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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Alfurus (Neuholländer). Malayen (Polynesier).
furu-Polynesier, d. h. ein Theil von der schlichthaarigen schwarzen Be-
völkerung der Philippinen, Molukken und anderer südasiatischer und
polynesischer Jnselgruppen. Jn vielen körperlichen und geistigen Be-
ziehungen stehen diese schwarzen, schlichthaarigen Stämme auf der
tiefsten Stufe menschlicher Bildung, selbst noch unter den Hottentotten
und Papuas, und könnten demnach vielleicht als ein wenig veränder-
tes Ueberbleibsel von dem vorher erwähnten zweiten Hauptzweige der
Urmenschenart angesehen werden, welcher die Stammform aller
schlichthaarigen Menschen wurde. Die Hautfarbe ist bei diesen Au-
stralnegern meist schwarz, wie bei den echten Negern und Papuas,
und ebenso der Schädel stark schiefzähnig und langköpfig. Sie unter-
scheiden sich von ihnen aber auf den ersten Blick durch das schlichte,
niemals wollige, schwarze Kopfhaar.

Als sechste Menschenart kann man an den Alfuru oder Austral-
neger zunächst den malayischen oder polynesischen Menschen
(Homo polynesius oder malayus) anschließen, welcher im Ganzen
der sogenannten braunen oder malayischen Rasse im früheren Sinne
entspricht. Die jetzt noch lebenden Malayen, ein dürftiger Ueberrest
der früheren Masse, kann man in einen östlichen und einen westlichen
Zweig eintheilen. Zu ersterem gehören die meisten heller gefärbten
Bewohner der australischen Jnselwelt und des großen oceanischen Archi-
pelagus, die Ureinwohner von Neuseeland, Otaheiti, den Sandwich-
inseln, Karolinen-Jnseln u. s. w. Der westliche Zweig dagegen um-
faßt einen großen Theil von den Ureinwohnern der Sundainseln und
des südasiatischen Festlandes, namentlich Malacca. Ein weit nach
Westen verschlagener Stamm derselben hat Madagaskar bevölkert.
Die Hautfarbe der Malayen ist bisweilen noch sehr dunkel, meistens
aber hellbraun. Ein Theil der Polynesier schließt sich durch seinen
schiefzähnigen Langkopf noch unmittelbar an die Australneger an. Ein
anderer Theil dagegen hat einen Mittelkopf oder sogar einen entschiede-
nen Kurzkopf und schließt sich dadurch, sowie durch mehr oder weniger
zurücktretende und gerade Zahnstellung (Orthognathismus) mehr den
Mongolen, und sogar den Kaukasiern an. Wahrscheinlich sind in die-

Alfurus (Neuhollaͤnder). Malayen (Polyneſier).
furu-Polyneſier, d. h. ein Theil von der ſchlichthaarigen ſchwarzen Be-
voͤlkerung der Philippinen, Molukken und anderer ſuͤdaſiatiſcher und
polyneſiſcher Jnſelgruppen. Jn vielen koͤrperlichen und geiſtigen Be-
ziehungen ſtehen dieſe ſchwarzen, ſchlichthaarigen Staͤmme auf der
tiefſten Stufe menſchlicher Bildung, ſelbſt noch unter den Hottentotten
und Papuas, und koͤnnten demnach vielleicht als ein wenig veraͤnder-
tes Ueberbleibſel von dem vorher erwaͤhnten zweiten Hauptzweige der
Urmenſchenart angeſehen werden, welcher die Stammform aller
ſchlichthaarigen Menſchen wurde. Die Hautfarbe iſt bei dieſen Au-
ſtralnegern meiſt ſchwarz, wie bei den echten Negern und Papuas,
und ebenſo der Schaͤdel ſtark ſchiefzaͤhnig und langkoͤpfig. Sie unter-
ſcheiden ſich von ihnen aber auf den erſten Blick durch das ſchlichte,
niemals wollige, ſchwarze Kopfhaar.

Als ſechſte Menſchenart kann man an den Alfuru oder Auſtral-
neger zunaͤchſt den malayiſchen oder polyneſiſchen Menſchen
(Homo polynesius oder malayus) anſchließen, welcher im Ganzen
der ſogenannten braunen oder malayiſchen Raſſe im fruͤheren Sinne
entſpricht. Die jetzt noch lebenden Malayen, ein duͤrftiger Ueberreſt
der fruͤheren Maſſe, kann man in einen oͤſtlichen und einen weſtlichen
Zweig eintheilen. Zu erſterem gehoͤren die meiſten heller gefaͤrbten
Bewohner der auſtraliſchen Jnſelwelt und des großen oceaniſchen Archi-
pelagus, die Ureinwohner von Neuſeeland, Otaheiti, den Sandwich-
inſeln, Karolinen-Jnſeln u. ſ. w. Der weſtliche Zweig dagegen um-
faßt einen großen Theil von den Ureinwohnern der Sundainſeln und
des ſuͤdaſiatiſchen Feſtlandes, namentlich Malacca. Ein weit nach
Weſten verſchlagener Stamm derſelben hat Madagaskar bevoͤlkert.
Die Hautfarbe der Malayen iſt bisweilen noch ſehr dunkel, meiſtens
aber hellbraun. Ein Theil der Polyneſier ſchließt ſich durch ſeinen
ſchiefzaͤhnigen Langkopf noch unmittelbar an die Auſtralneger an. Ein
anderer Theil dagegen hat einen Mittelkopf oder ſogar einen entſchiede-
nen Kurzkopf und ſchließt ſich dadurch, ſowie durch mehr oder weniger
zuruͤcktretende und gerade Zahnſtellung (Orthognathismus) mehr den
Mongolen, und ſogar den Kaukaſiern an. Wahrſcheinlich ſind in die-

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[517/0542] Alfurus (Neuhollaͤnder). Malayen (Polyneſier). furu-Polyneſier, d. h. ein Theil von der ſchlichthaarigen ſchwarzen Be- voͤlkerung der Philippinen, Molukken und anderer ſuͤdaſiatiſcher und polyneſiſcher Jnſelgruppen. Jn vielen koͤrperlichen und geiſtigen Be- ziehungen ſtehen dieſe ſchwarzen, ſchlichthaarigen Staͤmme auf der tiefſten Stufe menſchlicher Bildung, ſelbſt noch unter den Hottentotten und Papuas, und koͤnnten demnach vielleicht als ein wenig veraͤnder- tes Ueberbleibſel von dem vorher erwaͤhnten zweiten Hauptzweige der Urmenſchenart angeſehen werden, welcher die Stammform aller ſchlichthaarigen Menſchen wurde. Die Hautfarbe iſt bei dieſen Au- ſtralnegern meiſt ſchwarz, wie bei den echten Negern und Papuas, und ebenſo der Schaͤdel ſtark ſchiefzaͤhnig und langkoͤpfig. Sie unter- ſcheiden ſich von ihnen aber auf den erſten Blick durch das ſchlichte, niemals wollige, ſchwarze Kopfhaar. Als ſechſte Menſchenart kann man an den Alfuru oder Auſtral- neger zunaͤchſt den malayiſchen oder polyneſiſchen Menſchen (Homo polynesius oder malayus) anſchließen, welcher im Ganzen der ſogenannten braunen oder malayiſchen Raſſe im fruͤheren Sinne entſpricht. Die jetzt noch lebenden Malayen, ein duͤrftiger Ueberreſt der fruͤheren Maſſe, kann man in einen oͤſtlichen und einen weſtlichen Zweig eintheilen. Zu erſterem gehoͤren die meiſten heller gefaͤrbten Bewohner der auſtraliſchen Jnſelwelt und des großen oceaniſchen Archi- pelagus, die Ureinwohner von Neuſeeland, Otaheiti, den Sandwich- inſeln, Karolinen-Jnſeln u. ſ. w. Der weſtliche Zweig dagegen um- faßt einen großen Theil von den Ureinwohnern der Sundainſeln und des ſuͤdaſiatiſchen Feſtlandes, namentlich Malacca. Ein weit nach Weſten verſchlagener Stamm derſelben hat Madagaskar bevoͤlkert. Die Hautfarbe der Malayen iſt bisweilen noch ſehr dunkel, meiſtens aber hellbraun. Ein Theil der Polyneſier ſchließt ſich durch ſeinen ſchiefzaͤhnigen Langkopf noch unmittelbar an die Auſtralneger an. Ein anderer Theil dagegen hat einen Mittelkopf oder ſogar einen entſchiede- nen Kurzkopf und ſchließt ſich dadurch, ſowie durch mehr oder weniger zuruͤcktretende und gerade Zahnſtellung (Orthognathismus) mehr den Mongolen, und ſogar den Kaukaſiern an. Wahrſcheinlich ſind in die-

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/542>, abgerufen am 22.11.2024.