was die Zucht der Laͤmmer fuͤhlt,
Wann ſie mit den Schafen ſpielt.
Nein! ich will mich nicht entfernen,
Weil mein Abſchied ſie betruͤbt;
Nein! ich will von ihr erlernen,
Wie man unausſprechlich liebt.
Ja ich will dir, kuͤhler Hayn!
Hiermit ihren Namen weihn,
Dieſer Fichte Schmuck zu ſeyn.
Name! wachſe mit den Rinden!
Wachſe, Denkmal meiner Hand!
Werd auch in entlegnen Gruͤnden
Jeder Hirten-Schar bekannt!
Name! den ein Vorzug ziert,
Den von allen, die er ruͤhrt,
Keiner mehr, als ich, verſpuͤrt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0086" n="36"/>
            <lg n="7">
              <l>Deine kluge Huld erblicken,</l><lb/>
              <l>Deiner Liebe Regung &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Das allein darf mich entzu&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Das allein bleibt wunder&#x017F;cho&#x0364;n:</l><lb/>
              <l>Scho&#x0364;n in deiner Seltenheit,</l><lb/>
              <l>Scho&#x0364;n in meiner Dankbarkeit,</l><lb/>
              <l>Scho&#x0364;n auf un&#x017F;re Lebens-Zeit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe!</l><lb/>
              <l>Lei&#x017F;te &#x017F;elber die Gewa&#x0364;hr.</l><lb/>
              <l>Sage: Fu&#x0364;r &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Liebe</l><lb/>
              <l>Fa&#x0364;llt die Gegen-Pflicht nicht &#x017F;chwer.</l><lb/>
              <l>Sag ihr &#x017F;tu&#x0364;ndlich, daß ihr Bild,</l><lb/>
              <l>Das mein ganzes Herz erfu&#x0364;llt,</l><lb/>
              <l>Mehr bey mir, als alles, gilt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Eil ich, wann es Tag will werden,</l><lb/>
              <l>Jn die herdenvolle Flur;</l><lb/>
              <l>O &#x017F;o zeigen mir die Herden</l><lb/>
              <l>Gleiche Wirkung der Natur:</l><lb/>
              <l>Was auch ich von ihr erhielt,</l><lb/>
              <l>Was die Zucht der La&#x0364;mmer fu&#x0364;hlt,</l><lb/>
              <l>Wann &#x017F;ie mit den Schafen &#x017F;pielt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Nein! ich will mich nicht entfernen,</l><lb/>
              <l>Weil mein Ab&#x017F;chied &#x017F;ie betru&#x0364;bt;</l><lb/>
              <l>Nein! ich will von ihr erlernen,</l><lb/>
              <l>Wie man unaus&#x017F;prechlich liebt.</l><lb/>
              <l>Ja ich will dir, ku&#x0364;hler Hayn!</l><lb/>
              <l>Hiermit ihren Namen weihn,</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;er Fichte Schmuck zu &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Name! wach&#x017F;e mit den Rinden!</l><lb/>
              <l>Wach&#x017F;e, Denkmal meiner Hand!</l><lb/>
              <l>Werd auch in entlegnen Gru&#x0364;nden</l><lb/>
              <l>Jeder Hirten-Schar bekannt!</l><lb/>
              <l>Name! den ein Vorzug ziert,</l><lb/>
              <l>Den von allen, die er ru&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Keiner mehr, als ich, ver&#x017F;pu&#x0364;rt.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0086] Deine kluge Huld erblicken, Deiner Liebe Regung ſehn, Das allein darf mich entzuͤcken, Das allein bleibt wunderſchoͤn: Schoͤn in deiner Seltenheit, Schoͤn in meiner Dankbarkeit, Schoͤn auf unſre Lebens-Zeit. Wahrheit, Zeuginn meiner Triebe! Leiſte ſelber die Gewaͤhr. Sage: Fuͤr ſo groſſe Liebe Faͤllt die Gegen-Pflicht nicht ſchwer. Sag ihr ſtuͤndlich, daß ihr Bild, Das mein ganzes Herz erfuͤllt, Mehr bey mir, als alles, gilt. Eil ich, wann es Tag will werden, Jn die herdenvolle Flur; O ſo zeigen mir die Herden Gleiche Wirkung der Natur: Was auch ich von ihr erhielt, Was die Zucht der Laͤmmer fuͤhlt, Wann ſie mit den Schafen ſpielt. Nein! ich will mich nicht entfernen, Weil mein Abſchied ſie betruͤbt; Nein! ich will von ihr erlernen, Wie man unausſprechlich liebt. Ja ich will dir, kuͤhler Hayn! Hiermit ihren Namen weihn, Dieſer Fichte Schmuck zu ſeyn. Name! wachſe mit den Rinden! Wachſe, Denkmal meiner Hand! Werd auch in entlegnen Gruͤnden Jeder Hirten-Schar bekannt! Name! den ein Vorzug ziert, Den von allen, die er ruͤhrt, Keiner mehr, als ich, verſpuͤrt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung02_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung02_1744/86
Zitationshilfe: Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung02_1744/86>, abgerufen am 08.05.2024.