Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.Instinkt und Vernunft. VII. neue Gruppen derselben producirt, ebenso in den Hallucinationenu. s. w. werden dieselben oft ganz naturwidrig geordnet und erscheinen daher bei nüchterner Betrachtung vollkommen un- vernünftig. Ganz besonders gilt dies von den übernatürlichen "Gestalten des Glaubens", dem Geisterspuk des Spiritismus und den Phantasiebildern der transscendenten dualistischen Philo- sophie; aber gerade diese abnormen Associonen des "Glaubens" und der angeblichen "Offenbarung" werden vielfach als die werthvollsten "Geistesgüter" des Menschen hochgeschätzt *) (vergl. Kapitel 16). Instinkte. Die veraltete Psychologie des Mittelalters, *) Adalbert Svoboda, Gestalten des Glaubens. 1897.
Inſtinkt und Vernunft. VII. neue Gruppen derſelben producirt, ebenſo in den Hallucinationenu. ſ. w. werden dieſelben oft ganz naturwidrig geordnet und erſcheinen daher bei nüchterner Betrachtung vollkommen un- vernünftig. Ganz beſonders gilt dies von den übernatürlichen „Geſtalten des Glaubens“, dem Geiſterſpuk des Spiritismus und den Phantaſiebildern der transſcendenten dualiſtiſchen Philo- ſophie; aber gerade dieſe abnormen Aſſocionen des „Glaubens“ und der angeblichen „Offenbarung“ werden vielfach als die werthvollſten „Geiſtesgüter“ des Menſchen hochgeſchätzt *) (vergl. Kapitel 16). Inſtinkte. Die veraltete Pſychologie des Mittelalters, *) Adalbert Svoboda, Geſtalten des Glaubens. 1897.
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Inſtinkt und Vernunft. VII.
neue Gruppen derſelben producirt, ebenſo in den Hallucinationen
u. ſ. w. werden dieſelben oft ganz naturwidrig geordnet und
erſcheinen daher bei nüchterner Betrachtung vollkommen un-
vernünftig. Ganz beſonders gilt dies von den übernatürlichen
„Geſtalten des Glaubens“, dem Geiſterſpuk des Spiritismus
und den Phantaſiebildern der transſcendenten dualiſtiſchen Philo-
ſophie; aber gerade dieſe abnormen Aſſocionen des
„Glaubens“ und der angeblichen „Offenbarung“ werden vielfach
als die werthvollſten „Geiſtesgüter“ des Menſchen hochgeſchätzt *)
(vergl. Kapitel 16).
Inſtinkte. Die veraltete Pſychologie des Mittelalters,
die allerdings auch heute noch viele Anhänger beſitzt, betrachtete
das Seelenleben des Menſchen und der Thiere als gänzlich ver-
ſchiedene Erſcheinungen; ſie leitete das erſtere von der „Ver-
nunft“, das letztere von dem „Inſtinkt“ ab. Der tradi-
tionellen Schöpfungsgeſchichte entſprechend nahm man an, daß
jeder Thier-Art bei ihrer Schöpfung eine beſtimmte, unbewußte
Seelen-Qualität vom Schöpfer eingepflanzt ſei, und daß dieſer
„Naturtrieb“ (Inſtinctuſ) einer jeden Specieſ ebenſo un-
veränderlich ſei wie deren körperliche Organiſation. Nachdem
ſchon Lamarck (1809) bei Begründung ſeiner Deſcendenz-
Theorie dieſen Irrthum als unhaltbar erwieſen, wurde er durch
Darwin (1859) vollſtändig widerlegt; er bewies an der Hand
ſeiner Selektions-Theorie folgende wichtige Lehrſätze: I. Die
Inſtinkte der Species ſind individuell verſchieden und ebenſo der
Abänderung durch Anpaſſung unterworfen wie die morpho-
logiſchen Merkmale der Körperbildung. II. Dieſe Variationen
(großentheils durch veränderte Gewohnheiten entſtanden) werden
durch Vererbung theilweiſe auf die Nachkommen übertragen
und im Laufe der Generationen gehäuft und befeſtigt. III. Die
*) Adalbert Svoboda, Geſtalten des Glaubens. 1897.
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