Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742.Was dir dieß neue Jahr bestimmt, Das weiß und lehr ich aus den Sternen. Was mir die Liebe giebt und nimmt, Muß ich aus deinen Augen lernen. Jm Winter wirst du deine Brust, Die stolze Brust, genug verstecken. Doch, was kann nicht die Schlittenlust Bey unverhofftem Fall entdecken? Jm Frühling sucht der Monat May Dir neue Regung zu ertheilen: Und Fürwitz, Lust und Schmeicheley Bemühen sich, dir nachzueilen. Du willst dich bey des Sommers Glut Durch Baden insgeheim erfrischen. Vernimm, was denn das Schicksal thut: Es wird dich da ein Freund erwischen. Du wirst im Herbst ihm günstig seyn: Er weiht sich dir mit tausend Schwüren. Jhn aber wird im Herbst der Wein Und der October dir entführen. Um solcher Untreu zu entgehn, Kann ich dich ein Geheimniß lehren: O! sey mir nur so hold, als schön; So werd ich ewig dich verehren. Was dir dieß neue Jahr beſtimmt, Das weiß und lehr ich aus den Sternen. Was mir die Liebe giebt und nimmt, Muß ich aus deinen Augen lernen. Jm Winter wirſt du deine Bruſt, Die ſtolze Bruſt, genug verſtecken. Doch, was kann nicht die Schlittenluſt Bey unverhofftem Fall entdecken? Jm Fruͤhling ſucht der Monat May Dir neue Regung zu ertheilen: Und Fuͤrwitz, Luſt und Schmeicheley Bemuͤhen ſich, dir nachzueilen. Du willſt dich bey des Sommers Glut Durch Baden insgeheim erfriſchen. Vernimm, was denn das Schickſal thut: Es wird dich da ein Freund erwiſchen. Du wirſt im Herbſt ihm guͤnſtig ſeyn: Er weiht ſich dir mit tauſend Schwuͤren. Jhn aber wird im Herbſt der Wein Und der October dir entfuͤhren. Um ſolcher Untreu zu entgehn, Kann ich dich ein Geheimniß lehren: O! ſey mir nur ſo hold, als ſchoͤn; So werd ich ewig dich verehren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0061" n="39"/> <lg> <l>Was dir dieß neue Jahr beſtimmt,</l><lb/> <l>Das weiß und lehr ich aus den Sternen.</l><lb/> <l>Was mir die Liebe giebt und nimmt,</l><lb/> <l>Muß ich aus deinen Augen lernen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Jm Winter wirſt du deine Bruſt,</l><lb/> <l>Die ſtolze Bruſt, genug verſtecken.</l><lb/> <l>Doch, was kann nicht die Schlittenluſt</l><lb/> <l>Bey unverhofftem Fall entdecken?</l> </lg><lb/> <lg> <l>Jm Fruͤhling ſucht der Monat May</l><lb/> <l>Dir neue Regung zu ertheilen:</l><lb/> <l>Und Fuͤrwitz, Luſt und Schmeicheley</l><lb/> <l>Bemuͤhen ſich, dir nachzueilen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Du willſt dich bey des Sommers Glut</l><lb/> <l>Durch Baden insgeheim erfriſchen.</l><lb/> <l>Vernimm, was denn das Schickſal thut:</l><lb/> <l>Es wird dich da ein Freund erwiſchen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Du wirſt im Herbſt ihm guͤnſtig ſeyn:</l><lb/> <l>Er weiht ſich dir mit tauſend Schwuͤren.</l><lb/> <l>Jhn aber wird im Herbſt der Wein</l><lb/> <l>Und der October dir entfuͤhren.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Um ſolcher Untreu zu entgehn,</l><lb/> <l>Kann ich dich ein Geheimniß lehren:</l><lb/> <l>O! ſey mir nur ſo hold, als ſchoͤn;</l><lb/> <l>So werd ich ewig dich verehren.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0061]
Was dir dieß neue Jahr beſtimmt,
Das weiß und lehr ich aus den Sternen.
Was mir die Liebe giebt und nimmt,
Muß ich aus deinen Augen lernen.
Jm Winter wirſt du deine Bruſt,
Die ſtolze Bruſt, genug verſtecken.
Doch, was kann nicht die Schlittenluſt
Bey unverhofftem Fall entdecken?
Jm Fruͤhling ſucht der Monat May
Dir neue Regung zu ertheilen:
Und Fuͤrwitz, Luſt und Schmeicheley
Bemuͤhen ſich, dir nachzueilen.
Du willſt dich bey des Sommers Glut
Durch Baden insgeheim erfriſchen.
Vernimm, was denn das Schickſal thut:
Es wird dich da ein Freund erwiſchen.
Du wirſt im Herbſt ihm guͤnſtig ſeyn:
Er weiht ſich dir mit tauſend Schwuͤren.
Jhn aber wird im Herbſt der Wein
Und der October dir entfuͤhren.
Um ſolcher Untreu zu entgehn,
Kann ich dich ein Geheimniß lehren:
O! ſey mir nur ſo hold, als ſchoͤn;
So werd ich ewig dich verehren.
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