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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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V. Natürliche Schöpfungsgeschichte.
kleineren, mehr populär gehaltenen Werke einem größeren, ge-
bildeten Leserkreise zugänglich zu machen. Dies geschah 1868
in der "Natürlichen Schöpfungsgeschichte" (Gemeinverständliche
wissenschaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre im All-
gemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im
Besonderen). Wenn der gehoffte Erfolg der "Generellen Mor-
phologie" weit unter meiner berechtigten Erwartung blieb, so
ging umgekehrt derjenige der "Natürlichen Schöpfungsgeschichte"
weit über dieselbe hinaus. Es erschienen im Laufe von 30 Jahren
neun umgearbeitete Auflagen und zwölf verschiedene Uebersetzungen
von derselben. Trotz seiner großen Mängel hat dieses Buch doch
viel dazu beigetragen, die Grundgedanken unserer modernen
Entwickelungslehre in weiteren Kreisen zu verbreiten. Allerdings
konnte ich meinen Hauptzweck, die phylogenetische Umbildung
des natürlichen Systems, dort nur in allgemeinen Umrissen an-
deuten. Indessen habe ich die ausführliche, dort vermißte Be-
gründung des phylogenetischen Systems später in einem größeren
Werke nachgeholt, in der "Systematischen Phylogenie"
(Entwurf eines natürlichen Systems der Organismen auf Grund
ihrer Stammesgeschichte). Der erste Band derselben (1894) be-
handelt die Protisten und Pflanzen, der zweite (1896) die wirbel-
losen Thiere, der dritte (1895) die Wirbelthiere. Die Stamm-
bäume
der kleineren und größeren Gruppen sind hier so weit
ausgeführt, als es mir meine Kenntniß der drei großen
"Stammesurkunden" gestattete, der Palaeontologie, Ontogenie
und Morphologie.

Biogenetisches Grundgesetz. Den engen, ursächlichen Zu-
sammenhang, welcher nach meiner Ueberzeugung zwischen beiden
Zweigen der organischen Entwickelungsgeschichte besteht, hatte ich
schon in der Generellen Morphologie (am Schlusse des fünften
Buches) als einen der wichtigsten Begriffe des Transformismus
hervorgehoben und einen präcisen Ausdruck dafür in mehreren

V. Natürliche Schöpfungsgeſchichte.
kleineren, mehr populär gehaltenen Werke einem größeren, ge-
bildeten Leſerkreiſe zugänglich zu machen. Dies geſchah 1868
in der „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“ (Gemeinverſtändliche
wiſſenſchaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre im All-
gemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im
Beſonderen). Wenn der gehoffte Erfolg der „Generellen Mor-
phologie“ weit unter meiner berechtigten Erwartung blieb, ſo
ging umgekehrt derjenige der „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“
weit über dieſelbe hinaus. Es erſchienen im Laufe von 30 Jahren
neun umgearbeitete Auflagen und zwölf verſchiedene Ueberſetzungen
von derſelben. Trotz ſeiner großen Mängel hat dieſes Buch doch
viel dazu beigetragen, die Grundgedanken unſerer modernen
Entwickelungslehre in weiteren Kreiſen zu verbreiten. Allerdings
konnte ich meinen Hauptzweck, die phylogenetiſche Umbildung
des natürlichen Syſtems, dort nur in allgemeinen Umriſſen an-
deuten. Indeſſen habe ich die ausführliche, dort vermißte Be-
gründung des phylogenetiſchen Syſtems ſpäter in einem größeren
Werke nachgeholt, in der „Syſtematiſchen Phylogenie
(Entwurf eines natürlichen Syſtems der Organismen auf Grund
ihrer Stammesgeſchichte). Der erſte Band derſelben (1894) be-
handelt die Protiſten und Pflanzen, der zweite (1896) die wirbel-
loſen Thiere, der dritte (1895) die Wirbelthiere. Die Stamm-
bäume
der kleineren und größeren Gruppen ſind hier ſo weit
ausgeführt, als es mir meine Kenntniß der drei großen
„Stammesurkunden“ geſtattete, der Palaeontologie, Ontogenie
und Morphologie.

Biogenetiſches Grundgeſetz. Den engen, urſächlichen Zu-
ſammenhang, welcher nach meiner Ueberzeugung zwiſchen beiden
Zweigen der organiſchen Entwickelungsgeſchichte beſteht, hatte ich
ſchon in der Generellen Morphologie (am Schluſſe des fünften
Buches) als einen der wichtigſten Begriffe des Transformismus
hervorgehoben und einen präciſen Ausdruck dafür in mehreren

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[93/0109] V. Natürliche Schöpfungsgeſchichte. kleineren, mehr populär gehaltenen Werke einem größeren, ge- bildeten Leſerkreiſe zugänglich zu machen. Dies geſchah 1868 in der „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“ (Gemeinverſtändliche wiſſenſchaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre im All- gemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im Beſonderen). Wenn der gehoffte Erfolg der „Generellen Mor- phologie“ weit unter meiner berechtigten Erwartung blieb, ſo ging umgekehrt derjenige der „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“ weit über dieſelbe hinaus. Es erſchienen im Laufe von 30 Jahren neun umgearbeitete Auflagen und zwölf verſchiedene Ueberſetzungen von derſelben. Trotz ſeiner großen Mängel hat dieſes Buch doch viel dazu beigetragen, die Grundgedanken unſerer modernen Entwickelungslehre in weiteren Kreiſen zu verbreiten. Allerdings konnte ich meinen Hauptzweck, die phylogenetiſche Umbildung des natürlichen Syſtems, dort nur in allgemeinen Umriſſen an- deuten. Indeſſen habe ich die ausführliche, dort vermißte Be- gründung des phylogenetiſchen Syſtems ſpäter in einem größeren Werke nachgeholt, in der „Syſtematiſchen Phylogenie“ (Entwurf eines natürlichen Syſtems der Organismen auf Grund ihrer Stammesgeſchichte). Der erſte Band derſelben (1894) be- handelt die Protiſten und Pflanzen, der zweite (1896) die wirbel- loſen Thiere, der dritte (1895) die Wirbelthiere. Die Stamm- bäume der kleineren und größeren Gruppen ſind hier ſo weit ausgeführt, als es mir meine Kenntniß der drei großen „Stammesurkunden“ geſtattete, der Palaeontologie, Ontogenie und Morphologie. Biogenetiſches Grundgeſetz. Den engen, urſächlichen Zu- ſammenhang, welcher nach meiner Ueberzeugung zwiſchen beiden Zweigen der organiſchen Entwickelungsgeſchichte beſteht, hatte ich ſchon in der Generellen Morphologie (am Schluſſe des fünften Buches) als einen der wichtigſten Begriffe des Transformismus hervorgehoben und einen präciſen Ausdruck dafür in mehreren

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/109>, abgerufen am 22.11.2024.