Zeitraum, dehnten sich diese höheren Stämme mehr und mehr auf Ko- sten der Mollusken und Würmer aus, welche ihnen im Kampfe um das Dasein nicht gewachsen waren, und dem entsprechend mehr und mehr abnahmen. Die jetzt noch lebenden Weichthiere und Würmer sind nur als ein verhältnißmäßig schwacher Rest von der mächtigen Fauna zu betrachten, welche in primordialer und primärer Zeit über die anderen Stämme ganz überwiegend herrschte. (Vergl. Taf. III und IV nebst Erklärung).
Jn keinem Thierstamm zeigt sich deutlicher, als in dem der Mollus- ken, wie verschieden der Werth ist, welchen die Versteinerungen für die Geologie und für die Phylogenie besitzen. Für die Geologie sind die verschiedenen Arten der versteinerten Weichthierschalen von der größten Bedeutung, weil dieselben als "Leitmuscheln" vortreffliche Dienste zur Charakteristik der verschiedenen Schichtengruppen und ihres relativen Alters leisten. Für die Genealogie der Mollusken dagegen besitzen sie nur sehr geringen Werth, weil sie einerseits Körpertheile von ganz untergeordneter morphologischer Bedeutung sind, und weil anderer- seits die eigentliche Entwickelung des Stammes in die ältere Primor- dialzeit fällt, aus welcher uns keine deutlichen Versteinerungen er- halten sind. Wenn wir daher den Stammbaum der Mollusken construiren wollen, so sind wir vorzugsweise auf die Urkunden der Ontogenie und der vergleichenden Anatomie angewiesen, aus denen sich etwa Folgendes ergiebt. (Gen. Morph. II, Taf. VI, S. CII bis CXVI).
Von den vier uns bekannten Klassen der echten Weichthiere stehen auf der niedersten Stufe die in der Tiefe des Meeres festgewachsenen Spiralkiemer(Spirobranchia), ft auch unpassend als Arm- füßer(Brachiopoda) bezeichnet. Von dieser Klasse leben gegen- wärtig nur noch wenige Formen, einige Arten von Lingula, Tere- bratula und Verwandte; schwache Ueberbleibsel von der mächtigen und formenreichen Gruppe, welche die Spiralkiemer in älteren Zeiten der Erdgeschichte darstellten. Jn der Silurzeit bildeten sie die Haupt- masse des ganzen Weichthierstammes. Aus der Uebereinstimmung
Geſchichte des Weichthierſtammes.
Zeitraum, dehnten ſich dieſe hoͤheren Staͤmme mehr und mehr auf Ko- ſten der Mollusken und Wuͤrmer aus, welche ihnen im Kampfe um das Daſein nicht gewachſen waren, und dem entſprechend mehr und mehr abnahmen. Die jetzt noch lebenden Weichthiere und Wuͤrmer ſind nur als ein verhaͤltnißmaͤßig ſchwacher Reſt von der maͤchtigen Fauna zu betrachten, welche in primordialer und primaͤrer Zeit uͤber die anderen Staͤmme ganz uͤberwiegend herrſchte. (Vergl. Taf. III und IV nebſt Erklaͤrung).
Jn keinem Thierſtamm zeigt ſich deutlicher, als in dem der Mollus- ken, wie verſchieden der Werth iſt, welchen die Verſteinerungen fuͤr die Geologie und fuͤr die Phylogenie beſitzen. Fuͤr die Geologie ſind die verſchiedenen Arten der verſteinerten Weichthierſchalen von der groͤßten Bedeutung, weil dieſelben als „Leitmuſcheln“ vortreffliche Dienſte zur Charakteriſtik der verſchiedenen Schichtengruppen und ihres relativen Alters leiſten. Fuͤr die Genealogie der Mollusken dagegen beſitzen ſie nur ſehr geringen Werth, weil ſie einerſeits Koͤrpertheile von ganz untergeordneter morphologiſcher Bedeutung ſind, und weil anderer- ſeits die eigentliche Entwickelung des Stammes in die aͤltere Primor- dialzeit faͤllt, aus welcher uns keine deutlichen Verſteinerungen er- halten ſind. Wenn wir daher den Stammbaum der Mollusken conſtruiren wollen, ſo ſind wir vorzugsweiſe auf die Urkunden der Ontogenie und der vergleichenden Anatomie angewieſen, aus denen ſich etwa Folgendes ergiebt. (Gen. Morph. II, Taf. VI, S. CII bis CXVI).
Von den vier uns bekannten Klaſſen der echten Weichthiere ſtehen auf der niederſten Stufe die in der Tiefe des Meeres feſtgewachſenen Spiralkiemer(Spirobranchia), ft auch unpaſſend als Arm- fuͤßer(Brachiopoda) bezeichnet. Von dieſer Klaſſe leben gegen- waͤrtig nur noch wenige Formen, einige Arten von Lingula, Tere- bratula und Verwandte; ſchwache Ueberbleibſel von der maͤchtigen und formenreichen Gruppe, welche die Spiralkiemer in aͤlteren Zeiten der Erdgeſchichte darſtellten. Jn der Silurzeit bildeten ſie die Haupt- maſſe des ganzen Weichthierſtammes. Aus der Uebereinſtimmung
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Geſchichte des Weichthierſtammes.
Zeitraum, dehnten ſich dieſe hoͤheren Staͤmme mehr und mehr auf Ko-
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das Daſein nicht gewachſen waren, und dem entſprechend mehr und
mehr abnahmen. Die jetzt noch lebenden Weichthiere und Wuͤrmer
ſind nur als ein verhaͤltnißmaͤßig ſchwacher Reſt von der maͤchtigen
Fauna zu betrachten, welche in primordialer und primaͤrer Zeit uͤber
die anderen Staͤmme ganz uͤberwiegend herrſchte. (Vergl. Taf. III
und IV nebſt Erklaͤrung).
Jn keinem Thierſtamm zeigt ſich deutlicher, als in dem der Mollus-
ken, wie verſchieden der Werth iſt, welchen die Verſteinerungen fuͤr die
Geologie und fuͤr die Phylogenie beſitzen. Fuͤr die Geologie ſind die
verſchiedenen Arten der verſteinerten Weichthierſchalen von der groͤßten
Bedeutung, weil dieſelben als „Leitmuſcheln“ vortreffliche Dienſte zur
Charakteriſtik der verſchiedenen Schichtengruppen und ihres relativen
Alters leiſten. Fuͤr die Genealogie der Mollusken dagegen beſitzen ſie
nur ſehr geringen Werth, weil ſie einerſeits Koͤrpertheile von ganz
untergeordneter morphologiſcher Bedeutung ſind, und weil anderer-
ſeits die eigentliche Entwickelung des Stammes in die aͤltere Primor-
dialzeit faͤllt, aus welcher uns keine deutlichen Verſteinerungen er-
halten ſind. Wenn wir daher den Stammbaum der Mollusken
conſtruiren wollen, ſo ſind wir vorzugsweiſe auf die Urkunden der
Ontogenie und der vergleichenden Anatomie angewieſen, aus denen
ſich etwa Folgendes ergiebt. (Gen. Morph. II, Taf. VI, S. CII bis
CXVI).
Von den vier uns bekannten Klaſſen der echten Weichthiere ſtehen
auf der niederſten Stufe die in der Tiefe des Meeres feſtgewachſenen
Spiralkiemer (Spirobranchia), ft auch unpaſſend als Arm-
fuͤßer (Brachiopoda) bezeichnet. Von dieſer Klaſſe leben gegen-
waͤrtig nur noch wenige Formen, einige Arten von Lingula, Tere-
bratula und Verwandte; ſchwache Ueberbleibſel von der maͤchtigen
und formenreichen Gruppe, welche die Spiralkiemer in aͤlteren Zeiten
der Erdgeſchichte darſtellten. Jn der Silurzeit bildeten ſie die Haupt-
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/438>, abgerufen am 25.11.2024.
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