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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Lebens-Perioden der Seele. VIII.
der Organe und Gewebe vor sich gehen, um so interessanter, als
der vorhergehende Zustand der frei lebenden Larve (Raupe,
Engerling oder Made) ein sehr entwickeltes Seelenleben besitzt,
und als dieses bedeutend unter derjenigen Stufe steht, welche
später (nach dem Puppenschlaf) das vollendete, geflügelte und
geschlechtsreife Insekt zeigt.

Postembryonale Psychogenie. Die Seelenthätigkeit des
Menschen durchläuft während seines individuellen Lebens, ebenso
wie bei den meisten höheren Thieren, eine Reihe von Entwicke-
lungs-Stufen; als die wichtigsten derselben können wir wohl
folgende fünf Haupt-Abschnitte unterscheiden: 1. die Seele des
Neugeborenen bis zum Erwachen des Selbstbewußtseins und zum
Erlernen der Sprache, 2. die Seele des Knaben und des Mädchens
bis zur Pubertät (zum Erwachen des Geschlechtstriebes), 3. die
Seele des Jünglings und der Jungfrau bis zum Eintritt der
sexuellen Verbindung (die Periode der "Ideale"), 4. die Seele
des erwachsenen Mannes und der reifen Frau (Periode der vollen
Reife und der Familien-Gründung, beim Manne meistens bis
ungefähr zum sechzigsten, beim Weibe bis zum fünfzigsten Lebens-
jahre, bis zum Eintritt der Involution), 5. die Seele des Greises
und der Greisin (Periode der Rückbildung). Das Seelenleben
des Menschen durchläuft also dieselben Entwickelungsstufen der
aufsteigenden Fortbildung, der vollen Reife und der absteigenden
Rückbildung wie jede andere Lebensthätigkeit des Organismus.



Lebens-Perioden der Seele. VIII.
der Organe und Gewebe vor ſich gehen, um ſo intereſſanter, als
der vorhergehende Zuſtand der frei lebenden Larve (Raupe,
Engerling oder Made) ein ſehr entwickeltes Seelenleben beſitzt,
und als dieſes bedeutend unter derjenigen Stufe ſteht, welche
ſpäter (nach dem Puppenſchlaf) das vollendete, geflügelte und
geſchlechtsreife Inſekt zeigt.

Poſtembryonale Pſychogenie. Die Seelenthätigkeit des
Menſchen durchläuft während ſeines individuellen Lebens, ebenſo
wie bei den meiſten höheren Thieren, eine Reihe von Entwicke-
lungs-Stufen; als die wichtigſten derſelben können wir wohl
folgende fünf Haupt-Abſchnitte unterſcheiden: 1. die Seele des
Neugeborenen bis zum Erwachen des Selbſtbewußtſeins und zum
Erlernen der Sprache, 2. die Seele des Knaben und des Mädchens
bis zur Pubertät (zum Erwachen des Geſchlechtstriebes), 3. die
Seele des Jünglings und der Jungfrau bis zum Eintritt der
ſexuellen Verbindung (die Periode der „Ideale“), 4. die Seele
des erwachſenen Mannes und der reifen Frau (Periode der vollen
Reife und der Familien-Gründung, beim Manne meiſtens bis
ungefähr zum ſechzigſten, beim Weibe bis zum fünfzigſten Lebens-
jahre, bis zum Eintritt der Involution), 5. die Seele des Greiſes
und der Greiſin (Periode der Rückbildung). Das Seelenleben
des Menſchen durchläuft alſo dieſelben Entwickelungsſtufen der
aufſteigenden Fortbildung, der vollen Reife und der abſteigenden
Rückbildung wie jede andere Lebensthätigkeit des Organismus.



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[170/0186] Lebens-Perioden der Seele. VIII. der Organe und Gewebe vor ſich gehen, um ſo intereſſanter, als der vorhergehende Zuſtand der frei lebenden Larve (Raupe, Engerling oder Made) ein ſehr entwickeltes Seelenleben beſitzt, und als dieſes bedeutend unter derjenigen Stufe ſteht, welche ſpäter (nach dem Puppenſchlaf) das vollendete, geflügelte und geſchlechtsreife Inſekt zeigt. Poſtembryonale Pſychogenie. Die Seelenthätigkeit des Menſchen durchläuft während ſeines individuellen Lebens, ebenſo wie bei den meiſten höheren Thieren, eine Reihe von Entwicke- lungs-Stufen; als die wichtigſten derſelben können wir wohl folgende fünf Haupt-Abſchnitte unterſcheiden: 1. die Seele des Neugeborenen bis zum Erwachen des Selbſtbewußtſeins und zum Erlernen der Sprache, 2. die Seele des Knaben und des Mädchens bis zur Pubertät (zum Erwachen des Geſchlechtstriebes), 3. die Seele des Jünglings und der Jungfrau bis zum Eintritt der ſexuellen Verbindung (die Periode der „Ideale“), 4. die Seele des erwachſenen Mannes und der reifen Frau (Periode der vollen Reife und der Familien-Gründung, beim Manne meiſtens bis ungefähr zum ſechzigſten, beim Weibe bis zum fünfzigſten Lebens- jahre, bis zum Eintritt der Involution), 5. die Seele des Greiſes und der Greiſin (Periode der Rückbildung). Das Seelenleben des Menſchen durchläuft alſo dieſelben Entwickelungsſtufen der aufſteigenden Fortbildung, der vollen Reife und der abſteigenden Rückbildung wie jede andere Lebensthätigkeit des Organismus.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/186>, abgerufen am 23.11.2024.