Fritz Schultze und Karl Groos in Deutschland, Alfred Espinas und E. Jourdan in Frankreich, Tito Vignoli in Italien. (Ich habe die Titel von einigen der bedeutendsten Werke auf der Rückseite der Kapitel-Vorblätter angeführt.)
In Deutschland gilt gegenwärtig als einer der bedeutendsten Psychologen Wilhelm Wundt in Leipzig; er besitzt vor den meisten anderen Philosophen den unschätzbaren Vorzug einer gründlichen zoologischen, anatomischen und physio- logischen Bildung. Früher Assistent und Schüler von Helm- holtz, hatte sich Wundt frühzeitig daran gewöhnt, die Grund- gesetze der Physik und Chemie im gesammten Gebiete der Physiologie geltend zu machen, also auch im Sinne von Johannes Müller in der Psychologie, als einem Theilgebiete der letzteren. Von diesen Gesichtspunkten geleitet, veröffentlichte Wundt 1863 seine werthvollen "Vorlesungen über die Menschen- und Thier-Seele". Er liefert darin, wie er selbst in der Vorrede sagt, den Nachweis, wie der Schauplatz der wichtigsten Seelen- Vorgänge in der unbewußten Seele liegt, und er eröffnet uns "einen Einblick in jenen Mechanismus, der im unbewußten Hintergrund der Seele die Anregungen verarbeitet, die aus den äußeren Eindrücken stammen". Was mir aber besonders wichtig und werthvoll an Wundt's Werk erscheint, ist, daß er "hier zum ersten Male das Gesetz der Erhaltung der Kraft auf das psychische Gebiet ausdehnt und dabei eine Reihe von Thatsachen der Elektrophysiologie zur Beweisführung benutzt" (l. c. p. VIII).
Dreißig Jahre später veröffentlichte Wundt (1892) eine zweite, wesentlich verkürzte und gänzlich umgearbeitete Auflage seiner "Vorlesungen über die Menschen- und Thier-Seele". Die wichtigsten Principien der ersten Auflage sind in dieser zweiten völlig aufgegeben, und der monistische Standpunkt der ersteren ist mit einem rein dualistischen vertauscht. Wundt selbst
Menſchenſeele und Thierſeele. VI.
Fritz Schultze und Karl Groos in Deutſchland, Alfred Eſpinas und E. Jourdan in Frankreich, Tito Vignoli in Italien. (Ich habe die Titel von einigen der bedeutendſten Werke auf der Rückſeite der Kapitel-Vorblätter angeführt.)
In Deutſchland gilt gegenwärtig als einer der bedeutendſten Pſychologen Wilhelm Wundt in Leipzig; er beſitzt vor den meiſten anderen Philoſophen den unſchätzbaren Vorzug einer gründlichen zoologiſchen, anatomiſchen und phyſio- logiſchen Bildung. Früher Aſſiſtent und Schüler von Helm- holtz, hatte ſich Wundt frühzeitig daran gewöhnt, die Grund- geſetze der Phyſik und Chemie im geſammten Gebiete der Phyſiologie geltend zu machen, alſo auch im Sinne von Johannes Müller in der Pſychologie, als einem Theilgebiete der letzteren. Von dieſen Geſichtspunkten geleitet, veröffentlichte Wundt 1863 ſeine werthvollen „Vorleſungen über die Menſchen- und Thier-Seele“. Er liefert darin, wie er ſelbſt in der Vorrede ſagt, den Nachweis, wie der Schauplatz der wichtigſten Seelen- Vorgänge in der unbewußten Seele liegt, und er eröffnet uns „einen Einblick in jenen Mechanismus, der im unbewußten Hintergrund der Seele die Anregungen verarbeitet, die aus den äußeren Eindrücken ſtammen“. Was mir aber beſonders wichtig und werthvoll an Wundt's Werk erſcheint, iſt, daß er „hier zum erſten Male das Geſetz der Erhaltung der Kraft auf das pſychiſche Gebiet ausdehnt und dabei eine Reihe von Thatſachen der Elektrophyſiologie zur Beweisführung benutzt“ (l. c. p. VIII).
Dreißig Jahre ſpäter veröffentlichte Wundt (1892) eine zweite, weſentlich verkürzte und gänzlich umgearbeitete Auflage ſeiner „Vorleſungen über die Menſchen- und Thier-Seele“. Die wichtigſten Principien der erſten Auflage ſind in dieſer zweiten völlig aufgegeben, und der moniſtiſche Standpunkt der erſteren iſt mit einem rein dualiſtiſchen vertauſcht. Wundt ſelbſt
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Menſchenſeele und Thierſeele. VI.
Fritz Schultze und Karl Groos in Deutſchland, Alfred
Eſpinas und E. Jourdan in Frankreich, Tito Vignoli
in Italien. (Ich habe die Titel von einigen der bedeutendſten
Werke auf der Rückſeite der Kapitel-Vorblätter angeführt.)
In Deutſchland gilt gegenwärtig als einer der bedeutendſten
Pſychologen Wilhelm Wundt in Leipzig; er beſitzt vor den
meiſten anderen Philoſophen den unſchätzbaren Vorzug einer
gründlichen zoologiſchen, anatomiſchen und phyſio-
logiſchen Bildung. Früher Aſſiſtent und Schüler von Helm-
holtz, hatte ſich Wundt frühzeitig daran gewöhnt, die Grund-
geſetze der Phyſik und Chemie im geſammten Gebiete der
Phyſiologie geltend zu machen, alſo auch im Sinne von
Johannes Müller in der Pſychologie, als einem Theilgebiete
der letzteren. Von dieſen Geſichtspunkten geleitet, veröffentlichte
Wundt 1863 ſeine werthvollen „Vorleſungen über die Menſchen-
und Thier-Seele“. Er liefert darin, wie er ſelbſt in der Vorrede
ſagt, den Nachweis, wie der Schauplatz der wichtigſten Seelen-
Vorgänge in der unbewußten Seele liegt, und er eröffnet uns
„einen Einblick in jenen Mechanismus, der im unbewußten
Hintergrund der Seele die Anregungen verarbeitet, die aus den
äußeren Eindrücken ſtammen“. Was mir aber beſonders wichtig
und werthvoll an Wundt's Werk erſcheint, iſt, daß er „hier
zum erſten Male das Geſetz der Erhaltung der Kraft
auf das pſychiſche Gebiet ausdehnt und dabei eine
Reihe von Thatſachen der Elektrophyſiologie zur Beweisführung
benutzt“ (l. c. p. VIII).
Dreißig Jahre ſpäter veröffentlichte Wundt (1892) eine
zweite, weſentlich verkürzte und gänzlich umgearbeitete Auflage
ſeiner „Vorleſungen über die Menſchen- und Thier-Seele“. Die
wichtigſten Principien der erſten Auflage ſind in dieſer zweiten
völlig aufgegeben, und der moniſtiſche Standpunkt der erſteren
iſt mit einem rein dualiſtiſchen vertauſcht. Wundt ſelbſt
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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/132>, abgerufen am 23.11.2024.
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