Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.Mein Liebchen ging mit mir ins Feld: Jch half ihr übern Zaun. Da hab ich mich nicht mehr verstellt, Sie war bey guter Laun. Wir lagerten uns drauf ins Gras, Wie Nachbars-Kinder thun; Doch ich empfand ich weiß nicht was, Das ließ mich gar nicht ruhn. Gnug, daß sie mich ihr Büfchen hieß, Mir Hand und Guschel reicht' Und mir ein saftig Schmätzchen ließ, Dem auch der Most nicht gleicht. Jhr schmutzelt? Denket was ihr wollt. Glaubt, daß sie euch nur neckt, Und daß ihr nicht erfahren sollt Was Hannens Mieder deckt. Die Edelfrau ist zart und fein; Mein Mensch ist wohl so schön. Sollt ich nur ihr Leibeigner seyn, Den Dienst wollt ich versehn. Jhr, die ihr gern was Neues wißt, Das euch die Ohren kraut, Hört, was ihr alle wissen müßt: Sie ist schon meine Braut. Der Herr Magister merkt schon was: Bring ich den Decem hin, So fragt er mich ohn Unterlaß: Ob ich verplempert bin? Und wann sie in die Kirche tritt, So singt er, glaubt es mir, Noch weniger, als sonsten, mit, Und schielt und gafft nach ihr. Mein Liebchen ging mit mir ins Feld: Jch half ihr uͤbern Zaun. Da hab ich mich nicht mehr verſtellt, Sie war bey guter Laun. Wir lagerten uns drauf ins Gras, Wie Nachbars-Kinder thun; Doch ich empfand ich weiß nicht was, Das ließ mich gar nicht ruhn. Gnug, daß ſie mich ihr Buͤfchen hieß, Mir Hand und Guſchel reicht’ Und mir ein ſaftig Schmaͤtzchen ließ, Dem auch der Moſt nicht gleicht. Jhr ſchmutzelt? Denket was ihr wollt. Glaubt, daß ſie euch nur neckt, Und daß ihr nicht erfahren ſollt Was Hannens Mieder deckt. Die Edelfrau iſt zart und fein; Mein Menſch iſt wohl ſo ſchoͤn. Sollt ich nur ihr Leibeigner ſeyn, Den Dienſt wollt ich verſehn. Jhr, die ihr gern was Neues wißt, Das euch die Ohren kraut, Hoͤrt, was ihr alle wiſſen muͤßt: Sie iſt ſchon meine Braut. Der Herr Magiſter merkt ſchon was: Bring ich den Decem hin, So fragt er mich ohn Unterlaß: Ob ich verplempert bin? Und wann ſie in die Kirche tritt, So ſingt er, glaubt es mir, Noch weniger, als ſonſten, mit, Und ſchielt und gafft nach ihr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0062" n="12"/> <lg n="6"> <l>Mein Liebchen ging mit mir ins Feld:</l><lb/> <l>Jch half ihr uͤbern Zaun.</l><lb/> <l>Da hab ich mich nicht mehr verſtellt,</l><lb/> <l>Sie war bey guter Laun.</l><lb/> <l>Wir lagerten uns drauf ins Gras,</l><lb/> <l>Wie Nachbars-Kinder thun;</l><lb/> <l>Doch ich empfand ich weiß nicht was,</l><lb/> <l>Das ließ mich gar nicht ruhn.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Gnug, daß ſie mich ihr Buͤfchen hieß,</l><lb/> <l>Mir Hand und Guſchel reicht’</l><lb/> <l>Und mir ein ſaftig Schmaͤtzchen ließ,</l><lb/> <l>Dem auch der Moſt nicht gleicht.</l><lb/> <l>Jhr ſchmutzelt? Denket was ihr wollt.</l><lb/> <l>Glaubt, daß ſie euch nur neckt,</l><lb/> <l>Und daß ihr nicht erfahren ſollt</l><lb/> <l>Was Hannens Mieder deckt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Die Edelfrau iſt zart und fein;</l><lb/> <l>Mein Menſch iſt wohl ſo ſchoͤn.</l><lb/> <l>Sollt ich nur ihr Leibeigner ſeyn,</l><lb/> <l>Den Dienſt wollt ich verſehn.</l><lb/> <l>Jhr, die ihr gern was Neues wißt,</l><lb/> <l>Das euch die Ohren kraut,</l><lb/> <l>Hoͤrt, was ihr alle wiſſen muͤßt:</l><lb/> <l>Sie iſt ſchon meine Braut.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Der Herr Magiſter merkt ſchon was:</l><lb/> <l>Bring ich den Decem hin,</l><lb/> <l>So fragt er mich ohn Unterlaß:</l><lb/> <l>Ob ich verplempert bin?</l><lb/> <l>Und wann ſie in die Kirche tritt,</l><lb/> <l>So ſingt er, glaubt es mir,</l><lb/> <l>Noch weniger, als ſonſten, mit,</l><lb/> <l>Und ſchielt und gafft nach ihr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0062]
Mein Liebchen ging mit mir ins Feld:
Jch half ihr uͤbern Zaun.
Da hab ich mich nicht mehr verſtellt,
Sie war bey guter Laun.
Wir lagerten uns drauf ins Gras,
Wie Nachbars-Kinder thun;
Doch ich empfand ich weiß nicht was,
Das ließ mich gar nicht ruhn.
Gnug, daß ſie mich ihr Buͤfchen hieß,
Mir Hand und Guſchel reicht’
Und mir ein ſaftig Schmaͤtzchen ließ,
Dem auch der Moſt nicht gleicht.
Jhr ſchmutzelt? Denket was ihr wollt.
Glaubt, daß ſie euch nur neckt,
Und daß ihr nicht erfahren ſollt
Was Hannens Mieder deckt.
Die Edelfrau iſt zart und fein;
Mein Menſch iſt wohl ſo ſchoͤn.
Sollt ich nur ihr Leibeigner ſeyn,
Den Dienſt wollt ich verſehn.
Jhr, die ihr gern was Neues wißt,
Das euch die Ohren kraut,
Hoͤrt, was ihr alle wiſſen muͤßt:
Sie iſt ſchon meine Braut.
Der Herr Magiſter merkt ſchon was:
Bring ich den Decem hin,
So fragt er mich ohn Unterlaß:
Ob ich verplempert bin?
Und wann ſie in die Kirche tritt,
So ſingt er, glaubt es mir,
Noch weniger, als ſonſten, mit,
Und ſchielt und gafft nach ihr.
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