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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Ahnenreihe des Menschen.

(Vergl. den achtzehnten Vortrag und Taf. VI. nebst Erklärung.)

Erste Hälfte der menschlichen Ahnenreihe:
Wirbellose Ahnen des Menschen.
Erste Stufe: Moneren (Monera):

Organismen der denkbar ein-
fachsten Art, ohne Organe, bestehend aus einem ganz einfachen, durch und
durch gleichartigen, structurlosen und formlosen Klümpchen einer schleimarti-
gen oder eiweißartigen Materie; ähnlich der heute noch lebenden Protamoeba
primitiva
(Vergl. S. 144, Fig. 1; S. 283). Entstanden durch Ur-
zeugung oder Archigonie aus sogenannten "anorganischen Verbindungen",
aus einfachen und festen Kohlenstoffverbindungen (im Beginn der antelauren-
tischen Zeit).

Zweite Stufe: Einzellige Urahnthiere (Archezoa unicellu-
laria)
oder Einfache Amoeben (Amoebae),

nackte Zellen (oder membran-
lose, kernhaltige Plastiden), bestehend aus einem structurlosen Protoplasma-
klümpchen, in dessen Jnnerem ein Kern gesondert ist; ähnlich den heute noch
lebenden einfachen nackten Amoeben (Autamoeba etc., vergl. S. 145, Fig. 2).
Entstanden aus den Moneren durch Differenzirung des inneren Kerns von
dem äußeren Protoplasma. Der Formwerth dieser Amoebenstufe ist gleich
demjenigen, welchen das menschliche Ei (S. 146, Fig. 3) noch heute besitzt.
Das Ei ist eine einfache, von einer Membran umschlossene Zelle, so gut wie
eine eingekapselte Amoebe (Vergl. S. 145, Fig. 2 A).

Dritte Stufe: Mehrzellige Urahnthiere (Archezoa multicel-
lularia)
oder Amoebengemeinden (Synamoebae):

Einfache Haufen
von gleichartigen Nacktzellen, bestehend aus einer Colonie von mehreren, an
einanderliegenden, einfachen und gleichartigen, amoebenähnlichen Zellen. Ent-
standen
aus einfachen Amoeben durch wiederholte Theilung derselben und
Beisammenbleiben der Theilungsproducte. Der Formwerth dieser Stufe
ist gleich demjenigen des menschlichen Eies nach vollendeter Furchung oder Thei-
lung, ehe noch die gleichartigen Zellen sich differenzirt haben (Vergl. S. 146,
Fig. 4 D).

Ahnenreihe des Menſchen.

(Vergl. den achtzehnten Vortrag und Taf. VI. nebſt Erklaͤrung.)

Erſte Haͤlfte der menſchlichen Ahnenreihe:
Wirbelloſe Ahnen des Menſchen.
Erſte Stufe: Moneren (Monera):

Organismen der denkbar ein-
fachſten Art, ohne Organe, beſtehend aus einem ganz einfachen, durch und
durch gleichartigen, ſtructurloſen und formloſen Kluͤmpchen einer ſchleimarti-
gen oder eiweißartigen Materie; aͤhnlich der heute noch lebenden Protamoeba
primitiva
(Vergl. S. 144, Fig. 1; S. 283). Entſtanden durch Ur-
zeugung oder Archigonie aus ſogenannten „anorganiſchen Verbindungen“,
aus einfachen und feſten Kohlenſtoffverbindungen (im Beginn der antelauren-
tiſchen Zeit).

Zweite Stufe: Einzellige Urahnthiere (Archezoa unicellu-
laria)
oder Einfache Amoeben (Amoebae),

nackte Zellen (oder membran-
loſe, kernhaltige Plaſtiden), beſtehend aus einem ſtructurloſen Protoplasma-
kluͤmpchen, in deſſen Jnnerem ein Kern geſondert iſt; aͤhnlich den heute noch
lebenden einfachen nackten Amoeben (Autamoeba etc., vergl. S. 145, Fig. 2).
Entſtanden aus den Moneren durch Differenzirung des inneren Kerns von
dem aͤußeren Protoplasma. Der Formwerth dieſer Amoebenſtufe iſt gleich
demjenigen, welchen das menſchliche Ei (S. 146, Fig. 3) noch heute beſitzt.
Das Ei iſt eine einfache, von einer Membran umſchloſſene Zelle, ſo gut wie
eine eingekapſelte Amoebe (Vergl. S. 145, Fig. 2 A).

Dritte Stufe: Mehrzellige Urahnthiere (Archezoa multicel-
lularia)
oder Amoebengemeinden (Synamoebae):

Einfache Haufen
von gleichartigen Nacktzellen, beſtehend aus einer Colonie von mehreren, an
einanderliegenden, einfachen und gleichartigen, amoebenaͤhnlichen Zellen. Ent-
ſtanden
aus einfachen Amoeben durch wiederholte Theilung derſelben und
Beiſammenbleiben der Theilungsproducte. Der Formwerth dieſer Stufe
iſt gleich demjenigen des menſchlichen Eies nach vollendeter Furchung oder Thei-
lung, ehe noch die gleichartigen Zellen ſich differenzirt haben (Vergl. S. 146,
Fig. 4 D).

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[[502]/0527] Ahnenreihe des Menſchen. (Vergl. den achtzehnten Vortrag und Taf. VI. nebſt Erklaͤrung.) Erſte Haͤlfte der menſchlichen Ahnenreihe: Wirbelloſe Ahnen des Menſchen. Erſte Stufe: Moneren (Monera): Organismen der denkbar ein- fachſten Art, ohne Organe, beſtehend aus einem ganz einfachen, durch und durch gleichartigen, ſtructurloſen und formloſen Kluͤmpchen einer ſchleimarti- gen oder eiweißartigen Materie; aͤhnlich der heute noch lebenden Protamoeba primitiva (Vergl. S. 144, Fig. 1; S. 283). Entſtanden durch Ur- zeugung oder Archigonie aus ſogenannten „anorganiſchen Verbindungen“, aus einfachen und feſten Kohlenſtoffverbindungen (im Beginn der antelauren- tiſchen Zeit). Zweite Stufe: Einzellige Urahnthiere (Archezoa unicellu- laria) oder Einfache Amoeben (Amoebae), nackte Zellen (oder membran- loſe, kernhaltige Plaſtiden), beſtehend aus einem ſtructurloſen Protoplasma- kluͤmpchen, in deſſen Jnnerem ein Kern geſondert iſt; aͤhnlich den heute noch lebenden einfachen nackten Amoeben (Autamoeba etc., vergl. S. 145, Fig. 2). Entſtanden aus den Moneren durch Differenzirung des inneren Kerns von dem aͤußeren Protoplasma. Der Formwerth dieſer Amoebenſtufe iſt gleich demjenigen, welchen das menſchliche Ei (S. 146, Fig. 3) noch heute beſitzt. Das Ei iſt eine einfache, von einer Membran umſchloſſene Zelle, ſo gut wie eine eingekapſelte Amoebe (Vergl. S. 145, Fig. 2 A). Dritte Stufe: Mehrzellige Urahnthiere (Archezoa multicel- lularia) oder Amoebengemeinden (Synamoebae): Einfache Haufen von gleichartigen Nacktzellen, beſtehend aus einer Colonie von mehreren, an einanderliegenden, einfachen und gleichartigen, amoebenaͤhnlichen Zellen. Ent- ſtanden aus einfachen Amoeben durch wiederholte Theilung derſelben und Beiſammenbleiben der Theilungsproducte. Der Formwerth dieſer Stufe iſt gleich demjenigen des menſchlichen Eies nach vollendeter Furchung oder Thei- lung, ehe noch die gleichartigen Zellen ſich differenzirt haben (Vergl. S. 146, Fig. 4 D).

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. [502]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/527>, abgerufen am 22.11.2024.